KONJUNKTUR IN : Reaktivierung des Sozialen Konfliktes Chiapas
31/10/20072007
02/01/20082007
Vom 30. Dezember 2006 bis 2. Januar 2007: Es wird das Erste Treffen der Zapatistischen Völker mit den Völkern der Welt in Oventik (Caracol 2) im Hochland von Chiapas gefeiert.
Januar: Amnesty International (AI) prangert an, dass es der Regierung Felipe Calderóns „an einer Vision des Menschenrechtsschutzes fehle“ .
19. Januar: Mehrere Drogenbosse, die offene Strafprozesse in Mexiko hatten, werden an die USA ausgeliefert. Präsident Calderón rechtfertigt diese Entscheidung als Notwendigkeit aufgrund der Anfälligkeit der mexikanischen Richter.
25. Januar: Der Gouverneur von Chiapas, Juan Sabines Guerrero, kündigt die Gründung einer Sonderkommission an, „um die rechtliche Situation verschiedener in Haft sitzender Personen zu überprüfen“, mit dem Ziel, eine Versöhnung zu fördern, aber „ohne die Gründe und Umstände in Frage zu stellen, unter welchen sie die chiapanekische Justiz verurteilte“.
Februar: Andrés Manuel López Obrador (Ex-Präsidentschaftskandidat) erklärt, sich „vom Schlag erholt zu haben“, den er durch den vermutlichen Wahlbetrug erlitten hatte, und bekräftigt, die Präsidentschaftswahlen 2012 in Betracht zu ziehen. Er beginnt eine Rundreise durch alle Landkreise Mexikos.
21. März: Der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen zur Lage der Menschenrechte und Grundlegenden Freiheiten Indigener Völker, Rodolfo Stavenhagen, bezeichnet Mexiko als Beispiel der Tendenz, soziale Proteste der indigenen Völker zu kriminalisieren und als Land der Repression durch Polizeigewalt.
25. März: Die zweite Etappe der Anderen Kampagne beginnt mit der Abreise von drei Delegationen, bestehend aus KommandantInnen und Subcomandanten Marcos, welche bis Ende Juni den Norden des Landes bereisen.
April: Der Präsident der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IAKMR), Florentín Meléndez, besucht Mexiko. In dem Bericht über die Menschenrechtssituation wird hervorgehoben, dass die Regierung des Präsidenten Calderón „bisher keine öffentliche Erklärung zu ihrer Politik gegenüber diesem Thema abgegeben hat“.
1. April: Luís H. Álvarez, Vorsitzender der Nationalen Kommission für Entwicklung der Indigenen Völker und ehemaliger Friedensbeauftragter für Chiapas erklärt, die „EZLN ist für die Regierung von Felipe Calderón kein Gesprächspartner mehr“, denn, seiner Meinung nach, repräsentiert die EZLN die indigenen Gemeinden nicht und setzt sich auch nicht aus ihnen zusammen.
9.-10. April: Die Wiederaufnahme des umstrittenen Plans Puebla-Panamá wird mit der Durchführung eines Gipfeltreffens in Campeche (Mexiko), an welchem die Regierungschefs Mittel- und Südamerikas sowie mexikanische Gouverneure teilnehmen, bestätigt.
1. Juli: Ein Jahr nach den Präsidentschaftswahlen findet eine große Demonstration zur Unterstützung von López Obrador auf dem Hauptplatz (Zócalo) von Mexiko-Stadt statt.
5.-10. Juli: Acht Bomben explodieren in den Rohrleitungen der mexikanischen Erdölgesellschaft PEMEX in Guanajuato und Querétaro. Die Revolutionäre Volksarmee (EPR) übernimmt die Verantwortung für die Aktionen und erklärt, diese seien Teil einer Kampagne gegen die Regierung von Felipe Calderón mit dem Ziel, zwei ihrer Mitglieder, die seit Mai diesen Jahres in Oaxaca verschwunden sind, lebend wieder zu finden.
12. Juli: Dem Einspruch von Luis Echeverría wird endgültig stattgegeben. Er war in seiner Funktion als Innenminister im Rahmen des Blutbads von Tlatelolco am 2. Oktober 1968 wegen Völkermord angeklagt.
16. Juli: In Oaxaca bricht erneut die Gewalt aus: Drei Stunden lang finden gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Sympathisanten der APPO und Polizisten statt. Das Resultat: insgesamt 42 Verletzte und 60 Festnahmen.
21-30. Juli: In drei der fünf zapatistischen Caracoles wird das Zweite Treffen der Zapatistischen Völker mit den Völkern der Welt unter Beteiligung von mehr als 3.000 Personen durchgeführt.
18. August: Im Biosphärenreservat Montes Azules wird eine Polizei- und Militäroperation durchgeführt, um 39 Familien der Gemeinden Buen Samaritano und San Manuel (Landkreis Ocosingo) zu vertreiben.
1. September: Unter starkem Polizeiaufgebot übergibt Präsident Felipe Calderón seinen ersten Regierungsbericht. In einer Zeremonie von weniger als fünf Minuten halt er seine Rede vor über hundert leeren Bänken, da die linken Abgeordneten entschieden hatten, sich aus dem Parlament zurückzuziehen.
6. September: Die BewohnerInnen von Nuevo San Manuel und Buen Samaritano (Montes Azules), die am 18. August aus ihren Gemeinden vertrieben wurden, werden von La Trinitaria nach Ocosingo gebracht. Die Familien hatten dies mit der Regierung von Chiapas vereinbart.
24. September: Aufgrund einer neuen Regierungsoffensive gegen die zapatistischen Gemeinden entscheidet die EZLN, die für September bis Dezember vorgesehene Rundreise der zapatistischen KommandantInnen im Süden und in der Mitte des Landes abzubrechen.
2. Oktober: Mehr als 100 Gruppen und Organisationen vereinigen sich zur Nationalen Front gegen die Repression, angesichts dessen, was sie als neue Phase des schmutzigen Krieges gegen soziale AktivistInnen bezeichnen.
7. Oktober: In Chiapas werden Wahlen für 118 Rathäuser und 40 lokale Abgeordnete durchgeführt. Die PRI gewinnt die meisten Sitze.
11.-14. Oktober: In der Yaqui-Gemeinde Vícam (Sonora) findet das Treffen der indigenen Völker Amerikas statt, während zeitgleich eine Polizeieinsatzes durchgeführt wird. Es beteiligen sich 570 indigene Delegierte, die 66 Völker aus 12 amerikanischen Ländern repräsentieren.
17. Oktober: Die Vertretung des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte weist darauf hin, dass Mexiko aufgrund der Drohungen und Morde gegen Journalisten weltweit „die Liste der Länder mit eingeschränkter Meinungsfreiheit anführt“.
Ende Oktober: Die Initiative Mérida, auch ‚Plan México‚ genannt, wird bekannt gegeben. Die Regierung der USA wird 1,4 Milliarden US-Dollar für eine gemeinsame Strategie mit Mexiko beisteuern, um den Drogenhandel mit Hilfe von Militär, Justiz und der Entwicklungshilfe zu bekämpfen. Kritische Stimmen weisen sowohl auf die geringen Ergebnisse des Plan Colombia hin, als auch auf das große Risiko, das diese Initiative im Hinblick auf mögliche Menschenrechtsverletzungen gegen die mexikanische Zivilbevölkerung bedeutet.
Oktober-November: Schwere Überschwemmungen während der Regenzeit hinterlassen über eine Million Geschädigte sowohl in Tabasco als auch in den Landkreisen im Norden von Chiapas.
17. – 20. November: Die Karawane der Anderen Kampagne zur Verteidigung der Menschen- und Kollektivrechte der zapatistischen Völker besucht zapatistische Gemeinden.
22. November: Das Netzwerk „Red Solidaria Década Contra la Impunidad“ zeigt auf, dass es über 500 politische Gefangene in Mexiko gibt.
4. Dezember: Ein Jahr nach seiner Verhaftung, wird der von Amnesty International als „politischer Gefangener“ anerkannte Indigena Diego Méndez Arcos, freigelassen. Er wurde verhaftet, weil es während der Vertreibung indigener Familien aus Viejo Velasco Suárez Tote gegeben hatte.
13.-17. Dezember: In Erinnerung an den Historiker Andrés Aubry veranstalten die EZLN, die Zeitschrift Contrahistorias und das CIDECI-Unitierra (San Cristóbal de las Casas) das Erste internationale Kolloquium zum Gedanken an Andrés Aubry unter Beteiligung von nationalen und internationalen Intellektuellen der Linken sowie von Subcomandante Marcos. Am 16. Dezember bestätigt der Subcomandante, dass er der militärische Führer der EZLN ist und nach dem Kolloquium keine öffentlichen Aktivitäten mehr wahrnehmen werde. Zudem erklärt er: „Die, die wir Krieg geführt haben, wissen die Wege zu erkennen, auf denen man sich vorbereitet und annähert. Die Zeichen des Krieges am Horizont sind klar. Der Krieg, wie die Angst, hat auch einen Geruch. Und jetzt beginnen wir seinen stinkenden Geruch auf unserem Land einzuatmen. Mit den Worten von Naomi Klein, wir müssen uns auf den Schock vorbereiten.“
20.-22. Dezember: Der zehnte Jahrestag des Massakers von Acteal wird am 20. und 21. in Acteal selbst mit einem Nationalen Treffen gegen die Straflosigkeit begangen. Am 22. endet er mit einer Messe.
28. Dezember 2007 bis 2. Januar 2008: Das Dritte Treffen der zapatistischen Völker mit den Völkern der Welt und das Erste Treffen der zapatistischen Frauen „Kommandantin Ramona und die Zapatistinnen“ finden im Caracol 3 (La Garrucha) statt.