AKTUELL : Ernsthafte Verschlechterung der Menschenrechtssituation in Chiapas und Mexiko
30/11/20092009
29/01/20102009
10. Januar 2009: Ruben Valencia Nuñez, Mitglied von VOCAL, die Teil der APPO sind, wird Opfer eines Mordversuchs im Zentrum von Oaxaca-Stadt.
12. Januar 2009: Die Zeitung „El Correo de Oaxaca“ berichtete über 42 gewalttätige Übergriffe auf Journalisten in Oaxaca in einer Welle systematischer Repression im Verlaufe des Jahres 2008. Sie meldete, dass es „in Oaxaca unmöglich geworden ist, freien und unabhängigen Journalismus auszuüben“.
20. Januar 2009: Einem Einspruch von Juan Manuel Martínez Moreno, Mitglied der APPO, angeklagt wegen des Mordes an dem US-amerikanischen Kameramann Bradley Roland Will, wird stattgegeben.
29. Januar 2009: Eine Gruppe von Personen, die Verbindungen zur Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) und zur spanischen Firma Eurus haben sollen, greifen Bauern des Dorfes La Venta im Landkreis Juchitán de Zaragoza im Isthmus von Tehuantepec an und versucht, sie von ihrem Land zu vertreiben. Die Bauern, vereint in ihrem Protest und der Ablehnung gegen die Windkraftanlage, die im Park La Venta IV von Eurus auf dem Land der Gemeinde ohne Erlaubnis der Bauern gebaut wird, blockieren seit Monaten diesen Bau.
29. Januar 2009: Die Journalistin Verónica Villalvazo, auch unter ihrem Pseudonym Frida Guerrera bekannt, wird von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen, als sie im Zentrum von Oaxaca-Stadt unterwegs ist.
2. Februar 2009: Das freie Radio Radio Mixteca 88.7FM im Landkreis Santiago Juxtlahuaca, in der Mixteca, wird von Unbekannten beschossen. Hinter dem Angriff werden Anhänger der PRI vermutet.
4. Februar 2009: Die Organisation Physicians for Human Rights (PHR) mit Sitz in den USA weist auf Ungereimtheiten in den Schlussfolgerungen der Generalstaatsanwaltschaft (PGR) in Bezug auf den Mord des US-amerikanischen Fotografen Bradley Will, hin. Sie erklärten: „In ihrer Theorie behauptet die PGR, dass Brad Will aus nächster Nähe mit einer Feuerwaffe getroffen wurde. Ein Querschläger, wie ihn die PHR festgestellt hat, unterstützt allerdings die Hypothese eines Schusses aus größerer Entfernung.“
5. Februar 2009: Die Generalstaatsanwaltschaft (PGR) geht in Revision gegen den Einspruch, den Juan Manuel Martínez beantragt hatte, womit seine mögliche Freilassung wieder herausgeschoben wird. Er sitzt im Gefängnis unter der Anklage des Mordes am Fotografen Bradley Will.
18. Februar 2009: Eine Gruppe von Personen, die vermutlich zur Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) gehören, stören eine Straßenblockade von 14 LehrerInnen, die eine Veranstaltung des Gouverneurs Ulises Ruíz verhindern wollten. Die Lehrer werden angegriffen und für mehrere Stunden festgehalten.
20. bis 22. Februar 2009: In Oaxaca-Stadt findet der zweite Kongress der APPO statt. Aus den verschiedenen Übereinkünften ist besonders die Nichtanerkennung der Regierung auf allen Ebenen hervorzuheben, mit welcher nur über die Freilassung der Gefangenen verhandelt wird.
20. Februar 2009: Edgar Coache Verano, Sohn des Gewerkschafters und Mitglieds der APPO, Marcelino Coache Verano, wird von einer Gruppe von Männern eingeschüchtert, die ihn bedrohen und verfolgen.
4. März 2009: Marcelino Coache Verano, Gewerkschafter und einer der Anführer der APPO wird in Oaxaca-Stadt entführt, mehrere Stunden gefoltert und am nächsten Morgen wieder frei gelassen.
18. März 2009: Ca. 25.000 Indigene der Bewegung für Einheit und Kampf der Triqui (MULT) demonstrieren in Oaxaca-Stadt, um von der Regierung Oaxacas die Zusage von Verhandlungen zu fordern, bei denen ihrer Forderung „nach Gerechtigkeit“ nachgekommen wird, denn die „Serie an Übergriffen und Gewalt“ gegen die Mitglieder der MULT in den letzten zwei Jahren „ist weder gestoppt noch aufgeklärt worden“.
26. März 2009: Das Kollegium der RichterInnen, die mit der Untersuchung vermutlicher schwerer Verletzungen der Grundrechte in Oaxaca zwischen Mai 2006 und Juli 2007 beauftragt wurde, übergibt dem Plenum des Obersten Gerichtshofs Mexikos (SCJN) einen vorläufigen Bericht. In diesem wird „nicht über die Rechtmäßigkeit“ des Handelns der in die Vorfälle involvierten Regierungsinstanzen der Bundes-, Landes- und Kreisebene geurteilt. Jedoch attestiert er „schwere Verletzungen der Grundrechte“ während der starken sozialen Mobilisierung in Oaxaca, bei der der Rücktritt des Gouverneurs Ulises Ruiz gefordert wurde.
6. April 2009: Unbekannte ermorden Beatriz López Leyva, ehemalige Anführerin der PRD in San Pedro Jicayán, als sie sich in ihrem Haus in diesem Landkreis an der Küste aufhält. 2005, als sie in der Kreisverwaltung von San Pedro Jicayán gearbeitet hatte, war sie mit einer Schusswaffe angegriffen worden, dafür hatte sie die lokalen PRI-Kaziken verantwortlich gemacht. In jüngerer Zeit hatte sie zudem den Landrat Leonardo Silva Palacios beschuldigt, sie mit dem Tode bedroht zu haben und versucht zu haben, ihre Teilnahme an Protesten wegen vermutlicher Veruntreuung von Geldern im Landkreis zu verhindern.
17. April 2009: Mehr als 20 Organisation protestieren in Oaxaca-Stadt gegen die Frauenmorde und fordern deren Aufklärung.
17. und 18. April 2009: In Ocotlán, Landkreis San Pedro Apósol, findet das Forum „Tejiendo Resistencias por la Defensa de Nuestros Territorios“ statt, an dem mehr als 400 Menschen teilnehmen.
20. April 2009: Am Ende eines weiteren Aufschubs wird David Venegas („El Alebrije“) schließlich komplett freigesprochen. Nach 11 Monaten Haft und mehr als einem Jahr auf Bewährung wird er in allen Anklagepunkten, die mit dem Besitz und Verkauf von Drogen zusammenhingen, freigesprochen. David Venegas ruft zur Solidarität mit anderen Gefangenen auf.
23. April 2009: Nadín Reyes Maldonado, Tochter von Edmundo Reyes Amaya – einem der am 24. Mai 2007 in Oaxaca verschwundenen Mitglieder der EPR – bittet die Mitglieder der Vermittlungskommission zwischen der EPR und der Regierung, COMED, um einen „letzten Versuch“ und damit um eine Teilnahme an den vom Bundesinnenminister Fernando Gómez-Mont angebotenen Verhandlungen. Die Mitglieder der COMED beschließen, diese aufzulösen aufgrund „fehlenden politischen Willens“ seitens der Bundesregierung bei der Aufklärung des Falls der Verschwundenen.
23. April 2009: Soldaten der mexikanischen Armee dringen in die von Chatino-Indigenen bewohnte Gemeinde San Miguel Panixlahuaca ein, an deren Ortsein- und -ausgängen sie Kontrollposten errichten, vermeintlich um die Bevölkerung auf den Besitz von Schusswaffen zu kontrollieren. Laut Beschwerden von BewohnerInnen kam es zum Diebstahl von Bargeld und Einschüchterung der Dorfbevölkerung.
28. April 2009: Es wird eine deutliche Zunahme der Einschüchterung von Familienangehörigen und den VerteidigerInnen von Marcelino Coache beklagt. Er war am 4. März desselben Jahres von Personen in Polizeiuniform festgenommen und gefoltert worden. Abgesehen davon, dass sein Sohn bereits im Februar eingeschüchtert wurde, erhielten verschiedene Menschen aus dem Umfeld seiner VerteidigerInnen eine Woche vor dieser Bekanntmachung der Einschüchterung Textnachrichten mit Bedrohungen auf ihren Mobilfunktelefonen. Anfang Mai veranlasst die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (IAKMR) die Anordnung von Schutzmaßnahmen für Marcelino Coache, seine Familie und seine Verteidigung, womit der mexikanische Staat für mögliche Vorfälle die Verantwortung übernimmt.
6. Mai 2009: Mehr als 700 PolizistInnen, sowohl der Polizeieinheiten von Oaxaca als auch der Bundespolizei, räumen die Kontrollposten, die eine Gruppe von BewohnerInnen an den Zugängen zur Mine La Natividad im Landkreis San José del Progreso errichtet hatten. Die Grube gehört der Firma Cuzcatlán, die wiederum im Auftrag des kanadischen, transnational operierenden Unternehmens Fortuna Silver Mines arbeitet. Während des Polizeieinsatzes wird ein Polizist verletzt und 18 Personen werden verhaftet, weil sie den PolizistInnen Widerstand leisten. Am folgenden Tag werden 14 von ihnen auf Kaution freigelassen. Schließlich werden aus Mangel an Beweisen am 14. Mai 2009 auch die restlichen vier Personen freigelassen.
24. Mai 2009: PolitikerInnen, AktivistInnen der APPO und Familienangehörige demonstrieren für die Auffindung der zwei Aktivisten der Revolutionären Volksarmee (EPR), Edmundo Reyes und Gabriel Cruz, die seit Mai 2007 verschwunden sind.
5. Juni 2009: Die beiden für gemeinschaftlich begangene Vergewaltigung einer Frau verurteilten Aktivisten der APPO, Víctor Hugo Martínez Toledo und Miguel Ángel García, verlassen das Gefängnis von Santa María Ixcotel als freie Männer.
5. Juni 2009: Die Karawane der Bewegung MOCRI-CNPA-MN wird mit Schusswaffen angegriffen, als sie den Bundesstaat Oaxaca erreicht. Drei der Teilnehmenden der Karawane werden bei dem von PolizistInnen der Ortschaft Tuxtepec verübten Angriff verletzt.
8. Juni 2009: Sergio Martínez Vásquez, Mitglied der Organisation Codep, welche Teil der APPO ist, wird in der Gemeinde Pino Suárez, Landkreis Santiago Juxtlahuaca, tot in seinem Wagen aufgefunden.
8. Juni 2009: Die Demonstration, die unter dem Motto „Freilassung der 12 politischen Gefangenen der Loxicha-Region“ stattfindet, beginnt in Oaxaca, ihr Ziel ist Mexiko-Stadt.
13. Juni 2009: Bei einem Angriff auf den Autonomen Landkreis San Juan Copala, in der Triqui-Region, stirbt ein 13-jähriger Junge, seine 16 Jahre alte Schwester wird schwer verletzt. Der Angriff im Zentrum des Ortes, bei dem Waffen großen Kalibers benutzt werden, dauert zwei Stunden.
15. Juni 2009: Die Nationale Menschenrechtskommission (CNDH) gibt die Empfehlung 36/2009 ab, die an den Gouverneur von Oaxaca, Ulises Ruiz, an den Generalstaatsanwalt Eduardo Medina Mora, sowie an das Landesparlament von Oaxaca gerichtet ist. Die Empfehlung steht im Zusammenhang mit dem Mord an Beatriz López Leyva, für die 2005 keine Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. Sie war am 6. April 2009 umgebracht worden.
16. Juni 2009: Die Demonstration/Karawane für die Freilassung der 12 Gefangenen von Loxicha erreicht Mexiko-Stadt. Die an ihr beteiligten Familienangehörigen und AnhängerInnen der Anderen Kampagne fordern die Freilassung der wegen vermeintlicher Verbindungen zu Guerilla-Gruppen Inhaftierten.
22. Juni 2009: Die APPO erklärt, sie werde die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte (IAKMR) und Amnesty International um Unterstützung bitten, um die Freilassung von Juan Manuel Martínez Moreno zu erreichen, der des Mordes an Brad Will angeklagt ist. Gegen Martínez Moreno wurde ein vierter Anklagepunkt erhoben.
29. Juni 2009: Das Plenum der Versammlung der Sektion 22 der mexikanischen LehrerInnengewerkschaft beschließt einstimmig, zur Abstrafung aller Parteien bei den Wahlen zum Bundesparlament am 5. Juli aufzurufen, da sie weder von der Landes- noch von der Bundesregierung ausreichend angehört wurde.
5. Juli 2009: Bei den Wahlen zum Bundesparlament bleiben 60 % der Wahlberechtigten den Urnen fern. In den 11 Bundeswahlkreisen von Oaxaca gewinnt die Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI). An zweiter Stelle kommt die Partei der Demokratischen Revolution (PRD), mit sehr geringem Vorsprung auf die Partei der Nationalen Aktion (PAN). 4, 47 % der WählerInnen stimmen ungültig ab, während 0,97% für KandidatInnen abstimmt, die nicht auf dem Stimmzettel stehen.
14. Juli 2009: Eine Gruppe von 87 GrundstücksbesitzerInnen der 1.050 Hektar Land, auf denen der Windkraftpark La Ventosa steht, vertreiben die spanischen Techniker und Verantwortlichen vom Elektrizitätswerk, das der spanischen Firma Iderranova gehört. Sie fordern Information darüber, wieviel Energie das Werk produziert und an wen diese verkauft wird, denn, so erklären sie, sechs Monate nach Inbetriebnahme erhalten die EigentümerInnen der Ländereien nur zwischen 25 und 100 Pesos pro Hektar.
18. Juli 2009: Vier der 12 indigenen Gefangen aus der Region Loxicha werden wegen guter Führung freigelassen. Sie waren 12 Jahre inhaftiert. Die acht weiteren bleiben in Haft, vier von ihnen mit Haftstrafen zwischen 30 und 34 Jahren.
22. Juli 2009: Ernesto Reyes Martínez, Journalist der Tageszeitung Noticias Voz e Imagen de Oaxaca und Korrespondent für Radio XEW, wurde verhaftet, nachdem er versucht hatte, die Verfolgung eines vermutlichen Erpressers durch die Polizei zu fotografieren. Etwa 15 Soldaten des 98. Infanterie-Bataillons verhafteten ihn unter Gewaltanwendung, nahmen ihm zeitweise seine Mobiltelefone weg (von denen sie jegliche Fotografien löschten), untersuchten sein Auto und seine persönlichen Sachen und hielten ihn sowie seine Ehefrau illegal fest.
27. Juli 2009: Der Rat der Gemeinden zum Schutz des Rio Verde (Copudever) von Tataltepec de Valdés und der Gemeindevorsteher von Paso de la Reina geben bekannt, dass die Gemeindeversammlung die Genehmigung zurückgenommen hat, die dem staatlichen Stromversorger CFE und weiteren Instanzen schriftlich am 27. Juni 2007 erteilt worden war, um Gutachten zu erstellen.
Juli 2009: Die Staatsanwaltschaft von Oaxaca nimmt mit Wohlwollen den Abschlussbericht der Königliche Gendarmerie von Kanada entgegen, in dem bestätigt wird, dass der Indymedia-Reporter Brad Will aus nächster Nähe erschossen wurde. Indessen wiesen die Volksversammlung der Völker von Oaxaca (APPO) und die LehrerInnengewerkschaft die Untersuchung zurück und versicherten, dass es sich um eine Finte, „eine Farce mehr“ der Regierungen von Felipe Calderón und Ulises Ruiz handelt, um die Wahrheit zu bagatellisieren und zu verbergen.
5. August 2009: Die LIMEDDH (Mexikanische Liga zur Verteidigung der Menschenrechte) informiert, dass im Jahr 2009 die 63 Personen, die am 25. November 2006 verhaftet worden waren und Opfer von Menschenrechtsverletzungen geworden sind, von den Regierungsinstanzen des Bundesstaates eine Wiedergutmachung von 58.400.000 Mexikanischen Pesos für den moralischen Schaden verlangen, der unter anderem durch willkürliche Freiheitsberaubung und durch Folter entstanden war.
13. August 2009: Die Bauern von La Ventosa, Landkreis Juchitán am Isthmus von Tehuantepec, stellen dem Unternehmen Iberranova eine Frist, damit dieses ihre Forderungen erfüllt, unter anderem die Bezahlung für die Verschmutzung des Landes und den erhöhten Pachtzins für die Gebiete, in denen das Unternehmen Windkraftanlagen aufgestellt hat. Sie warnten davor, dass wenn das Unternehmen ihre Forderungen nicht erfülle, sie die von ihnen unterzeichneten Verträge zur Nutzung des Landes für die so genannten Ökologischen Parks von Mexiko in La Ventosa für Null und nichtig erklären würden.
17. August 2009: In Matías Romero (Isthmus von Tehuantepec) beschließen mehr als 150 Delegierte verschiedener Organisationen auf einer nationalen Versammlung der Indigenen Zapatistischen Landbewegung (MAIZ) eine Front der Kleinbauern ins Leben zu rufen, um durchzusetzen, dass die Politik in diesem Sektor die Versorgungshoheit zum Schwerpunkt macht und dass es keine Kürzungen im Haushaltsplan für die ländlichen Bereiche im Jahre 2010 gibt.
27. August 2009: Das Befreiungskomitee 25. November verlangt von der Bundesjustiz Zusicherungen für eine angemessene Verteidigung von Juan Manuel Martínez Moreno, Mitglied der APPO, der angeklagt ist, den US-amerikanischen Kameramann Brad Will ermordet zu haben. Es klagt die Verzögerungstaktik im Strafprozess durch legale Spitzfindigkeiten der Generalstaatsanwaltschaft der Republik an, „die falsche Beweise gegen den Angeklagten erfindet„, „den wir als Geisel des Staates und als Wechselpfand für den Plan Mérida betrachten, denn der Fall Brad Will ist einer der Verhandlungspunkte bei der Übergabe der Gelder im Rahmen dieser Initiative gewesen“.
30. August 2009: Mehrere Unbekannte schießen auf die Wohnung des Journalisten Guillermo Soto Bejarano, der Herausgeber der Wochenzeitschrift De Opinión, voz del Istmo ist.
31. August 2009: Die staatliche Versammlung der Sektion 22 der Nationalen LehrerInnengewerkschaft (SNTE) beschließt, für vier Tage zu streiken und alles zu mobilisieren, um die Bestrafung der Täter und geistigen Urheber des Verbrechens gegen den Lehrer Antonio Norberto Camacho zu verlangen, der einige Tage vorher ermordet worden war, als Lehrer der Sektion 22 zwei Schulen in San Pedro Jicayán zurückbekamen und bei ihrer Ankunft von LehrerInnen der Sektion 59 beschossen worden waren.
7. September 2009: Das Bundesamt für Umweltschutz (Profepa) stellt den Bau eines Staudamms in der Gemeinde Santa Catarina Minas in der Region Valles Centrales von Oaxaca ein.
17. September 2009: Das Plenum des Bundesinstitut für den Zugang zu öffentlicher Informationen (IFAI) ratifiziert die Klassifizierung, die der mexikanische Geheimdienst Cisen für zwölf Jahre bezüglich der Dokumente über die gewaltsamen Vorgänge im Zusammenhang mit der Volksversammlung der Volker von Oaxaca (APPO) im Jahre 2006 in dieser Region verfügt hat.
24. September 2009: Raúl Cisneros Peláez und Jaime Solano, Mitglieder der Bewegung für Einheit und Kampf der Triqui (MULT), werden in einem Hinterhalt in Putla Villa de Guerrero (Region Mixteca) ermordet.
30. September 2009: Die Bundesjustiz verweigert dem Gouverneur Ulises Ruiz Ortiz Rechtsschutz, so dass das Parlament des Bundesstaates ein politisches Verfahren gegen diesen eröffnen müsste. Während des diesjährigen Wahlkampfes für die Bundesabgeordnetenwahl klagte die Partei Convergencia Ruiz wegen mutmaßlicher Veruntreuung öffentlicher Gelder an, die Ruiz begangen haben soll, um sein Image mit Fotografien seiner selbst aufzubessern, die auf Fahrzeugen des sozialen Programm „Mobile Einheiten für die Entwicklung“ zu sehen waren.
14. Oktober 2009: Der Oberste Gerichtshof Mexikos (SCJN) verabschiedet eine Resolution über die Menschenrechtsverletzungen von Seiten der Behörden im Zusammenhang mit den Ereignissen in Oaxaca im Jahre 2006 und teilweise auch 2007. Daraus folgt, dass der in jener Zeit und auch aktuell amtierende Gouverneur Ulises Ruiz Ortiz für die Menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist.
14. Oktober 2009: Nichtregierungsorganisationen legen einen Bericht über die MenschenrechtsverteidigerInnen in Oaxaca vor. Darin erläutern sie sieben Merkmale der gegenwärtigen Lage im Bundesstaat Oaxaca: Straffreiheit bei Menschenrechtsverletzungen; die Kriminalisierung des sozialen Protests, der sich mit der sozialen Bewegung 2006 zuspitzte; die Militarisierung als Markenzeichen der gegenwärtigen Bundesregierung; das Auseinanderbrechen des sozialen Gefüges; andauernde Landkonflikte sowie die Verteidigung natürlicher Ressourcen und schließlich die Vorboten des Wahljahres 2010. Neben der Beschreibung der Lage der MenschenrechtsverteidigerInnen in Oaxaca zeichnet der Bericht ein Profil der Aggressoren und kommt zu dem Schluss, dass die Mehrheit der Aggressoren der Regierung nahe steht.
1. November 2009: Der autonome Landkreis San Juan Copala in der Triqui-Region meldet ein Attentat auf den Landrat José Ramírez Flores, bei dem Antonio Ramírez Paz getötet wird. Der Mörder wird verhaftet und gesteht, wer das Verbrechen geplant hat, unter ihnen Führungspersonen der UBISORT und bundesstaatliche Politiker.
13. und 14. November: In Oaxaca findet das Zweite Nationale Forum „Vernetzung des Widerstandes für die Verteidigung unserer Territorien“ in der Mixe-Gemeinde San Juan Jaltepec de Candayoc, Landkreis San Juan Cotzocón, statt.
16. November 2009: Schlägertruppen und Polizei in Zivil greifen LehrerInnen der Sektion 22 der LehrerInnengewerkschaft (SNTE) und Mitglieder der Volksversammlung der Völker von Oaxaca (APPO) an, die während des 5. Regierungsberichts des Gouverneurs Ulises Ruiz Ortiz vor dem alten Regierungsgebäude protestierten. Die Protestierenden lasen ein „Gegenbericht der Regierung“, in welchem sie erklärten, dass die letzten fünf Jahre der aktuellen Regierung „Tyrannei und Antidemokratie“ gewesen seien. In Bezug auf diese Proteste während der Vorstellung des Regierungsberichts erklärte der Gouverneur, dass seine Gegner „an den Kampagnen verzweifeln, da sie nicht zünden“. Außerdem bezeichnete er die Vorfälle als „Protestchen“.
18. November 2009: Angehörige und Freunde von Juan Manuel Martínez Moreno, angeklagt wegen Mordes an dem US-amerikanischen Journalisten Brad Will, kündigen einen Hungerstreik an. Zu der Aktion gehört auch die Einrichtung eines Protestcamps vor dem Gerichtsgebäude, bis Juan Manuel freigelassen würde.
18. November 2009: In Oaxaca-Stadt findet das „Treffen für Gerechtigkeit und gegen Straflosigkeit – die Fälle des Obersten Gerichtshofes der Nation“ statt. Das Ziel der Veranstaltung ist es, die Entscheidungen des Obersten Gerichtshofes in den Fällen Lydia Cacho, Atenco, Acteal und Oaxaca zu analysieren, sowie ihre Auswirkungen für die soziale Bewegung, die Repressionsopfer, die Verteidigung der Gerechtigkeit sowie der Menschenrechte.
19. November 2009: Es wird die Einschüchterung der BewohnerInnen von Paso de la Reina durch die Polizei am Tag nach einer Messe Bischofs von Puerto Escondido zur Unterstützung ihres Anliegens vom bekannt gemacht.
25. November 2009: Hunderte LehrerInnen der Sektion 22 der Nationalen LehrerInnengewerkschaft (SNTE) demonstrieren in Oaxaca-Stadt anlässlich des dritten Jahrestages der Repression der Bundespräventivpolizei gegen die Volksversammlung der Völker Oaxacas (APPO), zu der die LehrerInnen gehören. DozentInnen und AktivistInnen der APPO in anderen Regionen des Bundesstaates demonstrieren ebenfalls in den größeren Städten Oaxacas.
27. November 2009: Der Rat der Dörfer zum Schutz des Landes und des Territoriums gibt bekannt, dass die BewohnerInnen der Dörfer San Pedro Ixtlahuaca, Tiracox, Cuilapan de Guerrero, Zaachila und San Lucas Tlanichico vereinbart haben, ihre Ländereien nicht für den Bau der südlichen Stadtautobahn herzugeben. Der Rat informiert zudem, dass einige der BewohnerInnen von MitarbeiterInnen der Leitung der Behörde für Landstraßen und Landebahnen von Oaxaca (CAO) bedroht worden sind.
29. November 2009: Die Unabhängige Bewegung für Einheit und Kampf der Triqui (MULT-I) beklagt, dass Gruppen der Vereinigung für Sozialen Wohlstand der Triqui-Region (UBISORT) und der Bewegung für Einheit und Kampf der Triqui (MULT) im autonomen Landkreis San Juan Copala einen Minderjährigen ermordet und drei weitere verletzt haben. Der Angriff geschieht, nachdem Mitglieder der UBISORT den Zugang zum Ort blockieren, um die Kommission der Front der Gemeinden zur Verteidigung der Ländereien (FPDT) von San Salvador Atenco an der Weiterfahrt zu hindern. Am nächsten Tag distanziert sich die MULT von dem Angriff und macht die UBISORT dafür verantwortlich.
1. Dezember 2009: Der Chinanteco-Indígena Leonardo Clemente Cruz, Mitglied des Komitees zur Verteidigung der Bürgerrechte, wird fünf Kilometer außerhalb der Kreisstadt Ixtlán de Juárez tot und mit Spuren von Schlägen aufgefunden. Am 24. November waren mehr als Hundert Mitglieder der Organisation in acht Bussen auf dem Weg von Tuxtepec nach Oaxaca-Stadt, um an der Bundesstaatlichen Demokratischen Konvention Freies Oaxaca teilzunehmen, als sie von der Bundesstaatlichen Präventivpolizei angehalten wurden. Die PolizistInnen zwangen die Passagiere zum Aussteigen und nahmen einige von ihnen für über eine halbe Stunde fest. Clemente Cruz galt seit diesem Tag als verschwunden.
8. Dezember 2009: Ein Mitglied der Vereinigung für Sozialen Wohlstand der Triqui-Region (UBISORT) wird bei einer Schießerei in San Juan Copala umgebracht.
13. Dezember 2009: Insassen des Gefängnisses Santa Maria Ixcotel, im Einzugsgebiet von Oaxaca-Stadt, protestieren auf dem Dach der Haftanstalt gegen die unzureichende medizinische Versorgung und die Misshandlungen, denen sie in diesem Gefängnis ausgesetzt sind.