2012
11/01/20132012
25/01/20132012
13. und 14. Januar: In Mexiko-Stadt findet das 1. Treffen bundesweiter VertreterInnen der Bewegung für einen Frieden mit Gerechtigkeit und Würde (Movimiento por la Paz con Justicia y Dignidad, MPJD). Es nehmen Opfer, solidarische BürgerInnen und MenschenrechtsverteidigerInnen als Vertreterinnen der Bewegung aus 14 Bundesstaaten – einschließlich Chiapas – teil.
1. Februar: Es werden sechs weitere Personen, die als Direkttäter des Massakers von Acteal (1997) verurteilt wurden, aus der Haft entlassen. Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas weißt darauf hin, dass „bis heute der Oberste Bundesgerichtshof (SCJN) die Freilassung von 50 Verantwortlichen angeordnet hat, so dass nur noch 28 Personen in Haft verbleiben, weil sechs weitere bereits zu Beginn der Prozesse durch BundesrichterInnen freigesprochen wurden, zwei aus Gründen der Menschlichkeit freigelassen wurden und eine Person während des Prozesses starb.“
14. Februar: Der Kongress von Chiapas verabschiedet einstimmig das Gesetz zur Vermeidung von und Betreuung bei Interner Vertreibung, mit dem die Rechte von etwa 6.000 Familien geschützt werden sollen, die wegen religiöser oder bewaffneter Konflikte, Naturereignissen oder aus anderen Gründen vertrieben wurden.
7. und 8. März: Das Permanente Völkertribunal (TPP) – Abteilung Chiapas führt in San Cristóbal de Las Casas seine erste Anhörung zu den Themen Sexualisierte Gewalt und Frauenmorde durch.
8. März: Am Internationalen Frauentag demonstrieren etwa 500 indigene Frauen, die Mitglieder der Organisation „Die Bienen“ (Las Abejas) sind, im Landkreis Chenalhó. Unter anderem fordern sie die Entfernung des Militärlagers von Majomut.
16. März: Der Rat der Guten Regierung (Junta de Buen Gobierno, JBG) von Oventic verurteilt die ungerechte Inhaftierung von Francisco Sántiz López, Mitglied der EZLN, und von Lorenzo López Girón, der keiner politischen Organisation angehört, die beide aus dem offiziellen Landkreis Tenejapa stammen.
17. März: Mehr als eintausend Personen beteiligen sich an einer Versammlung in der Kreisstadt El Bosque und fordern die Rückverlegung des Lehrers Alberto Patishtán nach Chiapas und dessen Freilassung.
19. März: Mitglieder der Nationalen Kampffront für den Sozialismus (Frente Nacional de Lucha por el Socialismo, FNLS) beginnen ein Protestcamp in San Cristóbal de Las Casas und verlangen die Erfüllung ihrer Forderungen.
22. März: Man teilt Francisco Santiz López und Lorenzo López Girón aus dem Dorf Banavil im Landkreis Tenejapa mit, dass sie freigelassen werden. Trotzdem wird Sántiz López ein neues Vergehens gegen Bundesgesetze vorgeworfen: Das Tragen von Waffen, die ausschließlich das Militär einsetzen darf.
28. März: Das Menschenrechtszentrum Digna Ochoa verurteilt, dass sein Direktor, Nataniel Hernández Núñez, über Handy Drohungen und Einschüchterungsversuche durch Beamte der Regierung des Bundesstaats Chiapas erhalten hat.
12. April: In Tuxtla Gutiérrez wird der KleinbäuerInnen-Anführer Caralampio Gómez Hernández von der Proletarischen Organisation Emiliano Zapata (Organización Proletaria Emiliano Zapata, OPEZ-MLN) festgenommen, nach dem er ein Verhandlungstreffen mit dem Innenminister von Chiapas, Noé Castañón, verließ.
16. April: Die Organisation „Die Bienen“ ist in Acteal Gastgeber der Voranhörung des Permanenten Völkertribunals (TPP). Das TPP nimmt sich dem Massaker von Acteal an, da es einer der typischen Fälle von inneinandergreifenden Dynamiken staatlicher, struktureller und systematischer Gewalt ist.
22. April: Die Organisation „Die Bienen“ warnt vor der „Existenz versteckter Waffen in den Gemeinden des Landkreises Chenalhó, die die Regierung von Chiapas leugnet und die die Reaktivierung paramilitärischer Aktivitäten ermöglicht.“
24. April: Der Rat der Guten Regierung (JBG) von La Garrucha verurteilt das Eindringen und die Angriffe gegen die autonome Gemeinde Nuevo Paraíso, wo BewohnerInnen der Landkreise von Ocosingo und Chilón zwischen Oktober letzten Jahres und April diesen Jahres mehrere Male in das wiedergewonnene Land dieser Gemeinde eingedrungen sind.
29. April bis 4. Mai: Es wird eine Zivile Beobachtungs- und Solidaritätsmission zu den Gemeinden Salvador Allende, Ranchería Corozal und San Gregorio im Biosphärenreservat Montes Azules durchgeführt. Diese Gemeinden sind von Vertreibung bedroht.
7. Mai: Familienangehörige und Menschenrechtsverteidigerinnen fordern angesichts des Todes der 17-jährigen Tzotzil-Indigenen und Schülerin Itzel Méndez Pérez Gerechtigkeit. Ihre Leiche wurde am 15. April in San Cristóbal de Las Casas mit Spuren sexuellen Missbrauchs und von Schlägen gefunden.
10. Mai: BewohnerInnen des Dorfes San Sebastián Bachajón, die AnhängerInnen der Anderen Kampagne (La Otra Campaña) sind, verurteilen, dass am 6. Mai Mitglieder des Indigenen Kleinbäuerlichen und Forstwirtschaflichen Verbandes (Unión Campesina Indígena y Forestal, Uciaf), die Teil der Grünen Ökologischen Partei (Partido Verde Ecologista, PVEM) und der Partei der Institutionalisierten Revolution (Partido Revolucionario Institucional, PRI) sind, zwei BewohnerInnen des Dorfes mit Feuerwaffen aufgelauert haben.
11. Mai: Etwa 400 Personen, mehrheitlich Frauen, beteiligen sich an einer Demonstation vom Landkreis Teopisca nach Amatenango del Valle, um gegen die Militarisierung, die hohen Stromtarife und die Gewalt gegen Frauen in Chiapas zu protestieren.
14. Mai: Am Aktionstag gegen Frauenmorde und Gewalt an Frauen demonstrieren bei einem gleichzeitigen Protest circa 1.200 Menschen in San Cristóbal de Las Casas und mehr als einhundert in Tuxtla Gutiérrez mit Plakaten und Schildern gegen Frauenmorde und Gewalt an Frauen in Chiapas.
18. Mai: Etwa 1.000 Personen, die Mehrheit von ihnen Tzozil-Indigene, demonstrieren im Landkreis El Bosque für die Freilassung des Lehrers Alberto Patishtán Gómez (der aus dieser Gemeinde stammt) und von Francisco Sántiz López, Mitglied einer zapatistischen Basisgemeinde und ebenfalls Gefangener.
26. Mai: Der Rat der Guten Regierung von Morelia verurteilt Vertreibungen auf den Gebieten der autonomen zapatistischen Landkreise 17. November und Lucio Cabañas durch Mitglieder der Regionalen Organisation der KaffeebäuerInnen von Ocosingo (Organización Regional de Cafeticultores de Ocosingo, ORCAO), die von den Behörden unterstützt wurden.
31. Mai: Mitglieder der FNLS lösen das Protestcamp, das sie etwas mehr als zwei Monate in San Cristóbal de Las Casas aufrecht erhalten haben, ohne Reaktionen auf ihre Forderungen erhalten zu haben.
10. Juni: Im Landkreis El Bosque demonstrieren hunderte Indigene dafür, dass die juristische Verfolgung gegen unschuldige BewohnerInnen von San Pedro Nixtalucum afhört, und für die Freilassung des Lehrers Alberto Patishtán Gómez und des Zapatista Francisco Santiz López (aus Tenejapa).
10. Juni: Tausende protestieren in mindestens 18 Städten des Landes, einschließlich einiger chiapanekischer Städte, für mehr Demokratie und um ihre Ablehnung gegen den Präsidentschaftskandidaten der PRI, Enrique Peña Nieto, zum Ausdruck zu bringen. Zu diese Demonstrationen hatte die Bewegung #YoSoy132 („Ich bin Nummer 132„) aufgerufen.
14. Juni: PolizistInnen des Bundesstaates nehmen in der Hauptstadt Tuxtla Gutierréz Pablo César Gómez Alfaro, Sprecher und Vertreter der OPEZ-MLN, fest, obwohl sich diese Organisation einen Gesprächs-und Verhandlungsprozess mit der Regierung des Bundesstaates befindet. Gómez Alfaro ist der Sohn von Caralampio Gómez Hernández, ebenfalls eine Führungsperson der OPEZ-MLN, der am 12. April festgenommen wurde.
19. Juni: Das Cideci-Unitierra von Chiapas (Centro Indígena de Capacitación Integral – Universidad de la Tierra, Indigenes Zentrum für integrales Lernen – Universität der Erde) macht die Belästigungen öffentlich, die sie in den Tagen zuvor durch Angestellte des staatlichen Stromversorgers CFE und der Judikative erdulden mussten.
22. Juni: Präsident Felipe Calderón ratifiziert und verkündet zum einen das Gesetz zum Schutz von Menschenrechts-VerteidigerInnen und JournalistInnen, das Ende April vom Kongress verabschiedet wurde, und zum anderen das Dekret, wonach Verbrechen gegen JornalistInnen, Personen oder Einrichtungen, die das Recht auf Information und der Meinungsfreiheit betreffen, unter Bundesstrafrecht fallen.
26. Juni: Anlässlich des Internationalen Tages zur Unterstützung von Folteropfern veröffentlicht das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas unter dem Titel „Von der Grausamkeit zum Zynismus“ einen Bericht über Folter in Chiapas.
30. Juni: Die Menschenrechtsverteidigerin Margarita Martínez findet in Begleitung ihres Polizeischutzes eine neue Morddrohung in ihrem Geschäft in San Cristóbal de Las Casas.
Anfang Juli: Mitglieder der Bewegung für einen Frieden mit Gerechtigkeit und Würde (MPJD) und von verschiedenen mexikanischen Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Entscheidung der Bundesregierung, das Allgemeine Opfergesetz nicht in Kraft treten zu lassen mit der Begründung, dass es noch Ungenauigkeiten und Fehler enthalte. Dies bedeute quasi ein Veto des Präsidenten.
1. Juli: In Mexiko finden Wahlen statt. Der ganze Prozess um die Wahlen wurde seit den Wahlkämpfen kritisiert. Das staatliche Programm für das Vorläufige Auszählungsergebnis (PREP) spricht Enrique Peña Nieto vom Wahlbündnis „Engagement für Mexiko“ der PRI mit der PVEM den Sieg zu.
1. Juli: Neben den Präsidentschaftswahlen an diesem Tag wählen die ChiapanekInnen den neuen Gouverneur, 122 BürgermeisterInnen und 41 lokale Abgeordnete. Der Kandidat des Wahlbündnisses „Chiapas Vereint Uns“ (PRI, PVEM und PANAL), Manuel Velasco Coello, gewinnt mit eindeutiger Mehrheit die Gouverneurswahlen und verschafft der PVEM das erstes Gouverneursamt ihrer Geschichte.
3. Juli: Der Kandidat der Progressiven Bewegung (Movimiento Progresista) bekräftigt die Haltung, die veröffentlichten Ergebnisse anzufechten und dass man mehr als 100.000 Wahlurnen neu auszählen müsse, während er darüber informierte, dass er über Beweise für Unregelmäßigkeiten verfüge. Er verurteilte, dass die Wahlkampagne von Peña Nieto die gesetzlich festgelegte Ausgaben-Obergrenze überschritten hat und dass es außerdem Stimmenkauf und Nötigung zur Stimmabgabe für die PRI gegeben habe.
6. Juli: Nicht-Regierungs-Organisationen, die gegen die Aussaat genveränderten Saatguts kämpfen, fordern die mexikanische Regierung auf, die Erlaubnis an MONSANTO zurückzuziehen, in verschiedenen Bundesstaaten gen-verändertes Soja säen zu dürfen.
16. Juli: Die Menschenrechts-Verteidigerin Margarita Martínez und ihre Familie entscheiden, aus Angst um ihr Leben vorübergehend den Bundesstaat Chiapas zu verlassen.
26. Juli: Nach mehr als neun Monate Aufenthalt im Bundesgefängnis Cefereso No. 8 in Guasave im Bundesstaat Sinaloa wird der Lehrer Alberto Patishtán Gómez zurück in das Gefängnis von San Cristóbal de Las Casas, Chiapas, überführt.
1. August: Diego Cadenas Gordillo, Generalsekretär des Bundesstaatlichen Menschenrechtsrates (CEDH), stellt einen Antrag auf Schutzmaßnahmen, nachdem er vom kürzlich ernannten Ratsmitglied der Kommission für allgemeine Angelegenheiten, Florencio Madariaga, bedroht wurde, weil er sich weigerte, mehrere MitarbeiterInnen zu entlassen.
1. August: BewohnerInnen von Tila demonstrieren zeitgleich in der gleichnamigen Kreisstadt wie auch in Mexiko-Stadt, um vom Obersten Gerichtshof (SCJN) ein Urteil zu ihren Gunsten zu fordern. Bei ihrer Klage geht es um 130 Hektar, die sie zurückfordern, nachdem jene vor mehr als 30 Jahren von der chiapanekischen Regierung zu privaten Zwecken enteignet wurden.
6. August: Das Frauenrechtszentrum von Chiapas (CDMCh) und das Kollektiv Frauen von San Cristóbal (COLEM) veröffentlichen den Bericht „Die Situation der Diskriminierung und des fehlenden Zugangs zum Rechtssystem der Frauen in Chiapas und Mexiko“, der im Juli dem Komitee zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen (CEDAW in seiner engl. Abkürzung), einem Menschenrechtsorganismus der Vereinten Nationen, vorgelegt wurde
9. bis 11. August: In Acteal findet das „Treffen zu Umweltverschmutzung und Klimawandel“ statt, organisiert von der Mexikanischen Bewegung für Alternativen zu Umweltverschmutzung und Klimawandel (MOVIAC-Chiapas).
12. August: Die Organisation „Die Bienen“ demonstrieren im Rahmen des „Aktionstags gegen die Straflosigkeit“, im Fall des Massakers vom 22. Dezember 1997, vom Militärlager in Majomut (Landkreis Chenalhó) zur Gemeinde Acteal, begleitet von solidarischen Menschen und Organisationen aus Chiapas, Oaxaca, Guatemala, El Salvador und anderen Ländern.
15. August: Mitteilungen von zwei Räten der Guten Regierung werden veröffentlicht. Der Rat von Morelia gibt bekannt, dass am 2. August ZapatistInnen des Dorfes Moisés Gandhi der autonomen Region Che Guevara, rebellischer autonomer Landkreis Lucio Cabañas, gewaltsam von 20 AnhängerInnen der ORCAO angegriffen wurden, während sie Feldarbeit verrichteten. Der Rat von La Realidad beklagt seinerseits, dass ZapatistInnen von einer Gruppe von Leuten aus dem Ortsteil Veracruz, der zur Gemeinde San Carlos gehört, provoziert werden, welche „von der schlechten Regierung und den Parteien PVEM und PRD geschützt werden“.
31. August: Enrique Peña Nieto, Kandidat des Wahlbündnisses „Engagement für Mexiko“ der PRI und PVEM, erhält die amtliche Bestätigung seines Wahlsiegs, die ihn rechtlich zum gewählten Präsidenten macht. Sowohl die Progressive Bewegung, angeführt von Andrés Manuel López Obrador (Kandidat des linken Wahlbündnisses der Wahlen vom 1. Juli) als auch soziale Bewegungen (wie #YoSoy132) und weitere Organisationen weisen die Entscheidung der Wahlrichter zurück. Tausende Menschen protestieren in Mexiko-Stadt und bilden aus Protest einen Kessel um das Wahlgericht (TEPJF).
4. September: Ca. dreitausend Indigene des „Gläubigen Volkes“, einem Prozess, in dem Tausende Gläubige des Bistums von San Cristóbal de Las Casas organisiert sind, pilgern in jener Stadt, um die sofortige und auflagenfreie Freilassung des Lehrers Alberto Patishtán Gómez zu fordern.
7. September: Das Außenministerium der US-Regierung gewährt dem ehemaligen mexikanischen Präsidenten Ernesto Zedillo (1994-2000) diplomatische Immunität. Dieser ist dort wegen seiner vermutlichen Verantwortung wegen des Massakers von Acteal im Jahre 1997 angeklagt.
11. September: Die Familie des Lehrers Alberto Patishtán Gómez beantragt beim Obersten Gerichtshof Mexikos (SCJN), seinen Fall anzunehmen und, unter Berücksichtigung der vielen Ungereimtheiten bei der Verhaftung des Tzotzil-Indigenen vor zwölf Jahren, seine Unschuld anzuerkennen
12. September: Der Rat der Guten Regierung von Roberto Barrios gibt bekannt, dass am 6. September eine Gruppe von 55 Personen, mit Schusswaffen bewaffnet, maskiert und in Militäruniform, ZapatistInnen der Neuen Siedlung Comandante Abel mit Schüssen von ihrem Land vertrieben haben. Als Folge der anhaltenden Einschüchterung und der Gefahr für ihr Leben und ihre persönliche Sicherheit werden 70 zapatistische Familien vertrieben.
15. September: In der Gemeinde Santa Marta, Landkreis Chicomuselo (im Grenzgebiet zu Guatemala), findet das Zweite Forum „In Verteidigung unser Mutter Erde und des Territoriums. Ja zum Leben, Nein zum plündernden Bergbau“ statt.
21. September: Das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas (CDHFBC) gibt bekannt, dass das Cideci-Unitierra am 17. und 19. September erneut von Soldaten der mexikanischen Armee eingeschüchtert wurde.
30. September: Die am 1. Juli gewählten LandrätInnen treten ihr Amt an. Die Amtsübergabe wird in mehreren Landkreisen von vielfachen, teils gewaltsamen, Vorfällen überschattet.
3. Oktober: Die Organisation „Die Bienen“ beklagt die Reaktivierung paramilitärischer Gruppen, in der gleichen Form wie in der nördlichen Zone, im Landkreis Chenalhó, wo sie selbst ihre Basis haben.
11. Oktober: Der Rat der Guten Regierung von La Realidad macht wiederholte Provokationen gegen ZapatistInnen in der Gemeinde Guadalupe Los Altos, offizieller Landkreis Las Margaritas, bekannt. Fünf der ZapatistInnen wurden am 30. September verhaftet, ein weiterer am 4. Oktober.
15. Oktober: Der Rat der Guten Regierung von Oventic beklagt, dass Gruppen der PRI im Landkreis Zinacantán, die bis vor kurzem noch der PRD angehörten, erneut die zapatistische Gemeinde Jechvó belagert und durch gewaltsame Aktionen von der Wasserversorgung getrennt haben, wie dies schon 2004 in dieser Gemeinde geschehen war.
29. Oktober: Der Konflikt in der Gemeinde Candelaria El Alto zwischen KleinbäuerInnen der Anderen Kampagne des Dorfes und Mitgliedern der Bauernorganisation Emiliano Zapata – Region Carranza (OCEZ-RC) verschärft sich. Beide Gruppen befinden sich im Streit um Ländereien, ohne dass die chiapanekische Regierung eingreift.
31. Oktober: Das Komitee gegen Folter (CAT) der Vereinten Nationen, mit Sitz in Genf, äußert große Bedenken in Bezug auf die Situation in Mexiko in diesem Aspekt.
22. November: Die Organisation „Die Bienen“ beklagt in einer Mitteilung, dass der Vorsitzende ihres Vorstands einige Tage zuvor Todesdrohungen erhalten hat.
23. November: Der Rat der Guten Regierung von La Realidad macht zwei Fälle von Rechtsbeugung und Provokation gegen ZapatistInnen bekannt. Im ersten Fall geht es um zwei ZapatistInnen des Ortsteils San Ramón im offiziellen Landkreis Motozintla, die seit fünf Monaten unter falschen Anschuldigungen inhaftiert sind. Beim zweiten Fall handelt es sich um den Versuch einer Enteignung im Dorf Che Guevara, ebenfalls im Landkreis Motozintla, durch Mitglieder der PVEM.
25. November: In San Cristóbal de Las Casas und Tuxtla Gutiérrez demonstrieren Frauen im Rahmen des Internationalen Tags zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen. In den Tagen zuvor fanden Veranstaltungen statt, die sich mit diesem Problem beschäftigten, wie das Forum zur Verteidigung der Ländereien, des Territoriums und der Ernährungssouveränität oder das Treffen „Hundert Stimmen von Frauen über Gewalt“.
28. November: Mehr als 2000 Menschen aus 20 Landkreisen von Chiapas sowie aus anderen Bundesstaaten und dem Ausland demonstrieren nach Ende des „Chiapanekischen Treffen des Zusammenhalts gegen den Bergbau“ im Landkreis Frontera Comalapa.
1. Dezember: Enrique Peña Nieto (EPN) tritt das Amt des Präsidenten so an wie sein Vorgänger: in der Kritik wegen fehlender Legitimität infolge des Urnengangs. Im Rahmen des Staatsaktes der Amtsübernahme kommt es zu sieben Stunden andauernden Unruhen, 105 Verletzten, davon 29 in Krankenhäusern behandelten, sowie Dutzenden Festnahmen.
8. Dezember: Manuel Velasco Coello legt den Amtseid als Gouverneur von Chiapas für die Amtszeit 2012-2018 ab. Er kündigt an, einen Sparplan vorzulegen, und erwähnt den politischen wie auch kulturellen Beitrag der EZLN und der autonomen Räte der Guten Regierung. In Bezug darauf erklärt er: „Es wird von meiner Seite aus volle Bereitschaft zur Einrichtung der notwendigen Kommunikationkanäle geben, mit dem Ziel, die Eintracht, den Frieden und die Entwicklung der Bevölkerung zu stärken“.
9. Dezember: Der Rat der Guten Regierung von La Garrucha beklagt, dass gegen einen Zapatist ein Haftbefehl vorliegt, weil er einen Kollektivladen für Kunsthandwerk auf wiedergewonnenem Land am Rande der archäologischen Stätte Toniná baut.
14. Dezember: Menschenrechtsorganisationen veröffentlichen eine Mitteilung aus Anlass der Ernennung von Jorge Luis Llaven Abarca als Minister für die öffentliche Sicherheit. Sie bezeichnen ihn als „Täter im Falle von willkürlichen Verhaftungen, unverhältnismäßigem und unzulässigem Einsatz der Sicherheitskräfte, Ingewahrsamnahme, Drohungen, Folter und anderen Menschenrechtsverletzungen“.
20. Dezember: Die chiapanekische Regierung ordnet die Freilassung von vier Gefangenen an, zwei davon ZapatistInnen, um „zur Entspannung“ und zur Stärkung eines Klimas „der Toleranz und des Friedens“ im Bundesstaat beizutragen. Teil dieser Entscheidung ist auch, den Haftbefehl gegen den Zapatist Alfonso Cruz Espinosa aus Toniná zu annullieren, über dessen Fall sich der Rat von La Garrucha Anfang Dezember geäußert hatte.
21. Dezember: Tausende indigene Mitglieder der EZLN marschieren in fünf Städten von Chiapas (San Cristóbal de Las Casas, Ocosingo, Altamirano, Palenque und Las Margaritas). Es wird von zwischen sechs- und zehntausend ZapatistInnen an jedem der genannten Orte berichtet.
22. Dezember: 15 Jahre nach dem Massaker an 45 Menschen in Acteal, Landkreis Chenalhó, erinnern Indigene der Organisation „Die Bienen“ – zu der die Opfer gehörten – mit einem Pilgermarsch und einer Zeremonie an das Ereignis.
Ende Dezember: Sowohl die mexikanische Bundes- als auch die chiapanekische Regierung reagieren auf die Mobilisierung der EZLN. Der mexikanische Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong erklärt: „Ihr kennt uns noch nicht, seid nicht voreilig. Es gibt seitens des Präsidenten Enrique Peña Nieto viele Verpflichtungen gegenüber den indigenen Völkern“.
30. Dezember: Kurz vor dem 19. Jahrestag des bewaffneten Aufstands von 1994 veröffentlicht die EZLN ein Kommuniqué und zwei Briefe, einen davon an „die da oben“ adressiert und den zweiten an Luis H. Álvarez (PAN), ehemaliger Koordinator des Dialogs für den Frieden in Chiapas und ehemaliger Beauftragter für die Entwicklung der Indigenen Völker. Das Kommuniqué kündigt eine neue Reihe an Aktionen der EZLN an.