Aktivitäten von SIPAZ (Von Mitte Mai bis Mitte August 2012)
28/08/2012AKTUELLES : Mexiko – Zwischen Abschluss und Neuanfang der Amtsführung/Präsidentschaft/Regierung
28/11/2012
Herzliche Grüße seitens des SIPAZ-Teams in Chiapas,
mit dem vorliegenden Dokument wolle wir über den Bericht der Solidaritätskarawane zur Neuen Siedlung „Comandante Abel“ (Spanisch) informieren. Die Karawane fand vom 18. bis 20. September 2012 statt, um die möglichen Menschenrechtsverletzungen in dieser Gemeinde zu dokumentieren. Sie gehört zum Autonomen Landkreis La Dignidad (offizieller Landkreis Sabanilla) in der nördlichen Zone des Bundesstaates Chiapas, Mexiko.
An der Mission beteiligten sich Mitglieder folgender nationaler und internationaler Organisationen: Raum für den Kampf gegen das Vergessen und die Repression (ELCOR), Netzwerk gegen die Repression und für die Solidarität, Arbeitsgruppe Wir sind nicht alle (No Estamos Todxs), Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas (Frayba), Promedios für kommunitäre Kommunikation, Zentrum für Frauenrechte von Chiapas, Zentrum für freie Medien, Radio Votán Zapata, Norwegisches Solidaritätskomitee für Lateinamerika (LAG) und der Internationale Friedensdienst (SIPAZ).
Die Karawane führte verschiedene Interviews in den folgenden Gemeinden: Neue Siedlung „Comandante Abel“, San Marcos und Zaquitel Ojo de Agua. Alle gehören dem autonomen Landkreis La Dignidad an. Die beiden letzteren sind Orte, in denen die zapatistischen UnterstützerInnen nach den Gewalttaten in der Gemeinde „Comandante Abel“ in jüngster Zeit Zuflucht fanden.
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Hier geht es zum Bericht:
Informe de la Caravana de Solidaridad y documentación al Nuevo Poblado Comandante Abel 695.63 Kb
Hier ein Teil der von der Karawane gesammelten Information:
In der Neuen Siedlung „Comandante Abel“ wurden 73 zapatistische UnterstützerInnen (BAEZLN) vertrieben. Die Zahl der Angreifer wuchs vom 6. bis zum 19. September von 55 auf 150 an, die in ca. 500 Meter Entfernung ein Camp mit sieben Häusern errichteten. Es konnten sowohl mehrere Einschusslöcher in den Wänden der autonomen Schule und der Kooperativen-Läden festgestellt werden, als auch Vorrichtungen von Schützengräben am Ufer des Flusses, der sich 200 Meter von der Siedlung befindet. Die BAEZLN erwähnten, sie hätten die Anwendung von Waffen des Typ R-15 identifiziert. Sie erzählten, das die Angreifer sich nachts in die Schützengräben legten und mit ihren Waffen in die Richtung zielten, wo sich die DorfbewohnerInnen aufhielten. Die zapatistische Siedlung besteht aus 147 Hektar, die Hälfte davon wurde von den Angreifern besetzt. Der Zaun, der die Siedlung eingrenzt, wurde zerschnitten, was das Hüten der Rinder erschwert. Am Eingang der Gemeinde, in etwa 400 Meter Entfernung, befindet sich seit dem 16. September ein Kontrollposten der Polizei. Die BAEZLN berichteten, dass Polizisten am Morgen des 18. des Monats einige Schüsse abgegeben hätten.
Die BAEZLN erklärten: „Am 4. September kamen Eduardo Montoya, Maximiliano Narváez und Noé Castañón zusammen mit der Polizei in die Gemeinde, und versammelten sich mit den Paramilitärs und sagten diesen, das Land gehöre ihnen.“
In der autonomen Gemeinde San Marcos trafen die Mitglieder der Karawane 17 Frauen, 21 Jugendlichen und 35 Kindern (alle BAEZLN) aus der neuen Siedlung Comandante Abel, die sich hier seit dem 8. September als Flüchtlinge aufhalten. Die Lebensbedingungen sind widrig. Die autonome Schule, in der die Frauen mit ihren Kindern untergekommen sind, ist sehr klein und dort ist es zur Ausbreitung von Krankheiten gekommen. Die zwei Frauen und zwei Kinder, die vom Rat der Guten Regierung von Roberto Barrios als verschwunden gemeldet worden waren, befinden sich seit dem 11. September in dieser Gemeinde. Alle haben ihren Mais, ihre Hühner, Schweine und Truthähne zurück gelassen. Die Kranken bekommen Hilfe durch die Gesundheitsverantwortlichen, sind aber weiterhin krank.
In der Gemeinde Zaquitel Ojo de Agua befinden sich vier Frauen, zwei Mädchen, zwei Jungen und vier Männer (alle BAEZLN), die alle aus der Gemeinde Unión Hidalgo kommen. Sie erzählten uns, dass in ihrer Gemeinde einige ihrer compañeros geblieben sind um die Hühner, Schweine und Truthühner zu hüten, aber ohne auf die Feldarbeit gehen zu können, weder Mais noch Brennholz holen zu können, und deshalb Hunger leiden. Sie werden von Mitgliedern der PRI bedroht, die sich verstecken und auf sie schießen. Sie erwähnten, nichts verloren zu haben. Die Situation der Vertriebenen, so wie sie es selbst erzählen, ist geprägt von Leiden. Sie haben Krankheiten wie Fieber, Husten, Erbrechen und Durchfall. Sie müssen mit einmal Wechselwäsche auskommen, die Kinder leben unter den selben Bedingungen. Ihre compañeros aus Unión Hidalgo unterstützen sie mit Nahrungsmitteln. In ihrer Gemeinde gehen die Drohungen weiter, Tag und Nacht und die Angreifer geben weiterhin Schüsse ab.
Wir TeilnehmerInnen der Solidaritäts- und Dokumentationskarawane nach Comandante Abel sind sehr besorgt um die Situation, in der sich die zapatistischen UnterstützerInnen befinden. Die Krankheiten, die vor allem die Frauen und Kinder betreffen, die im Monat September mehrere Nächste unter Regen und Kälte verbringen mussten, bringen ihr Leben in Gefahr.
Wir sind besorgt über die von den BAEZLN in den Interviews geschilderten Verbindungen zwischen den Angreifern, von denen einige als Mitglieder der Gruppe Paz y Justicia identifiziert wurden (eine Gruppe, die schon in den 1990er Jahren paramilitärische Gewalt ausübte, Anm. der Übers.), und aktuellen sowie ehemaligen chiapanekischen Regierungsfunktionären. Auch sehen wir mit Besorgnis, dass sich am Eingang der neuen Siedlung Comandante Abel ein Kontrollposten der chiapanekischen Polizei befindet, die laut Zeugenaussagen mindestens ein mal Schüsse in die Luft gefeuert haben.
Während die Familien, die Teil der BAEZLN sind, Formen gewaltfreien Widerstands suchen, ist zu sehen, dass die Angreifer frei und straflos operieren. Die Zunahme der Angriffe wurden in den Mitteilungen der Räte der Guten Regierung von Oventik, Realidad, Morelia und Garrucha mehrfach beklagt.
Weitere Informationen:
Kompletter Bericht der Beobachtungs- und Solidaritätsmission (Spanisch; 24. September 2012)
Aktualisierung der Eilaktion von Frayba: Gewaltsame Vertreibung von 83 UnterstützerInnen der EZLN aus zwei Gemeinden (24. September 2012)