SIPAZ-Aktivitäten (Juli – September 2005)
31/10/20052005
02/01/20062005
1. Januar: Am Vorabend des 1. Januar, dem Tag der Amtsübernahme der im Oktober 2004 gewählten Landkreisräte, kommt es in mehreren Bezirken wie Oxchuc, Tila und Sabanilla zu Demonstrationen, Straßenblockaden und Auseinandersetzungen.
Erste Januarhälfte: Präsident Vicente Fox erklärt während seines Besuchs in Chiapas, dass die EZLN ein Thema ist, das „praktisch schon in der Vergangenheit liegt, während alle nach vorn schauen“. Die COCOPA drückt ein „ernsthaftes Befremden“ aus, obwohl dieses nicht öffentlich gemacht wird, da in der aufgrund dieser Aussagen eilig einberufenen Sitzung aufgrund nicht ausreichender Teilnahme die Beschlussfähigkeit verfehlt wurde. Der Gouverneur von Chiapas, Pablo Salazar Mendiguchía sagt in Erwiderung auf Fox: „Ich teile seine Ansicht, dass der Zapatismus als bewaffnete Option eine Sache der Vergangenheit ist. Wir sprachen von neuen Ausdrucksformen des Zapatismus, die zivilen Charakters sind, nämlich Anstrengungen, im eigenen Gebiet neue Formen des Zusammenlebens zu entwickeln“.
23. Januar: 160 Tzeltal-Familien werden aus dem Biospharenreservat Montes Azules vertrieben und nach Nuevo Montes Azules (Landkreis Palenque) umgesiedelt.
15. Februar: In Tila, in der nördlichen Zone von Chiapas, verkünden sowohl die PRI wie auch die Allianz aus PRD und PT ihren Sieg nach den Bezirkswahlen von 2004. In letzter Instanz spricht das Wahltribunal der PRI den Sieg zu. Die Opposition hält gegenüber dem Regierungsgebäude eine Mahnwache ab. Diese wird am 15. Februar gewaltsam aufgelöst. 54 Personen werden festgenommen, sechs Häuser angezündet, drei Autos zerstört und Straßen blockiert. Mindestens achthundert bewaffnete Kräfte der Polizei und der Kriminalpolizei sind an den Auseinandersetzungen beteiligt.
7. April: Das Bundesparlament entscheidet, die Immunität des Oberbürgermeisters von Mexiko-Stadt, Andrés Manuel Lopez Obrador, aufzuheben und ihn von seinem Amt zu suspendieren, damit er für einen angeblichen Gesetzesverstoß vor Gericht gebracht werden kann.
Ende April: Aufgrund des starken Drucks von Seiten der Bevölkerung, der sich in zahlreichen Kundgebungen äußert, wird das Verfahren gegen Andrés Manuel López Obrador nicht fortgesetzt.
18. Mai: Enlace Civil, eine Organisation, die Projekte in den autonomen zapatistischen Landkreisen unterstützt, erhält von der Bank Bilbao Vizcaya-Bancomer die Nachricht, dass ihre neun Bankkonten innerhalb von 31 Tagen gesperrt werden, da eine Anklage wegen „unerlaubter Geldwäsche“ vorliege.
19. Juni: Die EZLN ruft Alarmstufe Rot aus. Dies bedeutet folgendes:
- die temporäre Schließung der zivilen autonomen Strukturen (Caracoles).
- die Zusammenlegung der zivilen Unterstützungsbasen und des bewaffneten Heeres der EZLN,
- die nationale und internationale Zivilbevölkerung, die sich zu dieser Zeit in den autonomen Landkreisen aufhält, verlässt das Gebiet
20. Juni: Das Verteidigungsministerium informiert über eine Operation, bei der 44 Marihuanafelder auf zapatistischem Gebiet zerstört wurden. Bald wird jedoch deutlich, dass die erwähnte Operation außerhalb des „Konfliktgebietes“ in Landkreisen stattfand, die nicht zu zapatistischen Gebiet gehören. Das Innenministerium muss die Verbindung dementieren.
20.-26. Juni: Die EZLN veröffentlicht mehrere Meldungen:
- 20. Juni: Ankündigung der internen politischen und militärischen Umstrukturierung der EZLN und Erläuterung, dass die Alarmstufe Rot eine „Präventivmaßnahme“ gewesen ist, um die Sicherheit einer internen Beratung zu gewährleisten, die vom CCRI-CG der EZLN einberufen wurde (im Februar 1995 hielt die EZLN eine Umfrage in ihren Gemeinden ab, als eine Militäroffensive durchgeführt wurde, um zapatistische KommandantInnen festzunehmen);
- 21. Juni: Ankündigung an die nationale und internationale Zivilgesellschaft, dass der nächste Schritt keine militärische Aktion sein werde;
- 26. Juni: Information darüber, dass die EZLN während der Befragung der Gemeindeversammlungen entschieden hat, eine „neue politische Initiative nationalen und internationalen Charakters“ durchzuführen, welche in der Sechsten Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald erläutert werden wird (die ‚Sechste‘).
29. Juni – 1. Juli: In drei Meldungen stellt die EZLN die Sechste Erklärung aus dem Lakandonischen Urwald vor. Die „Sechste“ zieht eine Bilanz der elfjährigen Geschichte und des Kampfes der Zapatisten und schlägt die Bildung einer neuen „breiten Front“ vor, welche ein „nationales Programm des Kampfes erstellen soll, ein Programm jedoch, das eindeutig links, d.h. antikapitalistisch ist“ und in Richtung einer neuen Verfassung gehen soll. Auf internationaler Ebene wird ein „Intergalaktisches Treffen“ vorgeschlagen, wie es 1996 in La Realidad stattfand.
11. Juli: Die Alarmstufe Rot wird aufgehoben. Die Zapatisten laden die nationale und internationale Zivilgesellschaft ein, den Kontakt mit den zapatistischen Strukturen wieder aufzunehmen. Die Bildung von Informationskommissionen innerhalb der Räte der Guten Regierung wird angekündigt.
August – September: Es finden mehrere Treffen zwischen der Zivilgesellschaft und der EZLN in verschiedenen Gemeinden des Lakandonischen Urwaldes statt, um den Aufbruch der zapatistischen Delegation, welche das ganze Land bereisen wird, vorzubereiten. Zur Plenarsitzung Mitte September kommen mehr als 2.000 Personen ins Caracol La Garrucha.
6. September: In der Gemeinde Belisario Domínguez, im Landkreis Salto de Agua, kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen zapatistischen Unterstützungsbasen und dem Rest der Bevölkerung.
16. September: Die EZLN kündigt an, dass Subcomandante Marcos als „Delegierter Null“ die erste Etappe der Anderen Kampagne anführen wird. Sie wird am 1. Januar des kommenden Jahres in San Cristóbal de Las Casas beginnen und am 24. Juni enden.
5. Oktober: In der ersten Oktoberwoche verwüstet der Hurrikan Stan Chiapas, Guatemala und El Salvador. Es wird vermutet, dass Stan im Süden von Chiapas mehr als 18.000 Häuser und 174 Schulen zerstört hat. Der Hurrikan schneidet mehr als 88 Gemeinden von der Außenwelt ab, zerstört mehr als zwanzig Brücken und viele Straßen.
Mitte Oktober: Es wird gemeldet, dass Mitglieder der Organisation für die Verteidigung der Rechte der Indigenen und Kleinbauern (OPDDIC) vorhaben, den autonomen Landkreis Olga Isabel zu zerschlagen und dessen Autoritäten festzunehmen.
28. Oktober – 2. November: In verschiedenen Teilen des Landes wird die „Woche für die Toten, Verschwundenen und Inhaftierten“ begangen. Diese Initiative wurde von der EZLN in der Plenarsitzung im September im Rahmen der Anderen Kampagne vorgeschlagen.
2. November: In El Limar, Landkreis Tila, nördliche Zone von Chiapas, versammeln sich etwa 200 Personen aus elf Gemeinden, um der mehr als 120 Ermordeten und Verschwunden der Region zwischen 1994 und 2000 zu gedenken.
20. November: In einer Meldung der EZLN wird über die Auflösung der nationalen zapatistischen Befreingsfront (FZLN) informiert.
25. November: Die EZLN kündigt die Bildung einer so genannten „Intergalaktischen Kommission“ an, welcher der Oberleutnant Moisés vorstehen wird.