Aktivitäten des SIPAZ (September bis November 2003)
26/12/20032003
02/01/20042003
1. Januar: Die EZLN bricht ihr Schweigen. Mehr als 20.000 Indigenas „nehmen“ friedlich die Stadt San Cristóbal de Las Casas ein. Dies stellt den bis dahin größten Zusammenschluss der zapatistischen Unterstützungsbasen dar. Die EZLN verurteilt die drei großen politischen Parteien, da diese den Geist der Abkommen von San Andrés mit der Bewilligung des indigenen Gesetzes im Jahr 2001 verraten haben. Sie macht den Friedensbeauftragten der Regierung darauf aufmerksam, dass man ihn daran hindern werde, zapatistische Gebiete zu betreten.
Ab Januar: Die EZLN stellt einen „Kalender des Widerstands“ vor. In zwölf Dokumenten analysiert Subcomandante Marcos die aktuellen Kämpfe in Mexiko. Er nimmt dabei diskursiv denselben Weg, dem der „Marsch der Farbe der Erde „ im Frühjahr 2001 gefolgt war.
30. April: Papst Johannes Paul II ernennt den Priester Enrique Díaz Díaz zum Weihbischof von San Cristóbal de Las Casas.
8. Mai: Die Staatsregierung und die Führung der Lakandonen vereinbaren, die Vertreibungen der Gemeinden des Naturschutzgebietes Montes Azules einzustellen. Die Behörden verpflichten sich, dieser Volksgruppe verschiedene wirtschaftliche Unterstützungen zugute kommen zu lassen, während die Lakandonen ihre Anstrengungen aufgeben, andere indigene Gruppen aus dem Gebiet zu vertreiben.
5. bis 8. Mai: In San Cristóbal de Las Casas findet das Kontinentale Treffen in Zeiten der Militarisierung statt, an dem etwa 1.000 Personen von 272 Organisationen aus 35 Ländern teilnehmen.
11. – 12. Mai: Während des Kontinentalen und Globalen Treffens gegen die panamerikanische Freihandelszone ALCA und die Welthandelsorganisation in Mexiko entwerfen die Delegierten von mehr als 150 internationalen Organisationen einen weltweiten Mobilisierungskalender.
17. Mai: Mehr als 400 Mitglieder von 92 sozialen und Nichtregierungsorganisationen nehmen am Nationalen Treffen „Respuesta y Resistencia Mesoamericana a la Globalización Neoliberal“ in Oaxaca teil.
28. Mai: Mit einer Anfangsinvestition von 75 Millionen Pesos setzt Gouverneur Pablo Salazar das Programm „Vida Mejor“ in Gang, welches 260 von Armut und Marginalisierung betroffene Mikro-Regionen versorgen soll.
3. Juni: Der UN-Sonderberichterstatter zur Lage der Menschenrechte und Grundlegenden Freiheiten Indigener Völker, Rodolfo Stavenhagen, besucht Mexiko.
6. Juli: Während der Parlamentswahlen finden in den indigenen Gebieten von Chiapas insbesondere in San Juan Cancuc, Zinacantán und Chenalhó gewalttätige Aktionen statt. Auf Bundesebene wird die bis dahin stärkste Wahlenthaltung in der Geschichte des Landes registriert.
18.-24. Juli: In Honduras finden im Rahmen der „Widerstandstage 2003″ verschiedene Foren und Treffen statt, um die Volkskämpfe in Mesoamerika und der Karibik zu stärken sowie Alternativen zu den wirtschaftlichen Projekten zu suchen.
19. Juli: Die speziell für den Fall Digna Ochoa eingesetzte Staatsanwaltschaft schließt ihre Untersuchungen über den Tod der Anwältin ab, wobei sie die These des „simulierten Selbstmords“ aufrecht erhält. Diese Schlussfolgerung wird von mehreren Menschenrechtsorganisationen in Frage gestellt.
Juli: Die EZLN kündigt eine Reihe von Änderungen an, die ihre interne Struktur und ihre Beziehung zur nationalen und internationalen Zivilgesellschaft betreffen. Es werden sieben Dokumente veröffentlicht, welche zusammen die „Dreizehnte Stele“ bilden.
8-10. August: Um die Autonomie einzuführen, die in den Abkommen von San Andrés vereinbart wurde, organisieren die Zapatisten einen feierlichen Akt in Oventik. Die Kommandantur der EZLN kündigt das Ende der Aguascalientes und die Schaffung der Caracoles sowie der „Räte der Guten Regierung“ an.
September: In der nördlichen Zone informieren Angehörige der indigenen Gruppe der Chol über ihre Entscheidung, ihr Territorium abzugrenzen und künftig nach zapatistischen Gesetzen zu leben. Die Aufstellung von zapatistischen Schildern erzeugt Spannungen in der Zone.
10. September: Im Rahmen der 5. Konferenz der zuständigen MinisterInnen der Welthandelskonferenz (WTO) in Cancun organisiert der Nationale Indigene Kongress (CNI) ein Indigenes Forum. Die EZLN schickt mehrere Meldungen.
11. September: Der Präsident des Autonomen Rats von Miguel Hidalgo erscheint vor dem Richter, um aufgrund der Verhaftung von drei Zapatisten auszusagen, die Holz und Kohle „für den Hausgebrauch“ transportiert hatten und deshalb wegen Umweltzerstörung angeklagt wurden. Wenige Tage später werden die Gefangenen freigelassen.
September/Oktober: Eine Reihe von Konflikten zwischen Mitgliedern der CIOAC (Landarbeiterorganisation, die früher den Zapatisten und heute der lokalen Regierung nahesteht) und Zapatisten brechen aus. Den Hintergrund bildet die Verhaftung von Armin Morales Jimenez durch Milizen der EZLN wegen vermutlichem Vertrauensmissbrauch. Der Rat der Guten Regierung von La Realidad lässt ihn Anfang Oktober frei, nachdem vermutlich die Regierung von Chiapas die 80.000 Pesos bezahlte, die der autonome Rat von San Pedro Michoacan als Bezahlung für ein Fahrzeug verlangte, welches einer zapatistischen Unterstützungsbase gehörte, und das Armin Morales einer anderen Person verkauft hatte.
12. Oktober: Während des „Treffens der Indigenen Nationen von Mexiko“ wiederholen 200 VertreterInnen indigener Organisationen, es sei „ein Verrat der Gesetzgeber“ gewesen, nicht der Gesetzesinitiative der COCOPA zuzustimmen. Deshalb bleibe nun nur noch die Möglichkeit, die Autonomie durch Taten aufzubauen. Außerdem sprechen sie sich für die zapatistischen Räte der Guten Regierung aus.
13. Oktober: Während seines Besuchs in Chiapas behauptet Innenminister Santiago Creel, dass die Bundesregierung eine Antwort der Landesparlamente in Bezug auf die Verfassungsreform zu indigenen Angelegenheiten erwarte, „um eine Bewertung zu vorzunehmen“ und dem Bundesparlament ein Paket von Gesetzesinitiativen vorzustellen. Der Gouverneur von Chiapas, Pablo Salazar Mendiguchia, erkennt die Anstrengungen der EZLN an, die Räte der Guten Regierung zu gründen. „Sie sind interessant,“ sagt er und betont, dass die Regierung des Bundesstaates früher Teil des Konflikts gewesen ist, jetzt jedoch die Entscheidungen der zapatistischen Gemeinden respektiere.
17. November: Der 20. Jahrestag der EZLN wird intern und hinter verschlossenen Türen gefeiert.
8. Dezember: Präsident Vicente Fox akzeptiert die 32 Vorschläge, die das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte empfiehlt.