Aktivitäten von SIPAZ (Von mitte Februar bis Mitte Mai 2019)
02/07/2019FOKUS: Zwischen Abholzung und halber Wiederaufforstung – Mexiko, ein Land, das Ökozide zulässt
04/10/2019Im Juni drohte der US-amerikanische Präsident Donald Trump mit Einfuhrzöllen von 5% auf mexikanische Produkte, sollte Mexiko die illegale Migration nicht stoppen.
Es wurde eine Abkommen erreicht, als Mexiko sich dazu verpflichtete, „starke Maßnahmen“ zu ergreifen, um den Migrationsfluss zurückzuhalten, etwas das am Vortag der Vereinbarung begann, als angekündigt wurde, dass die Grenze zu Guatemala mit der Entsendung von 6000 Mitgliedern der Nationalgarde gestärkt werde. Die Vereinbarung erklärt außerdem ausdrücklich, dass Mexiko „entschiedene Maßnahmen ergreifen wird, um die Organisationen von Schmuggel und Menschenhandel sowie ihre Finanzierungsnetzwerke und ihren verbotenen Transport zu zerschlagen“. Sie spezifiziert, dass „die, die Grenze zu den Vereinigten Staaten überqueren, um Asyl zu beantragen, schnell nach Mexiko zurückgebracht werden, wo sie auf die Vergabe ihrer Anträge warten können“, während „Mexiko den Eintritt dieser Personen erlauben wird und ihnen Arbeit, Gesundheit und Bildung im Einklang mit seinen Grundsätzen anbieten wird“. Abschließend unterstützten die Vereinigten Staaten den Plan umfassender Entwicklung für die Region, der von Mexiko in Zusammenarbeit mit El Salvador, Guatemala und Honduras vorangetrieben wurde. Das Abkommen legt fest, dass in dem Fall, dass die angesetzten Maßnahmen nicht die erhofften Ergebnisse vorweisen, neue ergriffen werden.
Zusätzlich zur Entsendung an die Südgrenze mobilisierten sich 15.000 Kräfte an der Nordgrenze, räumte der Minister für Nationale Verteidigung, Luis Cresencio Sandoval, ein. Er bestätigte, dass „wenn man bedenkt, dass Migration kein Verbrechen, sondern eine Ordnungswidrigkeit ist, halten wir sie nur auf und übergeben sie“ and das Nationale Migrationsinstitut (INM). Andrés Manuel López Obrador (AMLO) bestätigte, dass die Nationalgarde Migranten zur Unterstützung des INM festnimmt. Er erklärte, dass „die Anweisung, die sie bekommen haben, ist, dass sie die Menschenrechte der Migranten respektieren sollen“.
Zivilgesellschaftliche Organisationen haben die „Doppelzüngigkeit“ der Regierung von AMLO kritisiert, die von einer humanitären Strategie (mit einer Politik der offenen Türen zu Beginn der Amtszeit) zu einer militaristischen gewechselt ist. Sie warfen der Regierung vor, dass „die Regierung von Trump ihr Grenzgebiet bis in den Süden von Mexiko ausweitet“. Sie wiesen darauf hin, dass die Zunahme der Überwachung die Migration nicht stoppen wird, sondern die Migranten dazu bringen wird, zu riskanteren Routen zu wechseln. Ebenso besorgt sie die Tendenz der Kriminalisierung von Organisationen, die sich für Migranten einsetzen. Ein Beispiel dessen ist die Festnahme von Irineo Mujica, Direktor der Organisation Völker ohne Grenzen (Pueblos Sin Fronteras, PSF) und des Aktivisten Cristóbal Sánchez im Juni. Sie wurden festgenommen, weil sie angeblich undokumentierte Ausländer nach Mexiko eingeführt haben und sich daran bereichert haben. Im Februar beschuldigte die Innenministerin Olga Sánchez Cordero PSF, diejenigen zu sein die zentralamerikanische Migranten „rekrutieren“, um an den Karawanen teilzunehmen, die Mexiko auf dem Weg in die Vereinigsten Staaten seit 2018 durchquert haben. Die Festgenommenen wurden eine Woche später freigelassen, aber die Bundesstaatsanwaltschaft (FGR) kündigte an, gegen die juristische Entscheidung Berufung einzulegen.
Ein weiteres Problem ist die Auslastung der Migrationseinrichtungen, die in ihren Kapazitäten vollkommen, teilweise bis zu 400%, ausgelastet sind mit „mit gedrängten Konditionen, ohne Gesundheit, ohne angemessene Verpflegung, ohne ausreichend Zugang zu Gesundheitsangeboten“. Human Rights Watch berichtete, dass „die Asylantragsteller aus Zentralamerika, Kuba und Afrika- darunter 4780 Kinder- mit potenziell gefährlichen und unhaltbaren Bedingungen konfrontiert werden, nachdem die US-amerikanischen Behörden sie zurück nach Mexiko geschickt haben“. Der Inspektor der Nationalen Menschenrechtskomission, Edgar Corzo, versicherte, dass „das, was mit den Migranten passiert, die in Migrationszentren gebracht werden, Freiheitsentzug ist, wobei weder die minimalen Voraussetzungen fürs Überleben gewährleistet sind noch ein würdiger Umgang“.
Weitere ausstehende Aufgaben bei den Menschenrechten
Im Juni beklagte der Präsident der Nationalen Menschenrechtskomission (CNDH) Luis Raúl González Pérez, dass AMLO nicht die Zeit gefunden hatte, den Jahresbericht des Organismuses für 2018 persönlich in Empfang zu nehmen, wie es eigentlich üblich ist. Er bestätigte, dass „sich Taten, Akte und Unterlassungen ansammeln, die uns als Ganzes betrachtet zu der Annahme veranlassen würden, dass die Gewährleistung der Einhaltung der Menschenrechte weder als Voraussetzung und Rahmen für alle öffentlichen Maßnahmen angenommen wird noch die angemessen Maßnahmen ergriffen werden, um diese Situation umzukehren“. Der Bericht für 2018 hebt zahlreiche Brennpunkte hervor. Was die Sicherheit und die Justiz betrifft, betont er „die Notwendigkeit, dass die Krise Mexikos hinsichtlich Gewalt und Unsicherheit mit einem umfassenden Ansatz angegangen werden muss, der auf einer Strategie beruht, die die Prävention priorisiert und sich nicht auf das Wiederaufwerfen eines im Wesentlichen reaktionären Körpers wie die Nationalgarde beschränkt sowie auf die Zunahme von Verbrechen, bei denen eine Untersuchungshaft anwendbar ist“. Weitere Themen der Besorgnis sind unter anderem der Gesundheitssektor, die Feminizide, das Verschwinden von Personen und die Attacken gegen Journalisten und Menschenrechtsverteidiger.
Im Juni begann die Erarbeitung des Nationalen Menschenrechtsprogramms 2019-2024 (Programa Nacional de Derechos Humanos, PNDH), das vorraussichtlich im Dezember veröffentlicht wird. Die Innenministerin Olga Sánchez Cordero betonte, dass die „schmerzhafte Menschenrechtskrise der [aktuellen] Regierung vererbt wurde“ und bestätigte, dass „die Realität nicht beschönigt wird, so schwer sie auch sein mag“, besonders aufgrund der allgegenwärtigen Straflosigkeit.
Das Nationale Institut der indigenen Völker (INPI) begann am 21. Juni eine „freie, vorzeitige und informierte Befragung der indigenen und afromexikanischen Völker und Gemeinden“, um „Meinungen, Vorschläge und Ansätze über die Prinzipien und Kriterien zu erhalten, auf denen die Initiative für eine Verfassungsreform und die entsprechenden Gesetze über die indigenen und afromexikanischen Völker wird beruhen müssen“. Es wurden 54 regionale Foren umgesetzt und ein nationales in Mexiko-Stadt. Von Beginn an wurde der Prozess von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Personen kritisiert, die die Eile, mit der die Befragung stattgefunden hat, in Frage gestellt haben. Das Komitee zur umfassenden Verteidigung der Menschenrechte Gobixha A.C.- Código DH betonte zum Beispiel, dass trotz des Umfangs an Themen, die bearbeitet wurden, „sich 3 Phasen in einem Tag konzentrieren: Information, Beratung und Befragung“. Andere Stimmen erklärten, dass es sich mehr um eine Form der Legitimierung einer bereits getroffenen Entscheidung handelt, als um eine tatsächliche Befragung. Das INPI berichtete, dass, basierend auf den Foren, an denen eigenen Schätzungen zufolge 27.000 Vertreter teilnahmen, es im September einen Vorschlag für eine Reform des Grundgesetzes (Carta Magna) erarbeiten wird.
Die EZLN „durchbricht die Umzingelung“
Im Mai warnte das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas (Frayba), dass „sich die Aggressionen gegen die Dörfer, Gemeinden und Organisationen als Teil einer Strategie, um den zivilen und friedlichen Widerstand zur Verteidigung des Territoriums zu unterdrücken, intensiviert haben“. Das, zwei Jahre nach der verfassungsgebenden Versammlung des Indigenen Regierungsrates (CIG) des Nationalen Indigenen Kongresses (CNI). Das Frayba verwies auf auf 6 indigene Aktivisten, die bislang 2019 ermordet wurden. Außerdem erwähnte es die Denunziationen des CNI angesichts von „Raub, Zwangsvertreibungen, willkürlichen Festnahmen, gewaltsamem Verschwindenlassen, Drohungen, Anfeindungen, Kriminalisierung und versuchten Hinrichtungen“. Sie klagten an, dass „diese Logik des Krieges gegen die Dörfer, die Autonomie aufbauen, mit der zunehmenden Militarisierung in zapatistischem Territorium reproduziert wird, (…) eine Umzingelung, die sich mit der Präsenz der Nationalgarde in der Region vertieft“.
Im August kündigte Subkommandant Moisés der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) an, dass die EZLN beschlossen hat „die Umzingelung zu durchbrechen“ mit der Gründung neuer Caracoles und mehr autonomer rebellischer zapatistischer Gemeindebezirke in Chiapas. Er informierte außerdem darüber, dass Zentren der autonomen Resistenz und der zapatistischen Rebellion (CRAREZ) gegründet werden. Er rief zudem zu verschiedenen Events auf, die sich mit unterschiedlichen Bereichen und Themen beschäftigen werden. Angesichts der Ankündigung erklärte AMLO „Herzlich Willkommen. Denn das bedeutet zum Wohle der Gemeinden und Dörfer zu arbeiten“.
In den Tagen zuvor stellte der Subkommandant Galeano eine Analyse der aktuellen Lage vor. Er bestätigte unter anderem, dass „es überall und auf alle regnet. Zumindest hier unten. Vielleicht fängt einer, eine, einEr gerade erst an zu spüren, wie die kalten Tropfen seinen, ihren Körper beunruhigen. Für andere jedoch, und nicht nur für die Pueblos originarios regnet es auf bereits Durchnässtes: Raub, Diebstahl, Drohungen, Verfolgung, Knast, Verschwunden machen, Vergewaltigung, Schläge, Tod… und ja, manchmal Almosen“. Er betonte, dass „die da oben erklären, dass alles gut läuft“, aber „hier unten läuft alles schlecht und es wird noch schlimmer werden“.
CHIAPAS: Wachsende Polarisierung in Chilón angesichts eines möglichen Wechsels des Wahlverfahrens, vom offiziellen zum System der Sitten und Bräuche
Im Juni berichteten Medien, dass Beamte der Regierung des Gemeindebezirks Chilón begonnen hatten, Unterschriften für ein Dokument mit dem Titel „Vollkommene Ablehnung der Wahlen den Sitten und Bräuchen zufolge; ja zu den Wahlurnen der politischen Parteien“ zu sammeln. Gemeinden informierten darüber, dass Beamte Bewohnern damit gedroht hatten, dass sie soziale Programme verlieren würden, sollte sich das indigene normative System verfestigen. Ein Video, das auf Facebook herumging, zeigte eine Versammlung in Chilón, bei der die Teilnehmer besagtes System ablehnten, sich für die Unterstützung der Regierung und für den Plan einer Super-Autobahn zwischen Palenque und San Cristóbal de Las Casas aussprachen. Ebenfalls im Juni wurde eine Eskalation der Attacken gegen Mitglieder der Jesuitischen Mission in Bachajón von Seiten der Behörden der Gemeindebezirke Chilón und Sitalá angeklagt. Zu den Attacken kam es angesichts der Begleitung der Mission von indigenen Bewegungen, die ihr Recht auf freie Selbstbestimmung in diesen Gemeindebezirken ausüben wollen.
Im November 2017 wurde eine Petition vor dem Institut für Wahlen und Bürgerbeteiligung (Instituto Electoral y de Participación Electoral, IEPC) vorgestellt, um vom System politischer Parteien zu den indigenen Sitten und Bräuchen wechseln zu können. Im Mai diesen Jahres brach das Nationale Institut für Anthropologie und Geschichte (Instituto Nacional de Antropología e Historia, INAH) den Beginn der kulturellen Studie ab, die den indigenen Ursprung in beiden Gemeindebezirken und ihr Recht darauf, ihre Behörden auf die Art zu wählen, für die sie sich entscheiden, bestimmen sollte. Im August denunzierten Akteure, die für die Sitten und Bräuche sind, „das Unheil bringende Verhalten der lokalen Regierung dieses Gemeindebezirkes, (…), angesichts des angesetzten Besuches für die kulturelle Studie der Anthropologen des Nationalen Institutes für Anthropologie und Geschichte (INA)“. Sie gingen genauer darauf ein, dass sie in diesem Rahmen bedroht, verfolgt und angegriffen wurden, sie genauso wie die Anthropologen, trotz der Versuche, Konfrontationen durch einen Wechsel des Veranstaltungsortes zu vermeiden.
Ein Teil der Mitglieder der Ejidos in Chilón und Bachajón, der sich der Durchführung der Wahlen der Sitten und Bräuche zufolge widersetzt, machte die Funktionäre des INA und des IEPC für jede gewaltsame Tat, zu der es kommen könnte, verantwortlich. Sie beschuldigten außerdem Mitglieder der Bewegung zur Verteidigung des Lebens und des Territoriums (Movimiento en Defensa de la Vida y el Territorio, Modevite) und den Pfarrer von Chilón, „diese Form der Wahlen praktisch aufzuzwingen“.
Denunziationen und Aktionen angesichts von Megaprojekten und organisierten Akteuren zur Verteidigung von Mutter Erde
Im Mai alarmierte die soziale Pastorale der Diözese von San Cristóbal de Las Casas wegen der „Vulnerabilität und zunehmenden Verarmung unserer Dörfer angesichts der Megaprojekte und neuen Programmen der Regierung“, neben der „Anwendung simulierter Befragungen mit Personen, die nicht direkt betroffen sein werden“. Er betonte, dass „wir keine wirkliche Transformation sehen, weder zugunsten des Lebens noch zugunsten des Wachstums und der Entwicklung der Dörfer“.
Im Juni wurde in Palenque der Ökologe José Luis Álvarez Flores tot aufgefunden. Seit 2012 war Álvarez Flores verantwortlich für die Einheit für Umweltmanagement (Unidad de Manejo Ambiental, UMA) des Saraguato (Affenart). Er hatte mehrmals Anschuldigungen wegen illegalen Abbaus von Sand und Steinen im Fluss Usumacinta geäußert. Er hatte Schutzmaßnahmen bei der Regierung beantragt, allerdings nie erhalten. Als ein mögliches Element des Kontextes erinnerte EDUCA daran, dass „der Fluss Usumacinta der wasserreichste Mexikos ist und bei der Umsetzung des Projektes des Maya-Zuges die Hauptquelle für den Abbau von Steinmaterial wäre“.
Im August rief die Bewegung zur Verteidigung des Lebens und des Territoriums (Modevite) zu einer Riesenpilgerfahrt auf, um „die nichtigen politischen Veränderungen der aktuellen Regierung sichtbar zu machen“. Mehr als 1000 Personen aus mindestens 11 Gemeindebezirken reagierten auf den Aufruf. Sie erklärten, dass „wir uns vereinigen, um zu demonstrieren mit einer einzigen Stimme gegen die nationalen und transnationalen Megaprojekte und gegen eine Regierung, die ihre Auferlegung weiterhin begünstigt“. Sie lehnten die „einseitigen Entscheidungen der Regierungen der Gemeindebezirke, der Länder und des Bundes ab, weil sie unsere Beteiligung nicht bedenken“, genauso wie „die Auferlegung der Militarisierung durch die Nationalgarde, die als Mittel der Einschücherung und sozialen Repression benutzt wird“.
„Weit verbreitete“ Gewalt verursacht weiterhin Zwangsvertreibung
Im Mai organisierten 53 Familien drei Jahre nach ihrer Zwangsvertreibung aus dem Ejido Puebla im Gemeindebezirk Chenalhó Aktivitäten, um öffentlich anzuklagen, dass sie immer noch nicht zurückkehren können. Obwohl sie anerkennen, dass die Regierung einige ihrer Versprechen erfüllt hat, gab es keine Fortschritte was die Gerechtigkeit betrifft, einer der Gründe, warum es weiterhin unmöglich für sie ist, zurückzukehren. Diego Cadenas Gordillo, Leiter des Menschenrechtszentrums Kuuntik, alarmierte ebenso, dass „ein Kopfgeld auf die Vertreter und Anwälte ausgesetzt ist“.
Im Juni unterschrieben die Behörden von Aldama und Chenalhó einen Vertrag, der weitere Aggressionen verhindern soll und dem Konflikt zwischen den beiden Gemeindebezirken, bei dem es ursprünglich um 60 Hektar Land ging, ein Ende setzen soll. Besagter Konflikt hatte zu mehr als 20 Toten und hunderten zwangsvertriebenen Familien in den vergangenen zwei Jahren geführt, wobei er sich vor kurzem erst verschärft hatte. Der Journalist Elio Enríquez wies darauf hin, dass „während die Bewohner beider Dörfer weiter bewaffnet sind, ist die Hoffnung, dass es keine weiteren Aggressionen geben wird, gering. (…) Während weiter die Straflosigkeit besteht und die Verantwortlichen für die mehr als 20 Morde nicht bestraft werden, werden sich die Bewohner nur schwierig beruhigen“.
Im Juni berichtete das Frayba, dass 28 Familien aus San Pedro Hidalgo im Gemeindebezirk San Andrés Duraznal zwangsvertrieben wurden. Im Juli denunzierte es außerdem, dass im Gemeindezirk Salto de Agua eine Gruppe von Personen gewaltsam in die Gemeinde San José El Bascán eingedrungen ist und 36 Personen, die von den Mayas abstammen und der Organisation Ikoltyañtyel Lak Lumal, die Teil des CNI ist, angehören, zwangsvertrieben haben. Abschließend berichtete das Frayba im August, dass vier Familien der Zivilvereinigung Las Abejas(Die Bienen) von Acteal, angegriffen und aus dem Bezirk Miguel Utrilla in Los Chorros im Gemeindebezirk Chenalhó vertrieben wurden. Es alarmierte, dass es zu diesen neuen Zwangsvertreibungen „in einem regionalen Kontext von weit verbreiteten Gewaltspiralen“ gekommen ist „mit mehr als 7000 Opfern von Zwangsvertreibung, wobei die Aktionen der Landes- und Bundesregierung ungenügend sind“.
OAXACA: Proteste angesichts der Megaprojekte
Im Mai weihten die Landes- und Bundesregierung den Windpark des Südens im Isthmus von Tehuantepec ein, der mit Investitionen des japanischen Unternehmens Mitsubishi errichtet wurde. Der Energieminister, Rocío Nahle, der das Event leitete, betonte wie wichtig der Bau ist, erkannte jedoch an, dass dieser soziale Probleme und Ablehnung unter den Bewohnern des Isthmus‘ verusacht hatte. Zivilgesellschaftliche Organisationen dokumentierten zahlreiche Fehler bei der Befragung in den Jahren 2014 und 2015, darunter die Tatsache, dass die Erlaubnis bereits erteilt worden war und bereits investiert wurde, als diese begann. Der Oberste Gerichtshof der Nation (Suprema Corte de Justicia de la Nación, SCJN) lehnte verschiedene amparos (lateinamerikanisches Rechtsmittel) gegen das Projekt trotzdem ab. 15 Tage später nahmen Landbesitzer, die an Mitsubishi verpachten, „auf unbestimmte Zeit“ die elektrische Umspannstation ein, um die Einhaltung mehrere Absprachen zu fordern.
Im Juni wurde das Dekret des Interozeanischen Korredors des Isthmus‘ von Tehuantepec, mit dem das Projekt begonnen werden kann, emittiert. Es beinhaltet einen Lastzug und die Erweiterung der Autobahn zwischen Salina Cruz (Oaxaca) und Coatzacoalcos (Veracruz) sowie eine zollfreies Gebiet, um Investitionen in die Region anzuziehen. Besagtes Projekt hat den Widerstand verschiedener Akteure hervorgerufen. Kurz zuvor fand das regionale Treffen „Der Isthmus gehört uns“ statt, an dem 21 Gemeindebezirke aus den Bundesstaaten Oaxaca und Veracruz teilnahmen. Die Teilnehmer klagten erneut öffentlich an, dass die Befragungen zu dem Programm im März und Mai ein „Mittel“ waren, um die Auferlegung eines Projektes zu legitimieren, von dem hauptsächlich ausländische Unternehmen profitieren, nicht die indigenen Gemeinden der Region. Im Juli legten Aktivisten, die dem indigenen Volk der Mixe angehören, einen amparo gegen das Projekt vor, da „es durchgeführt werden soll, ohne die Vorschriften und Protokolle zu beachten, die geschaffen wurden, um die Rechte der indigenen Völker zu schützen“.
Im August nahmen Gemeinden der indigenen Völker Chantino und Mixteco aus dem südlichen Hochland und von der Küste Stellung „angesichts der neuen Drohung der Errichtung eines neuen hidroelektrischen Projektes im Fluss Verde, das von dem Unternehmen GENERACIÓN ENERSI S.A. DE CV vorangetrieben wird“. Sie wiesen außerdem darauf hin, dass der Fluss Verde „gegenwärtig von dem amparo geschützt wird (…) gegen die Erklärung von Reservaten- Dekrete, die zum Ende der Regierungszeit von Enrique Peña Nieto veröffentlicht wurden- der von einem Bundesrichter bewilligt wurde und es kann kein Infrastrukturprojekt errichtet werden“. Sie denunzierten, dass „mit der Ankunft der Regierung von Andrés Manuel López Obrador, das SEMARNAT und CONAGUA ein Wiederaufnahmeverfahren beantragt haben (…). Wir verstehen nicht, warum Andrés Manuel López Obrador (…) sagt, dass er mit den Armen und den Indigenen ist, aber in seiner Regierung umgeht er die Rechte der Völker und bevorzugt die Unternehmen“.
GUERRERO: „Die Nacherzählung des Schmerzes“
Im August feierte das Menschenrechtszentrum des Berges Tlachinollan sein 25. Jubiläum. Der Bericht der Organisation mit dem Titel „Berg, voll mit Hoffnung bist du“ „berichtet von der Verschlechterung der Lebensbedingungen der Menschen in Guerrero aufgrund der Gewalt und der Schwäche unserer Institutionen, die genauso von makroökonomischen Interessen wie von Organisationen des Verbrechens eingenommen wurden. In unserem Bundesstaat sticht eine Vielzahl von Brennpunkten hervor, die von den Landesbehörden nicht ausgeschaltet werden konnten, (…) sie haben unseren schwachen Rechtsstaat überfordert“. In den ersten 5 Monaten des Jahres 2019 wurden 748 ermordete Personen dokumentiert, was gleichbedeutend ist mit einem Durchschnitt von 5 Morden pro Tag.
Morde und Drohungen sind Teil der Realität, mit der Menschenrechtsaktivisten und Journalisten täglich konfrontiert sind. Im Mai wurde Bertoldo Morales Hilario und Isaías Xantenco Ahuejote erst die Freiheit entzogen, dann wurden sie ermordet. Beide waren Mitglieder der Regionalen Koordination von Gemeindeautoritäten- Gründungsdörfer (Coordinadora Regional de Autoridades Comunitarias-Pueblos Fundadores, CRAC-PF) im Gemeindebezirk Chilapa de Álvarez. Außerdem unterstützten sie den Indigenen Volksrat von Guerreo- Emiliano Zapata (Consejo Indígena y Popular de Guerrero – Emiliano Zapata, CIPOG-EZ), der Teil des Nationalen Indigenen Kongresses ist (Congreso Nacional Indígena, CNI) ist. Die CRAC-PF verwies auf eine Gruppe mit Verbindungen zu der kriminellen Bande Los Ardillos als mögliche Verantwortliche. Der CNI erinnerte daran, dass „dieses durchtriebene Verbrechen sich dem jüngsten Mord (…) an Lucio Bartolo Faustino und Modesto Verales Sebastián anschließt, Ratsmitglied und Delegierter des CNI-CIG, weswegen wir eine Politik des Terrors der narco-paramilitären Gruppen mit der dreisten Hilfe der drei Ebenen der schlechten Regierung anklagen“.
Im Juni informierte die Zeitung El Sur darüber, dass „der Präsident, der Sekretär und der Schatzmeister des Komissariats des Gemeindegutes von Cacahuatepec entehrende und verleumderische Anschuldigungen gegen den Generaldirektor dieser Zeitung, Juan Angulo Osorio, und den Direktor des Menschenrechtszentrums des Berges von Tlachinollan, Abel Barrera Hernández, äußern“. Sie beschuldigen die beiden unter anderem von der „Erzeugung von Gewalt“ durch den Rat von Ejidos und Gemeinden gegen den Staudamm la Parota ( Consejo de Ejidos y Comunidades Opositoras a la presa la Parota, CECOP) zu leben. El Sur klagte an, dass das ein „Attentat auf die Meinungsfreiheit ist, das alle betrifft, die bei dieser Zeitung arbeiten“.
Einige Tage zuvor wurden 16 Mitglieder des Rates von Ejidos und Gemeinden gegen den Staudamm la Parota (CECOP) und der regionalen Koordination von Gemeindeautoritäten- Gemeindepolizei (CRAC-PC) freigelassen, die im Januar 2018 nach gewaltsamen Taten in der Nähe von Acapulco, bei denen sechs Zivilisten und fünf Gemeindepolizisten ums Leben kamen, festgenommen wurden. Der Anwalt von Tlachinollan, Vidulfo Rosales Sierra, betonte, dass das Gericht seine „Besorgnis wegen dieser äußerst ineffektiven Ermittlungen“ geäußert hat, „bei denen es Folter gab, Beweise illegal extrahiert wurden, wobei sie außerdem viele Tage in der Staatsanwaltschaft waren und der Verteidigung nicht erlaubt wurde, hereinzukommen, um mit ihnen zu reden“. Er rief dazu auf, einen Weg der Versöhnung und Befriedung zu gehen, der „nicht nur von den Teilen kommt, sondern auch vom Staat kommen muss“, wobei er anerkannte, dass es viele alte Konflikte in der Zone gibt.
Einer der wenigen Fortschritte ist die Befreiung von vier Mitgliedern der Volksbewegung von Teloloapan (Movimiento Popular de Teloloapan) im August, nachdem sie der Entführung beschuldigt und 10 Jahre inhaftiert waren. Sie erklärten, dass sie weiterhin für die Freiheit aller politischer Gefangener kämpfen werden. Die Leiterin der Front der Volksverteidigung Francisco Villa (Defensa Popular Francisco Villa), Clemencia Guevara Tejedor, hielt fest, dass die Haltung des Präsidenten, soziale Organisation zu marginalisieren, Aktivisten angreifbar gemacht hat und verurteilte, dass es in Guerrero immer noch 60 politische Gefangene gibt.