1995
03/02/20001824-1999
3. Februar 1824: Gründung des Bundesstaates Oaxaca
1858 – 1872: Präsidentschaft von Benito Juárez, der aus einer Zapoteken-Familie in Oaxaca stammte
Anfang des 20. Jahrhunderts: Die Brüder Ricardo und Enrique Flores Magón, Oppositionelle und Kritiker des Systems, gründen die Zeitung Regeneración, eines der wenigen Printmedien, das die Diktatur von Porfirio Díaz (der übrigens auch aus Oaxaca stammt) direkt attackiert. In dieser Zeit gewinnt der Magonismus AnhängerInnen in ganz Oaxaca, bis heute hält sich dieser Einfluss im Bundesstaat.
März 1967: Durch ein Dekret des Präsidenten werden 28 chiapanekische Gemeinden auf 594 Hektar Land in der Region Chimalapas geschaffen. Letztere gehört historisch gesehen zu Oaxaca. Damit beginnt ein Konflikt, der bis heute ungelöst ist.
1977: Ein ursprünglich universitärer Konflikt weitet sich auf die gesamte Gesellschaft in Oaxaca aus, als weitere Probleme im sozialen Bereich, um Arbeitsbedingungen, Agrarkonflikte und politischer Natur dazukommen: so z.B. der Arbeitskampf in den Unternehmen Oaxaca-Pacífico und Estrella del Valle, wo ein Streik stattfand, die Anhebung der Fahrpreise der Transportmittel im Isthmus von Tehuantepec, die Festnahme von Anführern von Bauernorganisationen und Geringverdienender in den Städten etc. Es entsteht eine Situation der Unregierbarkeit, die von starker sozialer Polarisierung geprägt ist. Im Februar 1977 wird eine Demonstration in Juchitán gewaltsam aufgelöst, mehrere Bauern werden dabei erschossen. In San Juan Lalana werden Bauern erschossen, die vor dem örtlichen Gefängnis gegen die Inhaftierung von Leuten aus dem Dorf protestierten. Aufgrund der chaotischen Situation im Bundesstaat schickt das Bundesparlament eine Kommission von Abgeordneten nach Oaxaca. Am 2. März, als sich diese Kommission noch in Oaxaca befindet, wird eine Demonstration von Universitätsangestellten und StudentInnen durch die Polizei gewaltsam aufgelöst, die wahllos in die Menge schießt und dabei 2 DemonstrantInnen tötet sowie über ein Dutzend verletzt. Am 3. März ist Oaxaca-Stadt de facto von der Armee besetzt. Die Bundesregierung zwingt den Gouverneur und die Rektoren der Universitäten zum Rücktritt, unter letzteren auch Martínez Soriana (der in den folgenden Jahrzehnten wieder auftaucht, so auch im Konflikt von 2006). Von der Bundesregierung veranlasst, ernennt das Landesparlament einen Interims-Gouverneur, den General Eliseo Jiménez Ruiz. Dieser war zuvor in Guerrero für die Zersetzung der Guerilla von Lucio Cabañas verantwortlich gewesen. Es heißt, er habe einen wichtigen Teil seiner Methoden auch in Oaxaca zur Anwendung gebracht, insbesondere einen inoffiziellen Repressionsapparat, der auch als „Weiße Brigade“ bekannt ist (und vor allem 1977 bis 1979 aktiv war). Diese verfolgte „Subversive“ im ganzen Land. Über Tausend BürgerInnen werden ohne rechtliche Grundlage festgenommen. Einige werden exekutiert, weitere sind bis zum heutigen Tage „verschwunden„. Dies alles ist Teil dessen, was in Mexiko gemeinhin der „schmutzige Krieg“ (der 1960er und 1970er Jahre) genannt wird.
Im Zeitraum von 1980 bis 1985 spielt der Gouverneur Pedro Vázquez Colmenares (PRI) eine entscheidende Rolle bei der Eindämmung von Massenmobilisierungen. Er ordnet die Einsetzung von sieben Regionalvertretungen der Regierung an, je eine pro Region. Diese sollen die Regierung vor Ort repräsentieren und so die Regierungsinstanzen besser mit den Landkreisverwaltungen verbinden, um letzteren vor allem Unterstützung in rechtlichen, technischen, verwaltungstechnischen und finanziellen Angelegenheiten zu leisten. Aber sie sind auch dazu da, Anfragen, Vorschläge, Empfehlungen und Beschwerden der Zivilgesellschaft anzunehmen. Vázquez Colmenares spielt eine wichtige Rolle beim Tourismusprojekt der Bucht von Huatulco. Er reicht seinen Rücktritt ein, als er zum Generaldirektor der Flughafen-Behörde der Bundesregierung (ASA) ernannt wird.
1985 wird Jesús Emilio Martínez Álvarez (PRI), der zu diesem Zeitpunkt Abgeordneter des Bundesparlaments ist, zum Gouverneur von Oaxaca ernannt.
Ab 1986 übernimmt Heladio Ramírez López die Regierungsgeschäfte, der aus einer Mixteco-Familie stammt und eine langjährige Karriere als Parteifunktionär hinter sich hat. Er hatte seine politische Laufbahn als Kader des bäuerlichen Sektors innerhalb der PRI begonnen. Seine Amtszeit verlief „scheinbar ohne besondere Vorkommnisse„. Allerdings wurde beklagt, dass er nach und nach ein Netzwerk aus Gefälligkeiten und „Verbündeten“ aufgebaut habe.
August 1990: Der Gouverneur legt dem Landesparlament seine Gesetzesinitiative zur Reform im Bereich indigener Rechte vor.
1991: Die BewohnerInnen der Chimalapas beginnen einen Versöhnungsprozess und schlagen den BewohnerInnen der chiapanekischen Dörfer vor, Teil der Gemeinden der Chimalapas zu werden.
1992 tritt Diodoro Carrasco Altamirano (PRI) das Amt des Gouverneurs an.
27. Januar 1993: Die Kommission für Menschenrechte des Bundesstaates Oaxaca wird geschaffen.
Anfang 1994: Die Bewegung für die Einheit und den Kampf der Triqui (MULT), eine indigene Organisation der Triqui-Region (Südwesten des Bundesstaates), solidarisiert sich mit der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN), die am 1. Januar 1994 in Chiapas einen bewaffneten Aufstand begonnen hatte. Da die Regierung besorgt war, dass es Zapatistas in Oaxaca geben könnte, wurde im selben Jahr die Vereinigung für sozialen Wohlstand der Triqui-Region (UBISORT) geschaffen, um den Einfluss der MULT einzudämmen. Die UBISORT setzt sich aus PRI-Mitgliedern zusammen und wird von ihren Gegnern als paramilitärische Gruppe eingestuft.
1994: Im Isthmus von Tehuantepec wird der Windradpark La Venta gebaut.
30. August 1995: Das Landesparlament verabschiedet die Reform des Wahlrechts von Oaxaca, mit der indigene Traditionen und Gebräuche anerkannt werden.
28. Juni: An diesem Tag tritt in Guerrero die Revolutionäre Volksarmee (EPR), eine Guerilla, beim Gedenken an das Massaker von Aguas Blancas in Erscheinung. Hundert bewaffnete und vermummte Frauen und Männer geben ihr ‚Manifest von Aguas Blancas‘ bekannt, in welchem es heißt, dass die „institutionalisierte Gewalt“ weiterhin so herrscht wie zur Zeit von Lucio Cabañas Barrientos und Genaro Vázquez Rojas. Sie erklären, dass sie zu den Waffen gegriffen haben, um gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen. „Angesichts der institutionalisierten Gewalt ist der bewaffnete Kampf ein legitimes und notwendiges Mittel der Bevölkerung, um seinen souveränen Willen zu bekunden und den Rechtsstaat wieder herzustellen.“ Eine ihrer wichtigsten Forderungen ist Gerechtigkeit. In der Nacht des 28. Juni kommt es zu einem Zusammenstoß zwischen einer Zelle der EPR und Polizisten des Bundesstaates in der Ortschaft Zumpango del Río, bei dem drei Polizisten verletzt werden.
29. August 1996: Zwei Monate nach dem ersten öffentlichen Erscheinen in Aguas Blancas, Guerrero, verübt die EPR Angriffe in La Crucecita (Huatulco, Oaxaca) und fünf weiteren Bundesstaaten. Der Angriff in La Crucecita wird als Vorwand genommen, die Repression gegen die Indigenen der Region Loxicha in der Sierra Sur von Oaxaca zu rechtfertigen. Willkürliche Verhaftung, Verschwindenlassen, Totschlag, Raub, Vergewaltigung von Frauen, Einschüchterung von wehrlosen EinwohnerInnen, denen eine Vielzahl von schweren Verbrechen vorgeworfen wird und die mit der EPR in Verbindung gebracht werden – so lauten die Vorwürfe gegen staatliche Stellen. Nach Angaben sozialer Organisationen kommt es in den darauf folgenden Jahren zu mindestens 200 unrechtmäßigen Festnahmen, 150 Fällen von Folter, 32 illegalen Hausdurchsuchungen, 22 außergerichtlichen Hinrichtungen, 22 Fällen von Verschwindenlassen, 137 Gefangenen aus politischen und Gewissensgründen sowie einer Vielzahl von Fällen sexuellen Missbrauchs, Einschüchterungen, Todesdrohungen und unrechtmäßigen Strafverfahren.
18. Dezember 1996: Es kommt zu einem gewaltsamen Polizei- und Armeeeinsatz in der zapotekischen Gemeinde Asunción Lachixila, Landkreis Santiago Camotlán, in der Region Rincón Bajo der Sierra Juárez. Mehr als 300 Soldaten und Polizisten in 38 Fahrzeugen und mit drei mit Waffen ausgerüsteten Hubschraubern dringen in dieses Dorf und Nachbargemeinden ein, die zur Vereinigung der Zapoteken- und Chinanteken-Indigenen „Emiliano Zapata“ (UIZACHI-EZ) gehören. Dabei werden Häuser durchsucht, Frauen und ältere DorfbewohnerInnen geschlagen, 7 Bauern des Dorfes werden ohne Haftbefehl festgenommen.
10. Juni 1997: Die Ehefrauen, Mütter und Kinder der Gefangenen von Loxicha beginnen ein Protestcamp am Regierungspalast in Oaxaca-Stadt. Sie fordern ein unabhängiges Verfahren sowie eine Verurteilung der Verantwortlichen der unrechtmäßigen Verhaftungen und der außergerichtlichen Hinrichtungen.
8. Januar 1998: Eine Abspaltung der EPR gründet die Revolutionäre Armee des Aufständischen Volkes (ERPI), eine Bewegung, die näher an der Basis sein soll, was die Entscheidungsfindung betrifft. In der ERPI versammelt sich der wichtigste Teil der Mitglieder und Kader der EPR von Guerrero. Sie führen sowohl militärische Aktionen als auch politische Aktivitäten durch. Die ERPI ist die Guerilla mit der größten ideologischen Nähe zur Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN).
18. April 1998: In Tuxtepec werden 16 Mitglieder des Indigenen Volksrates „Ricardo Flores Magón“ (CIPO-RFM) bei einem Einsatz von mehr als 500 Polizisten und Soldaten verhaftet. Zur gleichen Zeit werden im Rathaus von Putla de Guerrero 25 Personen und 5 weitere in Puerto Escondido verhaftet, alle Mitglieder des CIPO-RFM.
Ende 1998 tritt José Murat (PRI) das Amt des Gouverneurs in Oaxaca an.
1999: In der Region des Flusses Papaloapan tritt eine bewaffnete Gruppierung mit dem Namen „Regionaler Arbeiter-, Bauern- und urbaner Rat von Tuxtepec“ (CROCUT) in Erscheinung. Ihr wird vorgeworfen, eine paramilitärische Gruppierung zu sein, die von hohen FunktionärInnen der Landes- und der Bundesregierung gedeckt wird, Kriegswaffen zu besitzen und eine Reihe von Verbrechen begangen zu haben, ohne dafür zur Verantwortung gezogen worden zu sein.