AKTUELL : Ernsthafte Verschlechterung der Menschenrechtssituation in Chiapas und Mexiko
30/11/20092009
29/01/20102009
21. Januar 2009: Die fünf Mitglieder der Organisation des indigenen Volkes der Me’phaa (OPIM), die wegen des Mordes an Alejandro Feliciano am 1. Januar 2008 angeklagt sind, legten erneut Einspruch ein.
23. Februar 2009: Man findet die Körper der beiden mixtekischen Menschenrechtsverteidiger Raúl Lucas Lucía und Manuel Ponce Rosas, Präsident und Sekretär der Organización para el Futuro del Pueblo Mixteco (OFPM). Sie wurden am 13. Februar von bewaffneten Männern verhaftet, die in einem Auto ohne Nummernschild unterwegs waren. Ihre Leichen weisen Folterspuren und Schüsse auf.
25. Februar 2009: Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IAKMR), die Vertretung des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OACNUDH) und Amnesty International (AI) verurteilen den Mord an den beiden mixtekischen Anführern und drängen auf eine unparteiische und vollständige Untersuchung.
3. März 2009: Der Gouverneur von Guerrero veröffentlicht einen Vorschlag für die Bildung einer Sonderstaatsanwaltschaft, um die außergerichtliche Hinrichtung der beiden Anführer der OFPM vom 13. Februar zu untersuchen.
19. März 2009: Aufgrund eines stattgegebenen Einspruchs werden Manuel Cruz Victoriano, Orlando Manzanarez Lorenzo, Natalio Ortega Cruz und Romualdo Santiago Enedina, Mitglieder der Organisation des Indigenen Volkes der Me’phaa (OPIM), freigelassen. Sie waren seit dem 17. April 2008 in Haft. Raúl Hernández Abundio, angeblicher Täter im selben Mordfall, befindet sich weiterhin in Haft. Gegen weitere zehn Mitglieder derselben Organisation liegen noch immer Haftbefehle vor.
27. März 2009: Das Menschenrechtszentrum Tlachinollan schließt sein Büro im Landkreis Ayutla de los Libres aufgrund von Einschüchterungen, Morddrohungen und Verfolgungen seiner MitarbeiterInnen.
2. April 2009: Nach stundenlangen Verhandlungen mit den BewohnerInnen der Gemeinde El Carrizalillo, Landkreis Eduardo Neri, erklärt sich die Firma Goldcorp dazu bereit, die jährlichen Pachtzahlung für das Grundstück auf 2,5 Goldunzen (ca. 32.700 pesos) pro Hektar (insgesamt 1.200 ha) anzuheben. Sie bauen dort Gold, Silber und Zink ab.
20. und 21. April 2009: Während des Internationalen Forums gegen die Kriminalisierung der MenschenrechtsverteidigerInnen und des Sozialen Protests machen AnführerInnen von sozialen Bewegungen und Organisationen aus Guerrero sowie VertreterInnen internationaler Nichtregierungsorganisationen und der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IAKMR) darauf aufmerksam, dass sowohl die Bundes- als auch die bundesstaatliche Regierung von die Arbeit der MenschenrechtsaktivistInnen in Guerrero nicht respektiert, sondern im Gegenteil regelrecht „kriminalisiert„. Es ist der jüngste in einer Reihe von Vorwürfen dieser Art in den letzten Monaten. Sie beziehen sich auf die Intensivierung der Angriffe auf MenschenrechtsaktivistInnen im Land sowie das Fehlen minimaler Sicherheitsstandards, um die Arbeit der AktivistInnen zu schützen.
21. April 2009: Die Entscheidung des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte (IAGMR), vom 9. April wird veröffentlicht. Darin wird sowohl die Bundesregierung als auch die Regierung von Guerrero aufgefordert, Schutzmaßnahmen für 107 MenschenrechtsaktivistInnen in Guerrero einzuführen.
6. Mai 2009: Die Bauernorganisation der Sierra Sur (OCSS) erstattet Anzeige aufgrund von willkürlichen Verhaftungen sowie der Durchsuchung ihrer Büros durch Militärs in Tepetixtla, Landkreis Coyuca de Benítez. Dies geschah den gesamten Monat vor Erstattung der Anzeige.
7. Mai 2009: Der Fall von Inés Fernández Ortega, die aufgrund von Vergewaltigung durch Militärs am 22. März 2002 Anzeige erstattet hatte, wird vor den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht. Die Klage wurde bereits im Juni 2004 zusammen mit dem Fall von Valentina Rosendo Cantú vor der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IAKMR) behandelt (letzterer befindet sich weiterhin vor der IAKMR).
22. Mai 2009: Obwohl sich die Bundesgeneralstaatsanwaltschaft (PGR) Ende April zunächst weigerte, diese Fälle zu untersuchen, gibt der Gouverneur Zeferino Torreblanca bekannt, dass er die PGR bitten werde, die Ermittlungen in den Mordfällen an Raúl Lucas Lucia und Manuel Ponce Rosas (beide führende Mitglieder der OFPM) zu übernehmen. Sie wurden im Februar ermordet. Ebenso werde er im Fall des ehemaligen Parteiführers der Partei der Demokratischen Revolution (PRD) in Petatlán, Álvaro Rosas, verfahren, der am 29. April ermordet wurde.
10. Juni 2009: Nichtregierungsorganisationen melden Drohungen gegenüber MenschenrechtsaktivistInnen und geben bekannt, dass Rommel Chacan Pale, ein Rechtsanwalt, der den Amtsmissbrauch von Seiten der Polizei in den Bergen von Guerrero dokumentiert, Morddrohungen per Telefon erhalten habe, nachdem die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IAKMR) Schutzmaßnahmen für ihn und andere 106 AktivistInnen im Bundesstaat gefordert hatte.
9. – 13. Juni 2009: Am 9. Juni dringen hunderte Soldaten der mexikanischen Armee in verschiedene Gebirgsgemeinden der benachbarten Landkreise Petatlán und Coyuca de Catalán ein, angeblich auf der Suche nach Mitgliedern der Revolutionären Armee des Aufständischen Volkes (ERPI). Die BewohnerInnen von Puerto de las Ollas und Las Palancas melden, dass die Soldaten mit Schusswaffen in das Dorf eindrangen, Häuser zerstörten und auf BewohnerInnen einschlugen, wodurch zahlreiche Familien, insbesondere die Männer, gezwungen waren, in die Berge zu fliehen. Der Einsatz dauert bis zum Mittag des 13. Juni an, als die Ankunft einer zivilen Menschenrechtsbeobachtungsmission den Rückzug der Soldaten veranlasste.
15. Juni 2009: Die Coddehum erhält 15 Klagen wegen Verstößen von Seiten der Soldaten während dieser Tage (darunter Hausfriedensbruch, Raub sowie gewaltsame, unmenschliche und entwürdigende Behandlung). Währenddessen wird ein wesentlicher Teil der lokalen Ausgabe der Zeitung La Jornada gestohlen, in der über diese Ereignisse berichtet wurde.
Darüber hinaus gibt Kommandant Ramiro von der Revolutionären Armee des Aufständischen Volkes (ERPI) per Telefon bekannt, dass in der selben Gegend und zur gleichen Zeit drei Zusammenstöße zwischen der ERPI und dem mexikanischen Militär stattgefunden hätten, die seiner Aussage nach drei Tote und einen Verletzten auf Seiten des Militärs, jedoch keine Verluste auf Seiten der aufständischen Milizen forderten. Dies ist die erste Aktion, zu der sich die Organisation – seit ihrer Gründung im Juni 1998 – offiziell bekennt.
20. Juni 2009: Nach einer „Routinekontrolle“ an einem militärischen Kontrollpunkt auf der Landstraße zwischen Tlapa und Puebla wird der Fahrgast Fausto Saavedra Valera festgenommen, weil er „Armeestiefel“ trug. Der Fahrer Francisco Pizano und die weiteren Passagiere ertragen, was sie als Willkür empfinden. Das Militär lässt sie schließlich weiterfahren. Als die Soldaten jedoch pfeifen, um den Bus nochmals anzuhalten, ignoriert der Fahrer die Anweisung. Die Soldaten schießen auf den Bus und töten dabei den Insassen Bonifacio Rubio Villegas. Laut der offiziellen Angaben, die das Militär einige Tage später bekannt gibt, wurden während der Fahrzeugkontrolle 10 kg Marihuana gefunden.
22. – 26. Juni 2009: Am 22. Juni besetzten Indígenas und AfromexikanerInnen den Platz vor dem Gebäude der Nationalen Kommission für die Entwicklung der Indigenen Völker (CDI) in Mexiko-Stadt, um gegen die Ernennung eines Delegierten der CDI für Guerrero zu demonstrieren. Dieser sei, wie sie verlauten lassen, nicht mit der ethnischen Problematik vertraut und ohne vorherige Konsultation ernannt worden. Am 24. Juni beginnen sie einen Hungerstreik und am 26. Juni wird der Platz mit mehr als 300 Protestierenden von der Polizei gewaltsam geräumt.
24. Juni 2009: Margarita Martín de las Nieves, Witwe des Anführers der Mixteken Manuel Ponce Rosas, der im Februar ermordet wurde, sowie ihr Schwager Santiago Ponce Lola, werden auf dem Weg zur Gemeinde La Cortina in Ayutla de Los Libres mit Schusswaffen angegriffen. Am Tag zuvor hatte sie zusammen mit Guadalupe Castro Morales an einem Treffen teilgenommen, bei dem Abgeordnete des Innenministeriums, der Bundesstaatsanwaltschaft (PGR) und des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit (SSP) des Bundesstaates sich dazu verpflichteten, den vorbeugenden Sicherheitsmaßnahmen, welche der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte empfohlen hatte, nachzukommen. Die erste Maßnahme sollte am 24. Juni mit der Begleitung der Personen in ihre Gemeinden stattfinden, was offensichtlich nicht erfolgte.
5. Juli 2009: Bei den Wahlen zum Bundesparlament siegt die PRI über die PRD, welche in acht der neun Bundeswahlbezirke des Bundesstaates verliert, in dem sie regiert.
7. Juli 2009: Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (IAGMR) beginnt die Anhörungen im Fall Rosendo Radilla, der während des „Schmutzigen Krieges“ vom Militär festgenommen und zuletzt 1974 in der ehemaligen Militärkaserne von Atoyac de Álvarez gesehen wurde. Als die Familienangehörigen Strafen für die Verantwortlichen des gewaltsamen Verschwindenlassens sowie Schadensersatz forderten, ließ der Innenminister Fernando Gómez Mont verlauten, dass der IAGMR nicht befugt sei, im Falle von gewaltsamem Verschwindenlassen zu urteilen und verteidigte die Immunität des Militärs gegenüber zivilen Gerichten in Mexiko.
29. Juli 2009: Die Leiche des Radiosprechers Juan Daniel Martínez Gil wird, halb vergraben und mit deutlichen Folterspuren, außerhalb von Acapulco im Brachland gefunden.
4. August 2009: Zwei Angehörige des 50. Infanteriebatallions der mexikanischen Armee versuchen einen Protest von ca. 200 Mitgliedern der Organisation des indigenen Volkes der Me’phaa (OPIM) vor dem Regierungsgebäude zu verhindern. Diese forderten die Befreiung des Indigenas Raúl Hernández Abundio aus dem Gefängnis Ayutla de Los Libres.
4. August 2009: Journalisten aus Chilpancingo, Hauptstadt von Guerrero, protestieren gegen die sogenannten „systematischen Angriffe auf die Pressefreiheit“ und erwähnen den Mord an Juan Daniel Martínez Gil, einem Journalisten aus Acapulco, die Streichung eines Radioprogramms sowie die physische Aggression und Entführung der Reporterin Carmen Santiago, in deren Fall die staatliche Regierung nicht eingreifen wollte. Dieser wurde bisher nicht aufgeklärt.
9. August 2009: Hunderte von Soldaten sowie die Marine sperren die Hauptverkehrsstraßen nach Tixtla ab und hindern somit die Bevölkerung daran, an der Militärparade zum Gedenken an den 227. Geburtstag von Vicente Guerrero teilzunehmen.
22. August 2009: Eine Gruppe von mindestens 80 Soldaten umstellt das Kommissariat der Gemeindepolizei von Guerrero sowie zwölf Polizisten, die dabei halfen, das Grundstück El Zapote abzugrenzen. Die Polizisten werden festgenommen und beschuldigt, zur Revolutionären Armee des Volkes (EPR) zu gehören. Sie werden für eineinhalb Stunden festgehalten. Neun von ihnen werden freigelassen, während die anderen drei zunächst zum Militärbataillon von Cruz Grande und später zur Verwaltungsstelle der Bundesgeneralstaatsanwaltschaft gebracht werden, wo sie ca. 15 Stunden lang kein Essen erhalten.
27. August 2009: BewohnerInnen der Gemeinde Amojileca legen drei Beschwerden gegen Soldaten der mexikanischen Armee bei der Kommission zur Verteidigung der Menschenrechte in Guerrero (Coddehum) vor. Die Armee wird beschuldigt, zwei Tage vorher in die Häuser der BewohnerInnen eingedrungen zu sein, Frauen und Kinder geschlagen und eine Person mitgenommen zu haben.
31. August 2009: 3.000 Personen nehmen in der Hauptstadt an einem Schweigemarsch für Frieden und Gerechtigkeit teil. Sie verlangen von Gouverneur Zeferino Torreblanca, dass der Mord an Armando Chavarría Barrera, Präsident der Regierungskommission des Parlaments, vom 20. August sowie die Tötung von weiteren 21 Parteimitgliedern der PRD aufgeklärt werden.
16. September 2009: Felipe Arriaga Sánchez, Gründer der Organisation der ökologischen Bauern der Sierra von Petatlán und Coyuca de Catalán, welcher 35 Jahre lang die Wälder verteidigte, wird von einem Bus des öffentlichen Nahverkehrs im Landkreis Petatlán überfahren, woraufhin er stirbt.
17. September 2009 Das staatliche Energieunternehmen CFE verschiebt den Bau des Staudamms La Parota an der Küste Guerreros. Der Gemeinderat und die Gemeinden im Widerstand gegen den Staudamm La Parota (CECOP) sehen dies als wichtigen Triumph, bemerken jedoch: „Dies ist nicht das Ende des Kampfes“.
15. Oktober 2009: Soldaten des 48. Infanteriebataillons nehmen zwölf Gemeindepolizisten während einer Militärkontrolle in Zoyotlán, Landkreis Marquelia, fest. Eine halbe Stunde später nehmen die Soldaten vier Gründer der Gemeindepolizei fest, welche eine Kommission gebildet hatten, um ihre Kollegen zu finden. Letztlich werden alle freigelassen und können mit den Festlichkeiten anlässlich des 14-jährigen Bestehens der Gemeindepolizei beginnen.
28. Oktober 2009: Gloria Arenas Agís, der Zugehörigkeit zur Revolutionären Armee des aufständischen Volkes (ERPI) beschuldigt, wird nach mehr als 10 Jahren Gefängnis freigelassen. Ihr Ehemann, Jacobo Silva Morales, aus denselben Gründen verurteilt, wird am Tag darauf entlassen.
31. Oktober 2009: Zwei Tage nachdem sich ein Militärkonvoi für drei Stunden an der Zufahrt zur Gemeinde Puerto de Las Ollas in der Sierra de Coyuca de Catalán aufstellte, werden drei Jugendliche (15, 16 und 17 Jahre alt) aus derselben Gemeinde getötet. Ihr Onkel macht Auftragsmörder des Kaziken Rogaciano Alba Álvarez für diesen Mord verantwortlich. Diese hatten im Juni unter anderem Soldaten des mexikanischen Militärs in die Gemeinde geführt, als es zum ersten Mal zu einem militärischen Einsatz in dem Gebiet gekommen war, bei dem die Rechte der BewohnerInnen von Puerto de Las Ollas und Las Palancas verletzt wurden. Bis heute hat es in dieser Hinsicht keine Gerechtigkeit gegeben. Der Onkel der drei getöteten Jugendlichen erklärt, dass das Motiv dieser Morde im Streben des Kaziken besteht, die Gemeinde von ihrem Land zu vertreiben und sich ihre natürlichen Ressourcen, besonders den Wald und das Wasser, anzueignen.
5. November 2009: Während der Anhörung vor der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IAKMR) beklagen RepräsentantInnen des Menschenrechtszentrums Tlachinollan sowie der Stiftung für eine ordnungsgemäßen Ablauf von Gerichtsverfahren (DPLF) das Desinteresse des mexikanischen Staates, die diskriminierende unmenschliche Behandlung und Ausbeutung tausender Indigenas der Montaña von Guerrero von Seiten der landwirtschaftlichen UnternehmerInnen, zu ändern.
7. November 2009: BewohnerInnen von Xochistlahuaca, die in der „Gemeindefront von Xochistlahuaca“ organisiert sind, demonstrieren auf friedliche Weise gegen die Regierung des Landkreises sowie gegen Aceadeth Rocha Ramírez, die zu jenem Zeitpunkt Abgeordnete des Parlaments von Guerrero ist.
11. November 2009: Soldaten der mexikanischen Armee und der Marine dringen auf dem Land- und Luftweg in verschiedene Häuser der Gemeinde El Escorpión in der Sierra von Atoyac ein, wo sie Kinder und Frauen verhören und den Bauern Natalio Vázquez festnehmen. Sie sind vermummt und mit Granaten bewaffnet. Laut Aussagen der BewohnerInnen nehmen die Soldaten Bargeld aus einigen Häusern und ein Cuatrimoto mit.
13. November 2009: David Valtierra Arango, einer der Gründer des Freien Radios Ñomndaa „Das Wort des Wassers“, wird verhaftet. Man beschuldigt ihn der Freiheitsberaubung von Ariosto Rocha, Bruder der lokalen Abgeordneten und ehemaligen Landrätin von Xochistlahuaca, Aceadeth Rocha Ramírez.
13. November 2009: In Quechualtenango, 80km von Chilpancingo entfernt, stürmt eine Gruppe von Soldaten ein Fußballfeld. Die Soldaten fragen, wer auf sie geschossen habe, denn anscheinend wurden sie beschossen, als sie durch die Gemeinde zogen. Da die BewohnerInnen keine Informationen geben können, beginnen die Uniformierten, die spielenden Jugendlichen und Kinder einzuschüchtern und anzugreifen. Den meisten befehlen sie, sich in einer Reihe auf den Boden zu legen, um über sie drüber zu laufen. Auf mindestens zwei der Minderjährigen zielen sie mit ihren Waffen und täuschen so ihre Hinrichtungen vor.
17. November 2009: Der Direktor von Radio Ñomndaa („Das Wort des Wassers“), David Valtierra Arango, meldet, dass sein Neffe Obed Valtierra Pineda, einer der Anführer des Libertären Kollektivs Canjan Chom, Sonntagnacht von Aníbal Castañeda, Familienangehöriger der ehemaligen Landrätin Aceadeth Rocha Ramírez (PRI), geschlagen wurde. Der Angreifer warnte ihn davor, sich mit seiner Tante anzulegen.
23. November 2009: In seinem Urteil vom 23. November (veröffentlicht im Dezember 2009) erklärt der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (IAGMR) den mexikanischen Staat im Fall des erzwungene Verschwinden des sozialen Aktivisten aus Guerrero, Rosendo Radilla Pacheco, im Jahr 1974 für schuldig und beklagt die Existenz eines Kontextes von systematischen und massiven Menschenrechtsverletzungen währen des sogenannten „Schmutzigen Krieges“.
24. November 2009: Fünf Polizisten durchsuchen das Haus des Gemeinderats von Alacatlatzala im Landkreis von Malinaltepec. Er ist Mitglied der Regionalen Koordination der Gemeindebehörden (CRAC), dem die Gemeindepolizei angehört. Die Polizisten nehmen eine Million Pesos mit, welche das Dorf vom Ministerium für Agrarreform für die Lösung eines Agrarkonflikts bekommen sollte. Später nehmen sie auch sein Fahrzeug mit und bei ihrem Rückzug verletzen sie zwei Personen (darunter ein elfjähriges Mädchen).
25. November 2009: Der Körper von Omar Guerrero Solís, dem Kommandanten Ramiro der Revolutionären Armee des Aufständischen Volkes (ERPI) wird auf dem Friedhof von Chilpancingo bestattet. Laut der ERPI war „Ramiro“ am 4. November in einem Hinterhalt in der Gemeinde Palos Grandes, Landkreis Ajuchitlán del Progreso, getötet worden. Dort wurde er auch heimlich eingeäschert. Mitglieder der Volksversammlung der Völker von Guerrero (APPG) erreichten jedoch, seine Reste zu bekommen. Die Ehrung, die in den Büros der Organisation stattfinden sollte, wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt, da sie anonyme Drohungen bekommen haben. Auf dem Friedhof wird die Anwesenheit von Personen mit Militärhaarschnitten gemeldet, die zivil gekleidet sind, Kopfbedeckungen tragen und die Anwesenden fotografieren.
27. November 2009: Verschiedene nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen und Rechtsspezialisten veröffentlichen den Bericht: „Guerrero: Justizsystem in der Krise“, in welchem sie bestätigen, dass im Bundesstaat eine besorgniserregende Sicherheitssituation herrscht, die von strukturellen Mängeln der Institutionen, häufiger Korruption der Justiz, dem Fehlen von Transparenz und übermäßigen Nominierungen von Funktionären durch den Gouverneur hervorgerufen wird.
3. Dezember 2009: Angehörige des indigenen Volkes der Me’phaa aus Ojo de Agua, Landkreis Malinaltepec, versperren symbolisch den Zugang zur Forstfirma TEMILITZIN, weil sie die Abholzung ihres Waldes, der in einem Schutzgebiet liegt, welches das Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) als solches deklariert hat, verhindern wollen.
9. Dezember 2009: Am 61. Jahrestag der Bekanntgabe der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und 11. Jahrestag der Erklärung der Vereinten Nationen über MenschenrechtsverteidigerInnen stellen mehrere soziale, indigene, Menschenrechts- und Bauernorganisationen eine gemeinsame Verkündung mit dem Titel: „Mit Füßen getretene Menschen und Rechte“ vor.
10. Dezember 2009: Beauftragte der Gemeinden San Marcos Ixtlahuac, Buena Vista de los Aires, Tlacoapa, Quetzalapa, Apozonalco, Chahuixco, Tomactilican und Tlachimaltepec des Landkreises José Joaquín de Herrera informieren, dass aufgrund des Fehlens von Kliniken und Krankenhäusern, in den vergangenen Monaten ca. 22 Personen an Krankheiten gestorben sind, „die hätten geheilt werden können, wenn sie rechtzeitig medizinisch behandelt worden wären“.
13. Dezember 2009: 69 Mitglieder von Amnesty International (AI) und der Vertretung des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Mexiko werden von dem lokalen Kaziken Rokualdo Remigio Cantú während ihres Besuchs in der Gemeinde El Camalote, Landkreis Ayutla de los Libres, belästigt.
17. Dezember 2009: Um Mitternacht dringt (zum sechsten Mal in sechs Monaten) ein Militärkommando in die Gemeinde Puerto de las Ollas, Landkreis Coyuca de Catalán, ein, wo es Javier Tapia entführt und mit Schlägen foltert, damit dieser auf ihre im Verhör gestellten Fragen antwortet. Außerdem stehlen die Soldaten Lebensmittel und Habseligkeiten. Als sie sich entfernen, drohen sie damit, zurückzukommen. Laut derselben Meldung „ist diese Tat im Rahmen einer intensiven militärischen Mobilisierung in der Region zu sehen, mit Truppen an Bord von Militärfahrzeugen und Flugzeug- sowie Helikopterüberflügen“.
28. Dezember 2009: Die Organisation Taller de Desarrollo Comunitario (TADECO) klagt öffentlich die Morddrohungen an, welche mehrere ihrer Mitglieder in den vergangenen Tagen erhalten haben. Meist kamen diese von einem Mobiltelefon, welches einem der MitarbeiterInnen gestohlen worden war.
28. Dezember 2009: Die CNDH gibt eine Empfehlung an verschiedene Behörden von Guerrero heraus, damit diese das Verschwinden, die Folter und Hinrichtung der beiden Anführer der Organisation für die Zukunft des Volkes der Mixteken (OFPM), Raúl Lucas Lucía und Manuel Ponce Rosas im Februar 2009 ermitteln. Als diese Information veröffentlicht wurde, klagen Anfang Januar ihre Witwen, Guadalupe Castro Morales und Margarita Martín de las Nieves, zusammen mit verschiedenen NROs von Guerrero nicht nur die Unterlassungen und die Fahrlässigkeit der staatlichen und kommunalen Behörden in den Ermittlungen an, sondern auch den begrenzten Charakter der Empfehlungen von Seiten der CNDH, welche diese Morde nicht in Verbindung mit den Aktivitäten der Menschenrechtsverteidiger Raúl und Manuel bringt.
21. Januar 2009: Die fünf Mitglieder der Organisation des indigenen Volkes der Me’phaa (OPIM), die wegen des Mordes an Alejandro Feliciano am 1. Januar 2008 angeklagt sind, legten erneut Einspruch ein.
23. Februar 2009: Man findet die Körper der beiden mixtekischen Menschenrechtsverteidiger Raúl Lucas Lucía und Manuel Ponce Rosas, Präsident und Sekretär der Organización para el Futuro del Pueblo Mixteco (OFPM). Sie wurden am 13. Februar von bewaffneten Männern verhaftet, die in einem Auto ohne Nummernschild unterwegs waren. Ihre Leichen weisen Folterspuren und Schüsse auf.
25. Februar 2009: Die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IAKMR), die Vertretung des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OACNUDH) und Amnesty International (AI) verurteilen den Mord an den beiden mixtekischen Anführern und drängen auf eine unparteiische und vollständige Untersuchung.
3. März 2009: Der Gouverneur von Guerrero veröffentlicht einen Vorschlag für die Bildung einer Sonderstaatsanwaltschaft, um die außergerichtliche Hinrichtung der beiden Anführer der OFPM vom 13. Februar zu untersuchen.
19. März 2009: Aufgrund eines stattgegebenen Einspruchs werden Manuel Cruz Victoriano, Orlando Manzanarez Lorenzo, Natalio Ortega Cruz und Romualdo Santiago Enedina, Mitglieder der Organisation des Indigenen Volkes der Me’phaa (OPIM), freigelassen. Sie waren seit dem 17. April 2008 in Haft. Raúl Hernández Abundio, angeblicher Täter im selben Mordfall, befindet sich weiterhin in Haft. Gegen weitere zehn Mitglieder derselben Organisation liegen noch immer Haftbefehle vor.
27. März 2009: Das Menschenrechtszentrum Tlachinollan schließt sein Büro im Landkreis Ayutla de los Libres aufgrund von Einschüchterungen, Morddrohungen und Verfolgungen seiner MitarbeiterInnen.
2. April 2009: Nach stundenlangen Verhandlungen mit den BewohnerInnen der Gemeinde El Carrizalillo, Landkreis Eduardo Neri, erklärt sich die Firma Goldcorp dazu bereit, die jährlichen Pachtzahlung für das Grundstück auf 2,5 Goldunzen (ca. 32.700 pesos) pro Hektar (insgesamt 1.200 ha) anzuheben. Sie bauen dort Gold, Silber und Zink ab.
20. und 21. April 2009: Während des Internationalen Forums gegen die Kriminalisierung der MenschenrechtsverteidigerInnen und des Sozialen Protests machen AnführerInnen von sozialen Bewegungen und Organisationen aus Guerrero sowie VertreterInnen internationaler Nichtregierungsorganisationen und der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IAKMR) darauf aufmerksam, dass sowohl die Bundes- als auch die bundesstaatliche Regierung von die Arbeit der MenschenrechtsaktivistInnen in Guerrero nicht respektiert, sondern im Gegenteil regelrecht „kriminalisiert“. Es ist der jüngste in einer Reihe von Vorwürfen dieser Art in den letzten Monaten. Sie beziehen sich auf die Intensivierung der Angriffe auf MenschenrechtsaktivistInnen im Land sowie das Fehlen minimaler Sicherheitsstandards, um die Arbeit der AktivistInnen zu schützen.
21. April 2009: Die Entscheidung des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte (IAGMR), vom 9. April wird veröffentlicht. Darin wird sowohl die Bundesregierung als auch die Regierung von Guerrero aufgefordert, Schutzmaßnahmen für 107 MenschenrechtsaktivistInnen in Guerrero einzuführen.
6. Mai 2009: Die Bauernorganisation der Sierra Sur (OCSS) erstattet Anzeige aufgrund von willkürlichen Verhaftungen sowie der Durchsuchung ihrer Büros durch Militärs in Tepetixtla, Landkreis Coyuca de Benítez. Dies geschah den gesamten Monat vor Erstattung der Anzeige.
7. Mai 2009: Der Fall von Inés Fernández Ortega, die aufgrund von Vergewaltigung durch Militärs am 22. März 2002 Anzeige erstattet hatte, wird vor den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht. Die Klage wurde bereits im Juni 2004 zusammen mit dem Fall von Valentina Rosendo Cantú vor der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IAKMR) behandelt (letzterer befindet sich weiterhin vor der IAKMR).
22. Mai 2009: Obwohl sich die Bundesgeneralstaatsanwaltschaft (PGR) Ende April zunächst weigerte, diese Fälle zu untersuchen, gibt der Gouverneur Zeferino Torreblanca bekannt, dass er die PGR bitten werde, die Ermittlungen in den Mordfällen an Raúl Lucas Lucia und Manuel Ponce Rosas (beide führende Mitglieder der OFPM) zu übernehmen. Sie wurden im Februar ermordet. Ebenso werde er im Fall des ehemaligen Parteiführers der Partei der Demokratischen Revolution (PRD) in Petatlán, Álvaro Rosas, verfahren, der am 29. April ermordet wurde.
10. Juni 2009: Nichtregierungsorganisationen melden Drohungen gegenüber MenschenrechtsaktivistInnen und geben bekannt, dass Rommel Chacan Pale, ein Rechtsanwalt, der den Amtsmissbrauch von Seiten der Polizei in den Bergen von Guerrero dokumentiert, Morddrohungen per Telefon erhalten habe, nachdem die Interamerikanische Menschenrechtskommission (IAKMR) Schutzmaßnahmen für ihn und andere 106 AktivistInnen im Bundesstaat gefordert hatte.
9. – 13. Juni 2009: Am 9. Juni dringen hunderte Soldaten der mexikanischen Armee in verschiedene Gebirgsgemeinden der benachbarten Landkreise Petatlán und Coyuca de Catalán ein, angeblich auf der Suche nach Mitgliedern der Revolutionären Armee des Aufständischen Volkes (ERPI). Die BewohnerInnen von Puerto de las Ollas und Las Palancas melden, dass die Soldaten mit Schusswaffen in das Dorf eindrangen, Häuser zerstörten und auf BewohnerInnen einschlugen, wodurch zahlreiche Familien, insbesondere die Männer, gezwungen waren, in die Berge zu fliehen. Der Einsatz dauert bis zum Mittag des 13. Juni an, als die Ankunft einer zivilen Menschenrechtsbeobachtungsmission den Rückzug der Soldaten veranlasste.
15. Juni 2009: Die Coddehum erhält 15 Klagen wegen Verstößen von Seiten der Soldaten während dieser Tage (darunter Hausfriedensbruch, Raub sowie gewaltsame, unmenschliche und entwürdigende Behandlung). Währenddessen wird ein wesentlicher Teil der lokalen Ausgabe der Zeitung La Jornada gestohlen, in der über diese Ereignisse berichtet wurde.
Darüber hinaus gibt Kommandant Ramiro von der Revolutionären Armee des Aufständischen Volkes (ERPI) per Telefon bekannt, dass in der selben Gegend und zur gleichen Zeit drei Zusammenstöße zwischen der ERPI und dem mexikanischen Militär stattgefunden hätten, die seiner Aussage nach drei Tote und einen Verletzten auf Seiten des Militärs, jedoch keine Verluste auf Seiten der aufständischen Milizen forderten. Dies ist die erste Aktion, zu der sich die Organisation – seit ihrer Gründung im Juni 1998 – offiziell bekennt.
20. Juni 2009: Nach einer „Routinekontrolle“ an einem militärischen Kontrollpunkt auf der Landstraße zwischen Tlapa und Puebla wird der Fahrgast Fausto Saavedra Valera festgenommen, weil er „Armeestiefel“ trug. Der Fahrer Francisco Pizano und die weiteren Passagiere ertragen, was sie als Willkür empfinden. Das Militär lässt sie schließlich weiterfahren. Als die Soldaten jedoch pfeifen, um den Bus nochmals anzuhalten, ignoriert der Fahrer die Anweisung. Die Soldaten schießen auf den Bus und töten dabei den Insassen Bonifacio Rubio Villegas. Laut der offiziellen Angaben, die das Militär einige Tage später bekannt gibt, wurden während der Fahrzeugkontrolle 10 kg Marihuana gefunden.
22. – 26. Juni 2009: Am 22. Juni besetzten Indígenas und AfromexikanerInnen den Platz vor dem Gebäude der Nationalen Kommission für die Entwicklung der Indigenen Völker (CDI) in Mexiko-Stadt, um gegen die Ernennung eines Delegierten der CDI für Guerrero zu demonstrieren. Dieser sei, wie sie verlauten lassen, nicht mit der ethnischen Problematik vertraut und ohne vorherige Konsultation ernannt worden. Am 24. Juni beginnen sie einen Hungerstreik und am 26. Juni wird der Platz mit mehr als 300 Protestierenden von der Polizei gewaltsam geräumt.
24. Juni 2009: Margarita Martín de las Nieves, Witwe des Anführers der Mixteken Manuel Ponce Rosas, der im Februar ermordet wurde, sowie ihr Schwager Santiago Ponce Lola, werden auf dem Weg zur Gemeinde La Cortina in Ayutla de Los Libres mit Schusswaffen angegriffen. Am Tag zuvor hatte sie zusammen mit Guadalupe Castro Morales an einem Treffen teilgenommen, bei dem Abgeordnete des Innenministeriums, der Bundesstaatsanwaltschaft (PGR) und des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit (SSP) des Bundesstaates sich dazu verpflichteten, den vorbeugenden Sicherheitsmaßnahmen, welche der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte empfohlen hatte, nachzukommen. Die erste Maßnahme sollte am 24. Juni mit der Begleitung der Personen in ihre Gemeinden stattfinden, was offensichtlich nicht erfolgte.
5. Juli 2009: Bei den Wahlen zum Bundesparlament siegt die PRI über die PRD, welche in acht der neun Bundeswahlbezirke des Bundesstaates verliert, in dem sie regiert.
7. Juli 2009: Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (IAGMR) beginnt die Anhörungen im Fall Rosendo Radilla, der während des „Schmutzigen Krieges“ vom Militär festgenommen und zuletzt 1974 in der ehemaligen Militärkaserne von Atoyac de Álvarez gesehen wurde. Als die Familienangehörigen Strafen für die Verantwortlichen des gewaltsamen Verschwindenlassens sowie Schadensersatz forderten, ließ der Innenminister Fernando Gómez Mont verlauten, dass der IAGMR nicht befugt sei, im Falle von gewaltsamem Verschwindenlassen zu urteilen und verteidigte die Immunität des Militärs gegenüber zivilen Gerichten in Mexiko.
29. Juli 2009: Die Leiche des Radiosprechers Juan Daniel Martínez Gil wird, halb vergraben und mit deutlichen Folterspuren, außerhalb von Acapulco im Brachland gefunden.
4. August 2009: Zwei Angehörige des 50. Infanteriebatallions der mexikanischen Armee versuchen einen Protest von ca. 200 Mitgliedern der Organisation des indigenen Volkes der Me’phaa (OPIM) vor dem Regierungsgebäude zu verhindern. Diese forderten die Befreiung des Indigenas Raúl Hernández Abundio aus dem Gefängnis Ayutla de Los Libres.
4. August 2009: Journalisten aus Chilpancingo, Hauptstadt von Guerrero, protestieren gegen die sogenannten „systematischen Angriffe auf die Pressefreiheit” und erwähnen den Mord an Juan Daniel Martínez Gil, einem Journalisten aus Acapulco, die Streichung eines Radioprogramms sowie die physische Aggression und Entführung der Reporterin Carmen Santiago, in deren Fall die staatliche Regierung nicht eingreifen wollte. Dieser wurde bisher nicht aufgeklärt.
9. August 2009: Hunderte von Soldaten sowie die Marine sperren die Hauptverkehrsstraßen nach Tixtla ab und hindern somit die Bevölkerung daran, an der Militärparade zum Gedenken an den 227. Geburtstag von Vicente Guerrero teilzunehmen.
22. August 2009: Eine Gruppe von mindestens 80 Soldaten umstellt das Kommissariat der Gemeindepolizei von Guerrero sowie zwölf Polizisten, die dabei halfen, das Grundstück El Zapote abzugrenzen. Die Polizisten werden festgenommen und beschuldigt, zur Revolutionären Armee des Volkes (EPR) zu gehören. Sie werden für eineinhalb Stunden festgehalten. Neun von ihnen werden freigelassen, während die anderen drei zunächst zum Militärbataillon von Cruz Grande und später zur Verwaltungsstelle der Bundesgeneralstaatsanwaltschaft gebracht werden, wo sie ca. 15 Stunden lang kein Essen erhalten.
27. August 2009: BewohnerInnen der Gemeinde Amojileca legen drei Beschwerden gegen Soldaten der mexikanischen Armee bei der Kommission zur Verteidigung der Menschenrechte in Guerrero (Coddehum) vor. Die Armee wird beschuldigt, zwei Tage vorher in die Häuser der BewohnerInnen eingedrungen zu sein, Frauen und Kinder geschlagen und eine Person mitgenommen zu haben.
31. August 2009: 3.000 Personen nehmen in der Hauptstadt an einem Schweigemarsch für Frieden und Gerechtigkeit teil. Sie verlangen von Gouverneur Zeferino Torreblanca, dass der Mord an Armando Chavarría Barrera, Präsident der Regierungskommission des Parlaments, vom 20. August sowie die Tötung von weiteren 21 Parteimitgliedern der PRD aufgeklärt werden.
16. September 2009: Felipe Arriaga Sánchez, Gründer der Organisation der ökologischen Bauern der Sierra von Petatlán und Coyuca de Catalán, welcher 35 Jahre lang die Wälder verteidigte, wird von einem Bus des öffentlichen Nahverkehrs im Landkreis Petatlán überfahren, woraufhin er stirbt.
17. September 2009 Das staatliche Energieunternehmen CFE verschiebt den Bau des Staudamms La Parota an der Küste Guerreros. Der Gemeinderat und die Gemeinden im Widerstand gegen den Staudamm La Parota (CECOP) sehen dies als wichtigen Triumph, bemerken jedoch: „Dies ist nicht das Ende des Kampfes”.
15. Oktober 2009: Soldaten des 48. Infanteriebataillons nehmen zwölf Gemeindepolizisten während einer Militärkontrolle in Zoyotlán, Landkreis Marquelia, fest. Eine halbe Stunde später nehmen die Soldaten vier Gründer der Gemeindepolizei fest, welche eine Kommission gebildet hatten, um ihre Kollegen zu finden. Letztlich werden alle freigelassen und können mit den Festlichkeiten anlässlich des 14-jährigen Bestehens der Gemeindepolizei beginnen.
28. Oktober 2009: Gloria Arenas Agís, der Zugehörigkeit zur Revolutionären Armee des aufständischen Volkes (ERPI) beschuldigt, wird nach mehr als 10 Jahren Gefängnis freigelassen. Ihr Ehemann, Jacobo Silva Morales, aus denselben Gründen verurteilt, wird am Tag darauf entlassen.
31. Oktober 2009: Zwei Tage nachdem sich ein Militärkonvoi für drei Stunden an der Zufahrt zur Gemeinde Puerto de Las Ollas in der Sierra de Coyuca de Catalán aufstellte, werden drei Jugendliche (15, 16 und 17 Jahre alt) aus derselben Gemeinde getötet. Ihr Onkel macht Auftragsmörder des Kaziken Rogaciano Alba Álvarez für diesen Mord verantwortlich. Diese hatten im Juni unter anderem Soldaten des mexikanischen Militärs in die Gemeinde geführt, als es zum ersten Mal zu einem militärischen Einsatz in dem Gebiet gekommen war, bei dem die Rechte der BewohnerInnen von Puerto de Las Ollas und Las Palancas verletzt wurden. Bis heute hat es in dieser Hinsicht keine Gerechtigkeit gegeben. Der Onkel der drei getöteten Jugendlichen erklärt, dass das Motiv dieser Morde im Streben des Kaziken besteht, die Gemeinde von ihrem Land zu vertreiben und sich ihre natürlichen Ressourcen, besonders den Wald und das Wasser, anzueignen.
5. November 2009: Während der Anhörung vor der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IAKMR) beklagen RepräsentantInnen des Menschenrechtszentrums Tlachinollan sowie der Stiftung für eine ordnungsgemäßen Ablauf von Gerichtsverfahren (DPLF) das Desinteresse des mexikanischen Staates, die diskriminierende unmenschliche Behandlung und Ausbeutung tausender Indigenas der Montaña von Guerrero von Seiten der landwirtschaftlichen UnternehmerInnen, zu ändern.
7. November 2009: BewohnerInnen von Xochistlahuaca, die in der „Gemeindefront von Xochistlahuaca” organisiert sind, demonstrieren auf friedliche Weise gegen die Regierung des Landkreises sowie gegen Aceadeth Rocha Ramírez, die zu jenem Zeitpunkt Abgeordnete des Parlaments von Guerrero ist.
11. November 2009: Soldaten der mexikanischen Armee und der Marine dringen auf dem Land- und Luftweg in verschiedene Häuser der Gemeinde El Escorpión in der Sierra von Atoyac ein, wo sie Kinder und Frauen verhören und den Bauern Natalio Vázquez festnehmen. Sie sind vermummt und mit Granaten bewaffnet. Laut Aussagen der BewohnerInnen nehmen die Soldaten Bargeld aus einigen Häusern und ein Cuatrimoto mit.
13. November 2009: David Valtierra Arango, einer der Gründer des Freien Radios Ñomndaa „Das Wort des Wassers”, wird verhaftet. Man beschuldigt ihn der Freiheitsberaubung von Ariosto Rocha, Bruder der lokalen Abgeordneten und ehemaligen Landrätin von Xochistlahuaca, Aceadeth Rocha Ramírez.
13. November 2009: In Quechualtenango, 80km von Chilpancingo entfernt, stürmt eine Gruppe von Soldaten ein Fußballfeld. Die Soldaten fragen, wer auf sie geschossen habe, denn anscheinend wurden sie beschossen, als sie durch die Gemeinde zogen. Da die BewohnerInnen keine Informationen geben können, beginnen die Uniformierten, die spielenden Jugendlichen und Kinder einzuschüchtern und anzugreifen. Den meisten befehlen sie, sich in einer Reihe auf den Boden zu legen, um über sie drüber zu laufen. Auf mindestens zwei der Minderjährigen zielen sie mit ihren Waffen und täuschen so ihre Hinrichtungen vor.
17. November 2009: Der Direktor von Radio Ñomndaa („Das Wort des Wassers”), David Valtierra Arango, meldet, dass sein Neffe Obed Valtierra Pineda, einer der Anführer des Libertären Kollektivs Canjan Chom, Sonntagnacht von Aníbal Castañeda, Familienangehöriger der ehemaligen Landrätin Aceadeth Rocha Ramírez (PRI), geschlagen wurde. Der Angreifer warnte ihn davor, sich mit seiner Tante anzulegen.
23. November 2009: In seinem Urteil vom 23. November (veröffentlicht im Dezember 2009) erklärt der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte (IAGMR) den mexikanischen Staat im Fall des erzwungene Verschwinden des sozialen Aktivisten aus Guerrero, Rosendo Radilla Pacheco, im Jahr 1974 für schuldig und beklagt die Existenz eines Kontextes von systematischen und massiven Menschenrechtsverletzungen währen des sogenannten „Schmutzigen Krieges”.
24. November 2009: Fünf Polizisten durchsuchen das Haus des Gemeinderats von Alacatlatzala im Landkreis von Malinaltepec. Er ist Mitglied der Regionalen Koordination der Gemeindebehörden (CRAC), dem die Gemeindepolizei angehört. Die Polizisten nehmen eine Million Pesos mit, welche das Dorf vom Ministerium für Agrarreform für die Lösung eines Agrarkonflikts bekommen sollte. Später nehmen sie auch sein Fahrzeug mit und bei ihrem Rückzug verletzen sie zwei Personen (darunter ein elfjähriges Mädchen).
25. November 2009: Der Körper von Omar Guerrero Solís, dem Kommandanten Ramiro der Revolutionären Armee des Aufständischen Volkes (ERPI) wird auf dem Friedhof von Chilpancingo bestattet. Laut der ERPI war „Ramiro” am 4. November in einem Hinterhalt in der Gemeinde Palos Grandes, Landkreis Ajuchitlán del Progreso, getötet worden. Dort wurde er auch heimlich eingeäschert. Mitglieder der Volksversammlung der Völker von Guerrero (APPG) erreichten jedoch, seine Reste zu bekommen. Die Ehrung, die in den Büros der Organisation stattfinden sollte, wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt, da sie anonyme Drohungen bekommen haben. Auf dem Friedhof wird die Anwesenheit von Personen mit Militärhaarschnitten gemeldet, die zivil gekleidet sind, Kopfbedeckungen tragen und die Anwesenden fotografieren.
27. November 2009: Verschiedene nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen und Rechtsspezialisten veröffentlichen den Bericht: „Guerrero: Justizsystem in der Krise”, in welchem sie bestätigen, dass im Bundesstaat eine besorgniserregende Sicherheitssituation herrscht, die von strukturellen Mängeln der Institutionen, häufiger Korruption der Justiz, dem Fehlen von Transparenz und übermäßigen Nominierungen von Funktionären durch den Gouverneur hervorgerufen wird.
3. Dezember 2009: Angehörige des indigenen Volkes der Me’phaa aus Ojo de Agua, Landkreis Malinaltepec, versperren symbolisch den Zugang zur Forstfirma TEMILITZIN, weil sie die Abholzung ihres Waldes, der in einem Schutzgebiet liegt, welches das Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) als solches deklariert hat, verhindern wollen.
9. Dezember 2009: Am 61. Jahrestag der Bekanntgabe der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und 11. Jahrestag der Erklärung der Vereinten Nationen über MenschenrechtsverteidigerInnen stellen mehrere soziale, indigene, Menschenrechts- und Bauernorganisationen eine gemeinsame Verkündung mit dem Titel: „Mit Füßen getretene Menschen und Rechte” vor.
10. Dezember 2009: Beauftragte der Gemeinden San Marcos Ixtlahuac, Buena Vista de los Aires, Tlacoapa, Quetzalapa, Apozonalco, Chahuixco, Tomactilican und Tlachimaltepec des Landkreises José Joaquín de Herrera informieren, dass aufgrund des Fehlens von Kliniken und Krankenhäusern, in den vergangenen Monaten ca. 22 Personen an Krankheiten gestorben sind, „die hätten geheilt werden können, wenn sie rechtzeitig medizinisch behandelt worden wären”.
13. Dezember 2009: 69 Mitglieder von Amnesty International (AI) und der Vertretung des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Mexiko werden von dem lokalen Kaziken Rokualdo Remigio Cantú während ihres Besuchs in der Gemeinde El Camalote, Landkreis Ayutla de los Libres, belästigt.
17. Dezember 2009: Um Mitternacht dringt (zum sechsten Mal in sechs Monaten) ein Militärkommando in die Gemeinde Puerto de las Ollas, Landkreis Coyuca de Catalán, ein, wo es Javier Tapia entführt und mit Schlägen foltert, damit dieser auf ihre im Verhör gestellten Fragen antwortet. Außerdem stehlen die Soldaten Lebensmittel und Habseligkeiten. Als sie sich entfernen, drohen sie damit, zurückzukommen. Laut derselben Meldung „ist diese Tat im Rahmen einer intensiven militärischen Mobilisierung in der Region zu sehen, mit Truppen an Bord von Militärfahrzeugen und Flugzeug- sowie Helikopterüberflügen”.
28. Dezember 2009: Die Organisation Taller de Desarrollo Comunitario (TADECO) klagt öffentlich die Morddrohungen an, welche mehrere ihrer Mitglieder in den vergangenen Tagen erhalten haben. Meist kamen diese von einem Mobiltelefon, welches einem der MitarbeiterInnen gestohlen worden war.
28. Dezember 2009: Die CNDH gibt eine Empfehlung an verschiedene Behörden von Guerrero heraus, damit diese das Verschwinden, die Folter und Hinrichtung der beiden Anführer der Organisation für die Zukunft des Volkes der Mixteken (OFPM), Raúl Lucas Lucía und Manuel Ponce Rosas im Februar 2009 ermitteln. Als diese Information veröffentlicht wurde, klagen Anfang Januar ihre Witwen, Guadalupe Castro Morales und Margarita Martín de las Nieves, zusammen mit verschiedenen NROs von Guerrero nicht nur die Unterlassungen und die Fahrlässigkeit der staatlichen und kommunalen Behörden in den Ermittlungen an, sondern auch den begrenzten Charakter der Empfehlungen von Seiten der CNDH, welche diese Morde nicht in Verbindung mit den Aktivitäten der Menschenrechtsverteidiger Raúl und Manuel bringt.