1995
03/02/2000Im Januar versammeln sich 300 Vertreter von mindestens 35 indigenen Völkern im Nationalen Indigenen Forum, zu dem die EZLN aufgerufen hat. Die Teilnehmer beschließen den Nationalen Indigena-Kongress (CNI) zu gründen. Es muss unterstrichen werden, dass viele Organisationen des ganzen Landes am Dialogprozess (als Gäste oder Berater) teilnehmen.
Am 16. Februar werden die Abkommen von San Andrés unterschrieben. Sie enthalten die Ergebnisse der Verhandlungen zum Thema indigener Rechte und Kultur (Thema 1). Im März werden die Beratungen über das zweite Thema eröffnet: Demokratie und Gerechtigkeit. Die Delegation der Regierung nimmt nicht ernsthaft teil.
Im September entscheidet die EZLN, sich von den Verhandlungen zurückzuziehen. Sie stellt folgende Bedingungen zur Wiederaufnahme des Dialogs:
- Umsetzung der Abkommen von San Andrés und Aufstellung einer Kommission zu deren Kontrolle. Diese soll den Verlauf verfolgen und die Umsetzung dieser Abkommen überwachen
- Beendigung der Militarisierung und Paramilitarisierung des Bundesstaates
- Die Aufstellung einer Regierungsdelegation mit Entscheidungsgewalt und echtem Willen zum Gespräch
- Ernsthafte und konkrete Vorschläge der Regierung zum Thema 2
- Freilassung der politischen Gefangenen
Im November einigen sich beide Seiten darauf, dass die COCOPA eine Gesetzesinitiative vorbereitet, um die unterschriebenen Abkommen zum Thema „Indigene Rechte und Kultur“ (erstes Thema) in die Verfassung zu integrieren. Beide Parteien sollen diese Initiative entweder komplett akzeptieren, ohne Anmerkungen oder Verbesserungen, oder sie ablehnen. Im Dezember 1996 akzeptiert die EZLN die Initiative; die Regierung dagegen schlägt Veränderungen vor, die den Vorschlag der COCOPA entscheidend verändern.
In Chiapas nimmt der Krieg niedriger Intensität zu. Das Ziel ist es, „dem Fisch das Wasser zu entziehen“ oder zu bestätigen, dass die EZLN nicht auf Unterstützung bauen kann. Mit dieser Strategie versucht die Regierung:
- Die nationale und internationale öffentliche Meinung zu verwirren (Reden von Frieden, Sozialarbeit des Militärs, Einschränkung der Gefechte zwischen den Armeen, Gerüchte, massive Beeinflussung der Informationsmedien, Einschränkung der Möglichkeiten internationaler Beobachtung, etc)
- Einen militärischen und paramilitärischen Informationsgürtel um die „abtrünnigen“ Gemeinden zu erhalten
- Die Zivilbevölkerung und mögliche Untersützungsbasen der EZLN durch selektive Aktionen einzuschüchtern und „Beispiele“ zu verhindern, die weitere Teile der Gesellschaft mit der aufständischen Idee anstecken könnten
- Zu „spalten, um zu regieren“. Sie versucht also, Spaltungen und Polarisierungen zwischen und innerhalb der indigenen Gemeinschaften durch repressive Aktionen Einschüchterungsmassnahmen gegen soziale Organisationen voranzutreiben.