AKTIVITÄTEN VON SIPAZ (Mitte August bis Mitte November 2011)
30/11/20112011
18/01/20122011
2. Januar: Die EZLN und die Andere Kampagne bestreiten, an der Entführung von Diego Fernández de Cevallos, PAN-Politiker und ehemaliger Präsidentschaftskandidat von 1994, beteiligt gewesen zu sein. Dies behauptete ein angebliches Mitglied der Zapatistischen Armee zur Nationalen Befreiung (EZLN) in einer Meldung, die am Tag zuvor in den Medien aufgegriffen wurde.
24. Januar: Tod des emeritierten Bischofs von San Cristobal de Las Casas, Don Samuel Ruiz Garcia. Er war einer der Hauptakteure in den Friedensgesprächen zwischen der EZLN und der Bundesregierung nach dem bewaffneten Aufstand von 1994.
26. Januar: Nach fast zwei Jahren des völligen Schweigens äußert sich das Geheime Revolutionäre Indigene Komitee – Generalkommando (CCRI-CG) der EZLN wieder, um den Tod des emeritierten Bischofs von San Cristobal de Las Casas, Samuel Ruiz Garcia, zu beklagen, der an diesem Tag im Altar der Kathedrale dieser Stadt beigesetzt wird.
Januar-Februar: Es erscheint erneut ein Text vom Subcomandanten Marcos mit dem Titel „Über die Kriege“, der Teil eines Briefwechsels mit dem Schriftsteller Luis Villoro ist. Darin analysiert er den sogenannten Krieg gegen die organisierte Kriminalität der Regierung von Felipe Calderón.
2. Februar: Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolome de Las Casas (CDHFBC) veröffentlicht einen Bericht über die miserablen Haftbedingungen in den staatlichen Justizvollzugsanstalten von Chiapas.
2. Februar: Eine Auseinandersetzung zwischen indigenen AnhängerInnen der Anderen Kampagne und einer Gruppe von RegierungsanhängerInnen, die sich um die Kontrolle eines Kassenhäuschens am Eingang zu den Wasserfällen von Agua Azul (Landkreis Chilón) streiten, hinterlässt einen Toten und mindestens zwei Verletzte (auf Regierungsseite).
3. Februar: Ein Einsatzkommando von mehr als 500 Staats- und Bundespolizisten, die von Einheiten der mexikanischen Armee unterstützt wurden, vertreibt Hunderte von indigenen AnhängerInnen der Anderen Kampagne, welche die Landstraße Ocosingo-Palenque aus Protest gegen die Ereignisse des Vortags in Agua Azul blockiert hielten.
5. Februar: 106 der 116 Indígenas aus San Sebastián Bachajón, die am 3. Februar festgenommen wurden, werden freigelassen.
6. Februar: Der Gouverneur von Chiapas, Juan Sabines Guerrero, kommt persönlich nach Agua Azul, um den Startschuss für den „Dialog- und Koordinierungsausschuss zur Lösung des Konflikts um das ökotouristische Zentrum der Wasserfälle von Agua Azul“ zu geben. Die Ejido-BewohnerInnen, die zur Anderen Kampagne gehören, sind nicht beteiligt.
8. Februar: Die EinwohnerInnen des Landkreises Tila (in der nördlichen Zone von Chiapas) lehnen die Entschädigung von 40 Millionen Pesos ab, die ihnen staatliche Behörden für die 130 Hektar Land in der Kreisstadt, welches ihnen 1980 geraubt wurde, anboten. Sie verkünden, dass sie vor den Obersten Gerichtshof (SCJN) ziehen werden, damit man ihre Landrechte respektiert.
11. Februar: Es werden Haftbefehle gegen zehn Indígenas der Gemeinde San Sebastián Bachajón erlassen, die nach der Konfrontation am 2. Februar festgenommen wurden. Ihnen wird Mord, versuchter Totschlag, Körperverletzung und Landfriedensbruch vorgeworfen.
22. Februar: Drei MenschenrechtsverteidigerInnen des Menschenrechtszentrums Digna Ochoa, einschließlich ihres Direktors, Nataniel Hernández Núñez, werden verhaftet, während sie mögliche Menschenrechtsverletzungen durch die Polizei dokumentierten. Diese hatten Personen verhaftet, die eine Straßenblockade durchführten. Den MenschenrechtsverteidigerInnen wird Widerstand gegen die Staatsgewalt zur Last gelegt. Die 19 Gefangenen des Autonomen Rates der Küste, AnhängerInnen der Anderen Kampagne, denen die selben Taten zu Last gelegt werden, werden hingegen freigelassen.
2. März: Die Generalstaatsanwaltschaft von Chiapas lässt den Direktor des Menschenrechtszentrums Digna Ochoa in Tonala, Nataniel Hernández Núñez, und zwei weitere Anwälte der Organisation, die sich seit dem 22. Februar in Haft befinden, „unter Gesetzesvorbehalt“ frei.
3. März: Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolome de Las Casas stellt den Bericht „Die Regierung erzeugt und verwaltet Landkonflikte in Chiapas“ vor, in dem eine dokumentierende Analyse über die Vorfälle im Februar in San Sebastián Bachajón enthalten ist.
5. März: Frauen und Männer verschiedener Gemeinden und Organisationen der Region Sierra Fronteriza treffen sich zum Regionalen Forum zur Verteidigung von Land, Territorium und Rohstoffen, das in Frontera Comalapa stattfindet.
8. März: Am Internationalen Frauentag demonstrieren etwa 5.000 Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen in 15 Landkreisen von Chiapas und blockieren vier Straßen – unter anderem, um die Beendigung der Gewalt gegen Frauen und der Feminizide zu fordern.
10. bis 13. März: Im Landkreis Huitiupán im Norden von Chiapas findet das VIII. Treffen der mexikanischen Bewegung von Staudamm-Betroffenen und zur Verteidigung der Flüsse (Mapder) statt. EinwohnerInnen von mehr als 30 Gemeinden und der Kreisstadt von Huitiupán erklären, so lange ihre Stromrechnungen nicht zu bezahlen, bis die Absicht aufgegeben wird, zwei Staudämme zur Energiegewinnung in ihrem Landkreis zu bauen – welche das staatliche Energieunternehmen (CFE) vorhat wieder aufzunehmen.
14. März: Mehrere zivile Organisationen berichteten über schwerwiegende Unregelmäßigkeiten in den Ermittlungen bezüglich des Massakers von Viejo Velasco (Landkreis Ocosingo) im November 2006. Sie berichten, dass bei der Kommission, die den Fall untersucht, exhumierte Skelette, die die Staatsanwaltschaft 2007 sichergestellt hat, verschwunden sind. Sie vermuten, dass die Behörden selbst diese haben verschwinden lassen.
15. März: Nataniel Hernández Núñez, Direktor des Menschenrechtszentrums Digna Ochoa (Tonalá) wird in Tapachula erneut festgenommen.
16. und 17. März: Im Rahmen des 22. Jubiläums des Menschenrechtszentrums Fray Bartolomé de Las Casas (CDHFBC) findet in San Cristóbal de Las Casas das Treffen „Mit der Erinnerung erschaffen wir Völker Gerechtigkeit und Wahrheit“ statt.
20. März: Das Nationale Netzwerk der zivilen Menschenrechtsorganisationen „Alle Rechte für Alle“ äußert sich zur Situation der MenschenrechtsverteidigerInnen im Südosten Mexikos und klagt an, dass „die allgegenwärtige Gewalt im Land und die Zunahme der Straflosigkeit die Repression, die Armut, die Kriminalisierung, die Migration, die Landvertreibung und die Angriffe auf diejenigen verschlimmert, welche die Rechte für alle ausüben, fördern und verteidigen“.
21. März: BewohnerInnen des „Neuen Dorfes Montes Azules“ in Palenque blockieren eine Landstraße, um die Einlösung der Versprechen zu fordern, die die Regierung ausgesprochen hat, als sie 2005 aus dem Biosphärenreservat Montes Azules (RIBMA) umgesiedelt wurden.
29. März: Im Rahmen einer Initiative, die die Erfüllung der UN-Milleniumsziele sicherstellen soll, wohnt der mexikanische Präsident, Felipe Calderón Hinojosa, der Gründung einer neuen Nachhaltigen Landstadt (CRS) in Santiago El Pinar im Hochland von Chiapas bei.
5. April: Mitglieder der Koordination der Frauen im Widerstand äußern öffentlich ihre Sorge, „bezüglich der besorgniserregenden Mord- und Angriffsdrohungen, unter denen unsere compañera Rosa Díaz Gómez aus der Gemeinde Jotola im Landkreis Chilón, Chiapas, leidet“.
6. April: Sowohl in mehr als 20 mexikanischen Städten als auch im Ausland finden Demonstrationen gegen die Gewalt und für Frieden und Gerechtigkeit in Mexiko unter dem Motto „Estamos hasta la madre“ („Wir haben die Schnauze voll“) statt. Zu dem Demonstrationen wurde aufgerufen, nachdem am 28. März die Leichen von fünf Jugendlichen, einem ehemaligen Militär und einer erwachsenen Frau, alle mit Folterspuren, außerhalb von Cuernavaca gefunden wurden. Eines der Opfer war Juan Francisco Sicilia, Sohn des Journalisten und Dichters Javier Sicilia, Kolumnist der Zeitungen La Jornada und Proceso.
6. bis 9. April: Die OCEZ-Región Carranza (Bauernorganisation Emiliano Zapata – Region Carranza) führt Aktionstage durch, um die Umsetzung ihrer Forderungen zu verlangen. Sie fordern die Umsetzung der Abkommen, die sie mit den staatlichen Behörden Ende 2009 bezüglich der Eigentumsrechte verschiedener Grundstücke, der wirtschaftlichen Unterstützung von Ertragsprojekten und der Entschädigung für erlittene Angriffe. Einige von der OCEZ-RC beanspruchten Grundstücke stellen die Ursache für Konflikte mit anderen Gruppen dar, welche der OCEZ-RC vorwerfen, sie haben diese unrechtmäßig und mit Gewalt besetzt.
9. April: Der Rat der Guten Regierung von La Garrucha prangert die Bestrebungen an, die zapatistischen Unterstützungsbasen von Cintalapa im Landkreis Ocosingo ihrer Ländereien und Ejido-Rechte zu berauben, sollten sie nicht den Widerstand aufgeben.
9. April: Ein Kommando von etwa 800 Bundes- und Staatspolizisten erobert erneut das Kassenhäuschen am Eingang zu den Wasserfällen von Agua Azul. Angesichts dessen beschließen die etwa 600 KleinbäuerInnen aus San Sebastián Bachajón sich zurückzuziehen. Die AnhängerInnen der Andere Kampagne hatten am Vortag dieses Kassenhäuschen zurückerobert.
12. April: Der zweite Teil des Briefwechsels zwischen Subcomandante Marcos und dem Philosoph Luis Villoro wird veröffentlicht. In diesem kritisiert Marcos die Gewalt im Land. Der Brief beginnt mit einer Anerkennung des Dichters Javier Sicilia und seines Kampfes. Er kritisiert auch die Staatsregierung von Juan Sabines Guerrero, die „diejenigen verfolgt und bestraft, die sich nicht den falschen Lobeshymnen und den Lügen seiner Regierung anschließt, welche die MenschenrechtsverteidigerInnen in der Küstenregion und im Hochland von Chiapas und die Indígenas von San Sebastián Bachajón verfolgt, weil sie ihr Land nicht verscherbeln wollen, und welche die paramilitärischen Gruppen in ihrem Vorgehen gegen die indigenen zapatistischen Gemeinden ermutigt.“
17. April: Der Rat der Guten Regierung von La Realidad klagt an, dass ein ziviler Unterstützer der EZLN in Monte Redondo (Frontera Comalapa) von Gemeindeautoritäten angegriffen, falschen Anschuldigungen bezichtigt, entführt und der Staatsanwaltschaft überstellt wurde. Der Rat fordert ihre sofortige Freilassung.
26. April: Der Befehlshaber der 7. Militärregion erklärt, dass Truppen des mexikanischen Militärs konstant Einsätze auf dem gesamten chiapanekischen Territorium durchführen – vor allem in den Landkreisen, die an der Grenze zu Guatemala liegen. Er verkündet die Errichtung von zwei neuen Militärstützpunkten in Chicomuselo und Jiquipilas, mit je 600 Soldaten. Er bekundet, dass diese Strategie Teil einer neuen Etappe des Kampfes gegen die organisierte Kriminalität (Drogen-, Waffen und Menschenschmuggel) sei, die in der Region aktiv ist.
28. April: Eine neue Meldung des CCRI-CG (Geheimes Revolutionäres Indigenes Komitee – Generalkommandantur) der EZLN erscheint mit der Ankündigung, dass man sich dem Nationalen Marsch für Gerechtigkeit und gegen Straflosigkeit anschließen werde, zu welchem für Mai von der Bewegung für Frieden in Gerechtigkeit und Würde aufgerufen wird.
3. Mai: Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas veröffentlicht einen erneuten Versuch, seine Arbeit in Verruf zu bringen.
8. Mai: An verschiedenen Orten Mexikos finden Märsche für Frieden mit Gerechtigkeit und Würde statt, zu denen der Dichter Javier Sicilia aufgerufen hat. Vom 5. bis zum 8. Mai führt Sicilia einen Protestzug von Cuernavaca (Morelos) nach Mexiko-Stadt an, der mit einer Kundgebung auf dem Zócalo der mexikanischen Hauptstadt endet. Am Vortag schaffen es die Unterstützungsbasen der EZLN den Platz der Kathedrale von San Cristóbal de las Casas zu füllen. Während des Marsches, der in San Cristóbal de las Casas stattfindet, klagt die Gruppe aus dem Dorf Mitzitón, AnhängerInnen der Anderen Kamagne, Angriffe und Schüsse durch Mitglieder der sogenannten Armee Gottes in ihrer Gemeinde an.
18. Mai: Die Verfassungsreform des Abschnitts über die Menschenrechte wird ratifiziert und ist damit rechtskräftig.
4. bis 10. Juni: Anlässlich der Caravana del Consuelo (Karawane des Trostes), die von der Bewegung für Frieden in Gerechtigkeit und Würde ins Leben gerufen wurde, legen etwas mehr als 500 Personen die fast 3.000 Kilometer Entfernung zwischen Cuernavaca (Morelos) und Ciudad Juárez (Chihuahua) zurück.
7. Juni: Der ehemalige Gouverneur von Chiapas, Pablo Salazar Mendiguchía (2000-2006), wird wegen Unterschlagung, Veruntreuung im Amt, Kompetenzüberschreitung, Amtsmissbrauch und Bildung einer kriminellen Vereinigung festgenommen.
10. Juni: Das „Nationale Abkommen für einen Frieden mit Gerechtigkeit und Würde“ wird in Ciudad Juarez unterzeichnet. Der Kern dieses Paktes bildet die Entmilitarisierung des Landes, aber auch die Forderung nach einem Strategiewechsel im Kampf gegen das organisierte Verbrechen, nach einer Bekämpfung der Korruption von BeamtInnen, nach einer Neustrukturierung der Institutionen und einer neuen Sozialpolitik.
10. Juni: Das Menschenrechtszentrum Fray Matías de Córdova mit Sitz in der Grenzstadt Tapachula klagt an, dass die Nationale Migrationsbehörde die Arbeit von Organisationen behindert hat, die sich für die Menschenrechte von MigrantInnen einsetzen.
21. Juni: Der Rat der Guten Regierung von Morelia klagt Angriffe sowie Versuche der Vertreibung und Enteignung gegen Unterstützungsbasen durch Mitglieder der Regionalen Organisation der KaffeebäuerInnen von Ocosingo (ORCAO) in Los Martíres an.
22. Juni: Nach mehr als drei Monaten Haft werden die acht BewohnerInnen der weltweit ersten sogenannten Nachhaltigen Landstadt, Nuevo Juan de Grijalva, im Landkreis von Ostuacán, wie auch ihr Anwalt freigelassen.
23. Juni: Menschenrechtszentren aus Chiapas starten die „Nationale und Internationale Kampagne gegen juristische Schikanen und Kriminalisierung von MenschenrechtsverteidigerInnen in Mexiko“.
23. Juni: Mehre Mitglieder der Bewegung für einen Frieden in Gerechtigkeit und Würde treffen sich mit Präsident Felipe Calderón.
25. Juni: In einem Offenen Brief zählen die Journalisten Ángeles Mariscal (CNN, Animal Político) und Isain Mandujano (Proceso) die Belästigungen, Verleumdungen und Überwachungen auf, denen sie durch verschiedene staatliche Behörden in den vergangenen Wochen ausgesetzt waren.
27. Juni: Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolome de las Casas (CDHFBC) warnt davor, dass in der Gemeinde San Marcos Avilés, Landkreis Chilón, die Unterstützungsbasen der EZLN Belästigungen, Morddrohungen und der Gefahr einer neuen Vertreibung ausgesetzt sind. Das Zentrum meldet, dass die in dieser Gemeinde anwesenden zivilen MenschenrechtsbeobachterInnen, welche mögliche Gewalthandlungen in dieser Gemeinde verhindern sollen, ebenfalls Ziel von Drohungen und Belästigungen wurden.
29. Juni: Der staatliche Menschenrechtsrat von Chiapas (CEDH) ersucht die Generalstaatsanwaltschaft des Bundesstaates Chiapas um die Umsetzung von Schutzmaßnahmen für die Journalisten Ángeles Mariscal und Isaín Mandujano. Mitglieder des Hauses der Rechte der Journalisten treffen sich mit Gouverneur Juan Sabines Guerrero und weiteren Mitgliedern seines Kabinetts, welche versprechen ihre Unversehrtheit zu respektieren.
2. Juli: Der Rat der Guten Regierung von Oventic klagt die Situation an, in der sich die zapatistischen Unterstützungsbasen in San Marcos de Avilés befinden, wo sich, wie er meldet, die Drohungen und Angriffe ebenso wie die Landenteignungen und Entrechtungen durch Gruppen, die mit den offiziellen Parteien verbunden sind, vervielfacht haben.
6. Juli: Aus Anlass des offiziellen Besuchs der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navanethem Pillay, wird ein Abkommen präsentiert, welches die Grundlage für einen Schutzmechanismus für MenschenrechtsverteidigerInnen darstellt.
7. Juli: Der zapatistische Rat der Guten Regierung von La Garucha klagt drei Fälle an (die Gemeinden Nuevo Paraíso und Nuevo Rosario sowie die Problematik der Maya-Ruine Toniná), die sie für Teil einer Verstärkung einer Aufstandsbekämpfungs-Kampagne der Bundes-, Staats- und Landkreisregierung hält.
8. Juli: Navathem Pillay, die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, beendet ihren sechstägigen Besuch in Mexiko.
12. Juli: Der Oberste Gerichtshof (SCJN) entscheidet einstimmig, dass Menschenrechtsverletzungen durch Militärangehörige von zivilen Gerichten verhandelt werden müssen. In der selben Sitzung entscheidet er, dass alle mexikanischen RichterInnen sich versichern müssen, dass ihre Urteile nicht gegen die mexikanische Verfassung oder die internationalen Verträge und Abkommen bezüglich der Menschenrechte verstoßen.
23. Juli: Anlässlich des Dialogs zwischen der Bewegung für einen Frieden in Gerechtigkeit und Würde und der Bundesregierung werden fünf Arbeitsgruppen ins Leben gerufen.
23 und 24 Juli: Das Nationale Netzwerk des zivilen Widerstands gegen die hohen Strompreise trifft sich in der Gemeinde El Naranjo, Landkreis Palenque (Chiapas).
25. Juli: Die letzten vier Gefangenen der Gemeinde San Sebastián Bachajón, Landkreis Chilón, werden freigelassen. Der fünfte Festgenommene, ein Minderjähriger, wurde bereits am 8. Juli gegen Kaution freigelassen.
25. Juli: Das Parlament von Chiapas erklärt die Rechtsfigur des arraigo (ähnlich dem Arrest bzw. der Ingewahrsamnahme), eine Vorsichtsmaßnahme im Strafsystem, für abgeschafft.
2. August: Der Rat der Guten Regierung von La Realidad klagt öffentlich die Provokationen und Beeinträchtigungen durch die staatlichen Behörden an.
4. August: Das Bistum von San Cristóbal de Las Casas tauscht die Gemeindepfarrer von Chenalhó und Simojovel aus, da Pfarrer Marcelo Pérez Pérez (vorher Chenalhó) Ziel von Belästigungen und Drohungen wurde.
12. August: Die Organisation Las Abejas aus Acteal organisieren einen „Aktionstag für Gerechtigkeit und Wahrheit: Acteal 2 Jahre nach der Freilassung der Paramilitärs durch den Obersten Ungerechtigkeits-Hof, unsere Erinnerung lebt, Kampf gegen die Straflosigkeit“.
15. August: Der Rat der Guten Regierung von La Garrucha klagt die bewaffneten Angriffe durch Gruppen der Regionalen Organisation der KaffeebäuerInnen von Ocosingo (ORCAO) an, die sie als „Paramilitärs“ beschreibt, welche die Unterstützung der Polizei des Bundesstaates und des Landkreises haben.
18. August: Der Rat der Guten Regierung von Morelia klagt an, dass die Regionale Organisation der KaffeeanbauerInnen von Ocosingo (ORCAO) in der Gemeinde Patria Nueva, autonomer Landkreis Lucio Cabañas, neue Angriffe verübt hat, als circa 150 Personen ein Haus der Unterstützungsbasis der EZLN zerstörten.
29. August: Javier Sicilia antwortet Subcomandante Marcos und nimmt dabei Bezug auf Andeutungen im dritten Brief von Marcos an Luis Villoro.
27. August bis 3. September: Es findet eine Beobachtungs- und Solidaritätsbrigade in den zapatistischen Gemeinden statt.
8. September: Die Andere Kampagne beruft ein Forum ihrer AnhängerInnen in San Cristóbal de Las Casas ein und beginnt eine Kampagne unter dem Motto: „Stoppt den Krieg gegen die Mutter Erde und ihre Völker“.
12. September: Der Rat der Guten Regierung von Roberto Barrios macht Angriffe auf und Drohungen gegen ZapatistInnen in San Patricio (offizieller Landkreis Sabanilla) in der Nördlichen Zone bekannt. Er weist darauf hin, dass die Gemeinde seit zwei Tagen von mehr als hundert Personen aus verschiedenen Gemeinden der Landkreise Tila und Sabanilla umzingelt wird, die ein Camp in unmittelbarer Nähe errichtet haben.
14. bis 16. September: Die Karawane in den Süden der Bewegung für Frieden in Gerechtigkeit und Würde durchquert Chiapas. Ihre Stationen sind Tapachula und Ciudad Hidalgo (1. Tag); Tonalá, Cahuare, San Cristóbal de Las Casas und Acteal (2. Tag); Ocosingo und Palenque (3. Tag)
19. September: Die Karawane in den Süden der Bewegung für Frieden in Gerechtigkeit und Würde endet mit einer Kundgebung in Mexiko-Stadt. Es wurden mehr 4.000 km zurückgelegt, die sie durch acht Bundesstaaten führten. Ziel war es, den Opfern des organisierten Verbrechens, aber auch Opfern des wirtschaftlichen und politischen Systems Gehör zu verschaffen.
19. September: Der Rat der Guten Regierung von La Garrucha beklagt Provokation und Landenteignung von 1994 besetztem Land des Dorfes Nuevo Purísima seitens aus Ocosingo stammender Personen, die nach eigener Aussage keiner Organisation angehören. Laut des Rates bekommen sie aber nachweisbar Unterstützung durch den von der PAN regierten Kreistag.
22. September: Die Organisation Las Abejas distanziert sich von der Zivilklage, die jüngst bei einem Gericht in den USA gegen den ehemaligen Präsidenten Ernesto Zedillo wegen des Massakers von Acteal eingereicht wurde. Las Abejas versichern, dass sie nichts damit zu tun haben.
21. September: Im Landkreis Venustiano Carranza kommt es zu einer Konfrontation zwischen Indígenas der Bauernorganisation Emiliano Zapata Region Carranza (OCEZ-RC) und BewohnerInnen der Gemeinde Candelaria El Alto. Streitpunkt sind 185 Hektar Land. Bei dem Zusammenstoß gibt es mehrere Verletzte.
24. September: Eine Gruppe von Hundert Bauern, angeführt von vier Kaziken, dringt gewaltsam in die Einrichtungen des Projekts Desarrollo Comunitario del Patronato Pro Educación Mexicano A.C. ein, woraufhin es zu einer Konfrontation und teilweisen Zerstörung der vorhandenen Infrastruktur kommt.
29. September: Sieben Gefangene der Justizvollzugsanstalt Nr. 5, in San Cristóbal de Las Casas, beginnen einen unbefristeten Hungerstreik. Vier weitere fasten zwölf Stunden täglich. Der Anlass ist, auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
29. September: Der Rat der Guten Regierung von Roberto Barrios macht in einer neuen Meldung erneute Todesdrohungen, Diebstahl, Schäden und Enteignung von ZapatistInnen der Gemeinde San Patricio, in der Nördlichen Zone von Chiapas, öffentlich.
27. bis 29. September: Der Sonderberichterstatter für die Rechte von Gefangenen der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (IAKMR), Rodrigo Escobar Gil, stattet Mexiko einen dreitägigen Besuch ab. Er beklagt, „aus erster Hand, auf direkte Weise die schwierige Situation zu konstatieren, die sich in vielen Bereichen im Land in Bezug auf die Menschenrechte abspielt“.
8. und 9. Oktober: In Tonalá (Chiapas) findet das „Forum zum Schutz der MenschenrechtsverteidigerInnen“ statt.
12. Oktober: Der Rat der Guten Regierung von La Realidad beklagt Drohungen und Übergriffe auf ZapatistInnen der Gemeinde Che Guevara (auf 1994 besetztem Land). Der Rat beschuldigt Personen von nahe gelegenen Siedlungen, die von Regierungsbeamten geschützt werden, für Raub, Diebstahl, versuchten Totschlag und Todesdrohungen mit Schusswaffen verantwortlich zu sein.
12. Oktober: Ca. Zehntausend Menschen verschiedener sozialer Organisationen, Gewerkschaften und AnhängerInnen der Anderen Kampagne demonstrieren in San Cristóbal de Las Casas im Rahmen des 519. Jahrestags der Ankunft der Spanier in Amerika.
14. Oktober: Präsident Felipe Calderón und Mitglieder der Bewegung für Frieden in Gerechtigkeit und Würde treffen sich zu einem zweiten Dialog im Schloss Chapultepec in Mexiko-Stadt.
14. Oktober: Zwei Häftlinge aus Mitzitón, die 16 Tage zusammen mit den anderen im Hungerstreik bzw. Fasten waren, kommen nach neun Jahren und vier Monaten Haft frei.
17. Oktober: Präsident Felipe Calderón Hinojosa eröffnet den VIII. Weltweiten Gipfel für Abenteuertourismus in San Cristóbal de Las Casas. In der ersten Bezugnahme auf die zapatistische Bewegung seit Jahren erklärt er, dass der Aufstand der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) 1994 ein Spiegelbild der Marginalisierung ihrer Mitglieder gewesen sei. Der Gipfel wurde von verschiedenen Organisationen stark kritisiert.
20. Oktober: Der Lehrer Alberto Patishtán Gómez, Sprecher der sich im Hungerstreik und Fasten befindenden Gefangenen, wird in ein Bundesgefängnis in Guasave, Sinaloa, zwangsverlegt, über tausend Kilometer von Chiapas entfernt.
20. Oktober: Im Haus der MenschenrechtsverteidigerInnen Margarita Martínez Martínez und Adolfo Guzmán Ordaz taucht eine Morddrohung auf, obwohl beide Schutzmaßnahmen der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (IAKMR) erhalten haben.
23. Oktober: Juan Sabines Guerrero besucht die Siedlung La Lámpara der Gemeinde San Patricio, Landkreis Sabanilla, um sich von „der Versöhnungsarbeit, die die chiapanekischen Behörden leisten“ zu überzeugen.
24. Oktober: Ca. 60 Organisationen und Kollektive sowie hunderte Einzelpersonen unterstützen einen offenen Brief an Felipe Calderón und Juan Sabines Guerrero. Darin kritisieren sie die Strategie der Bundes- und Landesregierung in Bezug auf dem Umgang mit Konflikten in verschiedenen Gemeinden in Chiapas.
4. November: Der langjährige Konflikt zwischen Oaxaca und Chiapas um die Zugehörigkeit von 4.975 Hektar Land in der Region Chimalapas eskaliert in zwei Zusammenstößen, bei denen es zu mindestens zehn Verletzten und zwei Verschwundenen kommt.
7. November: 39 Tage nach Beginn ihres Hungerstreiks und Fastens beschließen die Gefangenen der Haftanstalt Nr. 5 in San Cristóbal, diese zu beenden. Grund ist die Lebensgefahr, in die sie sich bei einer Fortsetzung begeben hätten, zumal die chiapanekische Regierung unzureichend auf ihre Forderungen eingegangen war.
15. November: Zwei der acht Indígenas, die im Gefängnis von San Cristóbal 39 Tage im Hungerstreik waren, werden freigelassen.
24. November: Ca. 8.000 KatholikInnen der 54 Pfarrgemeinden des Bistums von San Cristóbal de Las Casas führen einen Pilgermarsch in dieser Stadt durch und sprechen sich für die Verteidigung ihrer Ländereien, des Territoriums und der natürlichen Ressourcen aus.
24. und 25. November: In San Cristóbal finden mehrere Veranstaltungen im Rahmen des Internationalen Tages der Beseitigung der Gewalt gegen Frauen statt.
7. Dezember: Die BewohnerInnen von San Sebastián Bachajón prangern das Verhalten des chiapanekischen Innenministers Noé Castañón an. Sie hatten für zwei Tage das Kassenhäuschen am Eingang von Agua Azul besetzt. Der Innenminister kam daraufhin in ihr Dorf und bot zunächst Geld, drohte danach mit einem Polizeieinsatz, um sie vom Kassenhäuschen zu vertreiben.
7. Dezember: Der vierte Brief von Subcomandante Marcos an den Philosophen Luis Villoro, mit dem Titel „Ein Tod… ein Leben“, im Rahmen ihres Austauschs über Ethik und Politik wird veröffentlicht. Darin beschäftigt er sich hauptsächlich mit dem Thema Macht und mit den anstehenden Präsidentschaftswahlen (2012) in Mexiko.
8. und 9. Dezember: In San Cristóbal de Las Casas findet das „Regionale Forum zur Verteidigung der Menschenrechte“ statt.
14. Dezember: Mitglieder der Front der Dörfer im Widerstand aus Cintalapa und Busiljá (Landkreis Ocosingo), die AnhängerInnen der Anderen Kampagne sind, installieren ein Protestcamp auf dem Platz vor der Kathedrale in San Cristóbal. Sie fordern die Freilassung von zwei Gefangenen, die in Playas de Catazajá inhaftiert sind, sowie ein Lebenszeichen eines Mädchens, das im Juli entführt wurde.
21. und 22. Dezember: 14 Jahre nach dem Massaker von Acteal (Landkreis Chenalhó) ruft die Organisation Las Abejas zu einer Reihe von Aktivitäten im Rahmen des „Tags des Fastens und Betens für das Erinnern, den Widerstand und das Leben“ auf.
23. Dezember: Die Bauernorganisation Emiliano Zapata Region Carranza (OCEZ-RC) macht Militäreinsätze seit dem 11. Dezember in ihrem Einflussgebiet öffentlich und fordert ein Ende der Schikanen der Soldaten gegen sie.