ANALYSE: Es scheint immer schwieriger, eine Lösung für den Konflikt in Chiapas zu finden
28/12/20012001
02/01/20022001
10. Januar: Die Armee gibt das Militärlager in Cuxuljá, Landkreis Ocosingo, auf.
17. Januar: Die Militärbasis in der Gemeinde Roberto Barrios, Landkreis Palenque, wird abgebaut.
24. Februar: 23 Kommandanten und der Subcomandante Marcos machen sich von fünf Orten in Chiapas auf den Weg nach Mexiko-Stadt. Etwa 20.000 Menschen empfangen die Karawane in San Cristóbal.
5. März: Die 5.000 Delegierten des dritten Nationalen Indigena-Kongresses (CNI) beschließen einen friedlichen nationalen indigenen Aufstand, um die Zustimmung zum COCOPA-Gesetz zu fordern. Sie übergeben der EZLN dessen komplette Repräsentanz. Eine Kommission des CNI wird die Zapatisten in das mexikanische Parlament begleiten.
12. März: Nachdem sie zwölf mexikanische Staaten besuchten, wird die Zapatistendelegation von mehr als 100.000 Menschen auf dem Zócalo, dem Hautplatz von Mexiko-Stadt, empfangen.
19. März: Präsident Fox kündigt den Rückzug der mexikanischen Armee aus der zapatisten Gemeinde Guadalupe Tepeyac an.
28. März: 23 KommandantInnen der EZLN sprechen im Bundesparlament. Die Kommandantin Esther informiert, dass die EZLN die verlassenen Militärpositionen nicht zu ihrem militärischen Vorteil nutzen wird und ernennt Fernando Yañez als offiziellen Regierungsrepräsentanten der Zapatisten. Dieser trifft sich mit dem Friedensbeauftragten, Luis H. Alvarez, um Gespräche zur Einhaltung der Bedingungen der Zapatisten zu beginnen
19. April: Elf Mitglieder der Gruppe „Frieden und Gerechtigkeit“ werden von schweren Verbrechen entlastet und unter Zahlung einer Kaution aus dem Gefängnis entlassen. Nichtregierungsorganisationen prangern dies als politische Entscheidung und Anschlag auf die Gerechtigkeit an.
25. April: Der mexikanische Senat bewilligt eine verfassungsmäßige Reform der indigenen Rechte.
26. April: Der CNI erklärt, dass dieses vom Senat bewilligte indigene Gesetz wichtige Punkte der Abkommen von San Andrés nicht beachtet.
27. April: Die Abgeordnetenkammer bewilligt das Gesetz über indigene Rechte und Kulturen mit 386 Stimmen gegen 60 Gegenstimmen.
29. April: Mitteilung der Zapatisten: „Die EZLN lehnt formell diese verfassungsmäßige Reform über indigene Rechte und Kulturen ab. Diese Reform greift den Geist der Abkommen von San Andrés nicht wieder auf, respektiert nicht den Gesetzentwurf der COCOPA und ignoriert gänzlich die nationalen und internationalen Forderungen zur Anerkennung der indigenen Rechte und Kultur“. Infolgedessen bricht die EZLN den Dialog mit der Regierung ab.
Von April bis Dezember 2002: die EZLN hüllt sich in Schweigen.
1. Mai: Mitteilung des Friedensbeauftragten: die bewilligte Reform „beinhaltet Fortschritte ohne Präzedenzfälle, die ohne jeden Zweifel für unsere Nation wichtig wären. Aber es ist ebenfalls festgestellt worden, dass sie in einigen zentralen Themen noch vertieft werden müsste“.
14. Juni: Präsident Fox erklärt in El Salvador: „Das Zapatistenthema ist nicht das Thema Mexikos. Man muss es in einer angemessenen Dimension betrachten. Außerdem entschärft sich der Konflikt zunehmend. Eigentlich gibt es keinen Konflikt, wir befinden uns in heiligem Frieden“.
3. Juli: 1.400 SchriftstellerInnen, Intellektuelle, AkademikerInnen, Geistliche und MenschenrechtsverteidigerInnen sowie verschiedene mexikanische und internationale Nichtregierungsorganisationen rufen die Landesparlamente der verschiedenen Bundesstaaten auf, das indigene Gesetz nicht zu verabschieden.
11. Juli: Der „Appel des Südens“: die gesetzgebenden und exekutiven Gewalten von Oaxaca und Chiapas rufen die Parlamente der Bundesstaaten, die noch nicht über das indigene Gesetz abgestimmt haben, dazu auf, dieses abzulehnen.
18. Juli: Nach ihrer Verabschiedung durch die Mehrheit der bundesstaatlichen Parlamente gilt die Indígena-Reform als verabschiedet. Präsident Fox festigt seine Position einige Stunden später: völliger Respekt für das Parlament.
30. Juli: Tausende Indígenas blockieren die wichtigsten Landstraßen von Chiapas, um ihre Ablehnung gegenüber dem indigenen Gesetz sowie gegenüber dem Plan Puebla Panamá (PPP) auszudrücken.
14. August: Veröffentlichung der indigenen Reform im Amtsblatt der Föderation.
24. August: Die „Abejas“ und die Behörden des Landkreises Chenalhó unterzeichnen einen Vertrag des friedlichen Zusammenlebens. Von da an beginnt die Mehrheit der vertriebenen Abejas, in ihre Gemeinden zurückzukehren. Die Rückkehr dauert bis in den Oktober.
Juli bis Oktober: insgesamt 330 Verfassungsklagen gegen das Indígena-Gesetz werden vor dem Obersten Gerichtshof (SCJN) eingereicht.
11. September: Schwarzer Mittwoch in den USA. Die mexikanische Armee verstärkt ihre Überwachung in Chiapas, insbesondere an der Grenze zu Guatemala, in der nördlichen Zone und an anderen strategisch bedeutsamen Orten.
8. Oktober: Mexiko wird nach 20 Jahren Abwesenheit wieder Mitglied des UN-Sicherheitsrats. Die PRI behält in Parlament von Chiapas die Mehrheit. 48% der Wahlberechtigten enthalten sich der Stimme. Die PRI triumphiert in 21 von 24 Verwaltungsbezirken (PRD 2, PAN 1) und in 72 von 118 Landkreisen (PRD 19, PAN 11).
19. Oktober: Mord an der Anwältin und Menschenrechtsverteidigerin Digna Ochoa in Mexiko-Stadt. Mehr als 80 Nichtregierungsorganisationen fordern eine unmittelbare Untersuchung des Mordes.
1. November: Das Netz der gemeinschaftlichen Verteidiger der Menschenrechte reicht mit 13.000 Unterschriften eine Beschwerde gegen die indigenen Reformen bei der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO) ein.
21. November: Ein Bundesrichter spricht sechs der 87 Indígenas, die wegen des Massakers von Acteal angeklagt wurden, von Schuld frei. Die Regierung von Chiapas, indigene Organisationen und die COCOPA kritisieren diese Freilassung, die eine Botschaft der Straffreiheit sei.
7. Dezember: Im Verlauf des Jahres dokumentiert das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas 45 Fälle von Menschenrechtsverletzungen in Chiapas und erklärt, dass dies ein signifikanter Rückgang im Vergleich zu Zeiten früherer Regierungen ist. Aber da man gleichzeitig keine klaren Antworten auf diese Anklagen erhielt, öffnet dies „die Tür zu weiteren Verletzungen“.