AKTUELLES: Mexiko: Wahrnehmungen und Kontraste
03/04/2020ARTIKEL: 25 Jahre zivile Beobachtungsbrigaden in Chiapas – „Wenn die Solidarität gegenwärtig wird“
03/04/2020Anfang des 16. Jahrhunderts unternahm der spanische Eroberer Hernán Cortés verschiedene Expeditionen, um den besten Weg für den Transport von Waren und Rohstoffen nach Spanien zu finden. Um herauszufinden, ob sie sich für dieses Projekt eignen, befahl König Carlos V., die drei engsten Gebiete des amerikanischen Kontinents zu untersuchen: den Darien, Nicaragua und den Isthmus von Tehuantepec. Schlussendlich wurde im Isthmus jedoch keine Flussverbindung für den Transport mit Frachtschiffen zwischen den beiden Ozeanen gefunden.
Nordamerikanisches Interesse: Versuche, den Isthmus zu erwerben
Mitte des 19. Jahrhundert kam das Interesse am Isthmus von Tehuantepec als Transportweg für Waren erneut auf, diesmal von Seiten der Vereinigten Staaten. Sie unternahmen mehrere Versuche, sich dieses Gebiet anzueignen, beginnend mit der Unterzeichnung des Vertrags von Tehuantepec im Jahr 1850. Damit verpflichtete sich die mexikanische Regierung, der Firma Eisenbahngesellschaft von Tehuantepec Garantien für die Durchführung eines Eisenbahnprojekts durch den Isthmus zu geben und die Geschäftsleute sowie ihre Angestellten während des Baus zu schützen. Zwei Jahre später wurde der Vertrag jedoch annulliert und die Techniker, die die Vermessung des Gebiets durchführten, mussten das Land verlassen.
Durch anhaltenden Druck erhielt die Louisiana Tehuantepec Company im Jahr 1857 die Genehmigung zum Bau einer Kommunikationsstrecke auf dem Isthmus, während die mexikanische Regierung allerdings die Kontrolle über die Häfen am Golf und dem Pazifik behielt. Zwei Jahre später wurde in Veracruz der McLane-Ocampo-Vertrag unterzeichnet, mit dem Mexiko lebenslänglich die Trassenrechte für den Isthmus an die USA abtrat. Außerdem sollte nordamerikanische Militärpräsenz in dem Gebiet akzeptiert werden und es wurde versprochen, keine ähnlichen Privilegien an andere Nationen auszusprechen, und das alles für einen Betrag von 4 Millionen US-Dollar. Obwohl dieser Vertrag ebenfalls ein Jahr später von der US-amerikanische Regierung annulliert wurde, behielten die Konzessionen, die für den Bau einer interozeanischen Strecke erteilt worden waren, noch bis Oktober 1866 ihre Gültigkeit.
Das mexikanische Eisenbahnsystem unter Porfirio Díaz
Die Wirtschaftspolitik von Porfirio Díaz (1876-1911) konzentrierte sich auf die Erteilung unzähliger Konzessionen an europäische Geschäftsleute, um für Wohlstand und ein Gegengewicht zu den Einschüchterungsversuchen der Vereinigten Staaten zu sorgen. Unter anderem beauftragte er Weetman Pearson von der Londoner Firma Pearsons and Sons mit dem Bau des Mexiko-Hafens, der heute den Namen Coatzacoalcos trägt. Pearson wurde auch mit dem Bau der Veracruz-Mexikostadt-Eisenbahn und der Restaurierung der Tehuantepec-Strecke beauftragt, deren Arbeiten 1859 begonnen hatten und die schließlich 1907 eingeweiht wurde.
Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung, der durch die Außenpolitik von Díaz ausgelöst wurde, wenn auch ohne Auswirkungen für den Großteil der mexikanischen Bevölkerung, folgte eine Zeit der Krise, die unter anderem durch die Einweihung des Panamakanals 1914 beeinflusst wurde, der „den Großteil der Waren, die zuvor durch den Isthmus transportiert wurden, monopolisierte“ und so das Gebiet als interozeanische Transportroute abwertete.
Die Idee der interozeanischen Strecke wird wiederbelebt und konkretisiert
Obwohl die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke im Isthmus von Tehuantepec bereits während der Präsidentschaft von Gustavo Díaz Ordaz (1964-1970) erwogen wurde, begannen die Pläne erst in den 1990er Jahren mit der Regierung von Ernesto Zedillo (1994-2000) Gestalt anzunehmen. Während von einer Ausweitung des Panamakanals gesprochen wurde, stellte Zedillo das Programm für die Wirtschaftliche Entwicklung des Isthmus von Tehuantepec vor, das die Entwicklung von 11 Sektoren vorsah, darunter einen interozeanischen Transportkorridor von Salina Cruz, Oaxaca, nach Coatzacoalcos, Veracruz, um die Region in die globale Entwicklung zu integrieren.
Sein Nachfolger, Vicente Fox (2000-2006), stellte den Puebla-Panama-Plan vor, der im März 2001 von den mexikanischen Bundesstaaten Puebla, Veracruz, Tabasco, Campeche, Yucatán, Quintana Roo, Guerrero, Oaxaca und Chiapas, sowie von den Staaten Guatemala, Belize, Honduras, El Salvador, Costa Rica und Panama unterzeichnet wurde. Der Plan sah vor, die Infrastruktur dieses Gebietes durch den Bau und die Umgestaltung von Straßen, Eisenbahnen, Flughäfen, Häfen, Wasserkaft- und Ölanlagen zu modernisieren und Arbeitsplätze zu schaffen durch die Einführung von Mikroindustrien. Außerdem wurde vereinbart, gemeinsame Entwicklungspläne und -strategien zwischen dem Süd-Süd-Osten Mexikos und den zentralamerikanischen Staaten zu fördern.
Im Jahr 2007, während der Amtszeit von Felipe Calderón (2006-2012), wurde das Logistische System des Isthmus von Tehuantepec angekündigt, ein multimodaler Kanal, der den Panamakanal durch die Modernisierung der Straßen, Eisenbahnen und Häfen des Isthmus ergänzen sollte.
Schlussendlich ließ sich keines der drei Projekte in die Tat umsetzen, entweder aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen, die eine solche Investition nicht zuließen, oder aus anderen Gründen wie zum Beispiel den indigenen Widerstand im Isthmus. Die Zeitung Milenio schätzt, dass in den letzten 35 Jahren mehr als 15 Milliarden US-Dollar durch Widerstandsaktionen gegen die Umsetzung solcher Projekte in der Region, die deshalb auch als „Friedhof der Projekte“ bezeichnet wird, verloren gegangen sind.
Mit Enrique Peña Nieto (2012-2018) und seinem Plan Isthmus Tor von Amerika wurde das Projekt noch weiter ausgebaut. Dieser Plan zielte nicht nur auf den Transport von Waren, sondern auch auf die Umwandlung von Rohstoffen in mexikanische Produkte für den Export. Im Jahr 2016 stellt er dann die Sonderwirtschaftszonen (Zonas Económicas Especiales) vor, die durch die Industrialisierung der Region und die Ermöglichung des Zugangs zu grundlegenden Dienstleistungen die Armut bekämpfen sollten.
Es war die Errichtung eines Industriekorridors, der die Pazifik- und die Golfküste mit den Sonderwirtschaftszonen verbindet, vorgesehen. Im ganzen Land wurden insgesamt sieben Sonderwirtschaftszonen eingeführt: Lázaro Cárdenas-La Unión (Michoacán und Guerrero), Coatzacoalcos (Veracruz), Salina Cruz (Oaxaca), Puerto Chiapas (Chiapas), Progreso (Yucatán), Seybaplaya (Campeche) und Dos Bocas (Tabasco). Das Projekt des Isthmus von Tehuantepec sollte die erste Etappe sein, weshalb der Bundeskongress 2018 100 Millionen Pesos in den Start des Projekts investierte.
Im April 2019 verkündete der neue mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador (AMLO) jedoch das „Verschwinden“ der Sonderwirtschaftszonen, da er der Ansicht war, dass diese ihren Zweck nicht erfüllt hätten. „Sie sollten helfen, aber sie haben nie etwas getan, um zu helfen; sie machten Geschäfte, kauften Land und verschwendeten Ressourcen“, rechtfertigte er seine Entscheidung. Er stellte klar, dass seine Regierung regionale Entwicklungsprojekte priorisieren würde, unter anderem den Maya-Zug, die Ölraffinerie Dos Bocas und den Transisthmischen Korridor.
Das Transisthmische Projekt in der Gegenwart
Am 14. Juni 2019, fünfhundert Jahre nach den Plänen von Carlos V., wurde ein Dekret erlassen, das das sogenannte Programm zur Entwicklung des Isthmus von Tehuantepec, das von der AMLO-Regierung promoviert wird, ins Leben rief. Die Hauptachse dieses Projekts ist ein interozeanischer multimodaler Industriekorridor, der versucht, das zu verwirklichen, was viele zuvor geplant hatten: den Transport von Gütern zwischen den beiden Ozeanen über den Isthmus von Tehuantepec. Das Programm umfasst den Bau verschiedener Transportmittel und die Ausweitung der Industrie in der Region, um mit den globalen Märkten für Warenverkehr konkurrieren zu können.
In einem Brief an den US-Präsidenten vom Sommer 2018 erwähnte AMLO erstmals seinen Plan: „Im Isthmus von Tehuantepec wird ein Wirtschafts- und Handelskorridor geschaffen werden […]. Es handelt sich um einen 300km langen Korridor, auf dem eine Eisenbahnlinie für den Transport von Containern gebaut wird. Bei diesem Projekt geht es darum, die strategische Lage des Landstrichs zu nutzen, um den Pazifik mit dem Atlantik zu verbinden und so den Warentransport zu den Ländern Asiens und der Ostküste der Vereinigten Staaten zu erleichtern“.
Rafael Marín Mollinedo, der zum Generaldirektor des Transisthmischen Projekts ernannt wurde und vorher für die Sonderwirtschaftszonen verantwortlich war, bezeichnete die Entwicklung des Isthmus von Tehuantepec aufgrund seiner „wirtschaftlichen Rückständigkeit und sozialen Marginalisierung“ als „eine dringende Aufgabe“.
Die Zukunft des Isthmus von Tehuantepec in den Worten der Regierung
Das Projekt wurde während einer Arbeitsreise des mexikanischen Präsidenten am 23. Dezember 2018 offiziell in Oaxaca vorgestellt. Er erklärte, dass eines der Hauptziele die Förderung eines neuen Wirtschaftsmodells, die Erhaltung der biologischen Vielfalt, des Wassers, des Bodens und der Luft, sowie die Stärkung der Kultur und der regionalen Identität der indigenen Völker sei.
Der Regierung nach wird das „Rückgrat“ des Programms zur Entwicklung des Isthmus der interozeanische Korridor sein. Zunächst wird das schon lang im Raum stehende Projekt, eine Eisenbahnlinie zwischen den Häfen von Salina Cruz, Oaxaca, und Coatzacoalcos, Veracruz, wiederaufgenommen. Das Ziel ist die Modernisierung der 304km langen Bahnstrecke. Vor allem Kurven und Steigungen müssen korrigiert werden, damit die Geschwindigkeit von 40 km/h auf 60-80 km/h erhöht werden kann. Die Modernisierungsarbeiten selbst werden dann zirka drei Jahre dauern. Außerdem sollen die Häfen an den jeweiligen Küsten für die Anlegung von Frachtschiffen ausgebaut werden. Ein weiterer Teil des Projekts ist der Bau einer neuen Autobahn entlang des Korridors sowie die Modernisierung der bereits bestehenden Autobahn MEX-185 und anderer Straßen.
Was die Industrie betrifft, so ist geplant, die Produktion von Ölderivaten anzukurbeln durch die Sanierung der Raffinerien Minatitlán und Salina Cruz und die damit verbundene Wartung der 220km langen Pipeline, die das Erdgas transportieren und die Industrien und Gemeinden in der Region damit versorgen würde. Um die Energieversorgung und die digitale Kommunikation der Industrien, die in den Isthmus angezogen werden sollen, zu gewährleisten, ist die Installierung von Windkraftanlagen vorgesehen, einschließlich des Baus von fünf Umspannanlagen und eines unterirdischen Glasfasernetzes. Der Präsident kündigte außerdem an, dass der Isthmus von Tehuantepec im Jahr 2020 zur Freihandelszone erklärt werden würde, was bedeutet, dass die Steuern für Unternehmen in diesem Gebiet gesenkt werden und staatliche Unterstützung geboten wird, um Investoren anzuziehen, die Arbeitsplätze schaffen.
Mollinedo beschrieb den interozeanischen Korridor als „die Speerspitze“ weiterer Projekte um ihn herum, unter anderem sechs Industrieparks entlang des Korridors. Dort sollen Rohstoffe verarbeitet werden, um einen Mehrwert zu schaffen und so die Wirtschaft zu stärken. Alejandro Murat, Gouverneur des Bundesstaates Oaxaca, sagte diesbezüglich, „dass dieses Projekt für Oaxaca und den Südosten Mexikos das bedeutet, was einst das Freihandelsabkommen NAFTA bedeutete […]. Oaxaca feiert“.
Ziele und Absichten: “Entwicklungsvorhänge”
Rafael Marín Mollinedo ist der Ansicht, dass die Hauptursachen für den wirtschaftlichen Rückstand und die Armut im Isthmus mit den geringen und rückläufigen öffentlichen und privaten Investitionen sowie mit den schwachen lokalen Märkten und der fragilen und wenig diversen Wirtschaftsstrukturen zu tun haben. Durch die Modernisierung und den Aufbau der physischen und digitalen Infrastruktur sollen private Investoren angezogen werden, damit der Staat „die Wirtschaft lenken und auf die Schaffung von Wohlstand für die Bevölkerung ausrichten“ kann. Mollinedo sagt, diejenigen, die am meisten von dem Projekt profitieren werden, seien die am meisten gefährdeten und benachteiligten Bevölkerungsgruppen.
Wie AMLO bereits in seinem Brief an Donald Trump erwähnt hatte, ist eines der Ziele des Projekts die Schaffung von Arbeitsplätzen, um die Bevölkerung in der Region zu verwurzeln und zu verhindern, „dass die jungen Leute der Region weiterhin auf der Suche nach Arbeit in den Norden abwandern“. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Freie Zone des Isthmus von Tehuantepec nahtlos in die Eindämmungszone übergeht, die im Programm Südgrenze für die Migrationskontrolle definiert ist. Der Nationale Entwicklungsplan der aktuellen Regierung versucht, „regionale Entwicklungsprojekte wie einen „Vorhang“ wirken zu lassen, um den Strom von Migranten auf ihrem Weg in den Norden einzufangen“.
In logistischer Hinsicht ist es erwähnenswert, dass der Warentransport auf der interozeanischen Route durch den Isthmus von Tehuantepec viel schneller wäre als die Überquerung des Panamakanals, bei dem man eine Wartezeit von etwa 10 Tage miteinkalkulieren muss. „Der Panamakanal ist übersättigt, sodass der Isthmus als Entlastungsventil fungieren könnte für Nachfrage, die im Panamakanal besteht und nicht erfüllt werden kann“, sagte Mollinedo.
Der Transisthmische Korridor in Verbindung mit anderen Megaprojekten
Der Transisthmische Korridor steht in enger Beziehung zu anderen Megaprojekten wie dem Maya-Zug oder der Raffinerie Dos Bocas. Sie repräsentieren die drei Hauptprojekte der AMLO-Regierung für den Süden Mexikos und sollen auf kohärente Weise funktionieren.
Dos Bocas wird im Bundesstaat Tabasco gebaut, um Öl zu fördern, da 84% der in ganz Mexiko nachgewiesenen Ölreserven in diesem Gebiet liegen. Die Arbeiten sollen im Jahr 2022 abgeschlossen werden. Der Maya-Zug wird entlang der Halbinsel Yucatán von Cancún bis nach Palenque verlaufen und soll tagsüber als Touristenattraktion und nachts als Güterzug fungieren. Zusammen mit dem Transisthmischen Korridor verbinden sie die Gewinnung und Kommerzialisierung von Ressourcen mit dem Export in die asiatischen, europäischen und amerikanischen Märkte.
Geocomunes betont, dass Unternehmen mit Sitz in der Freien Zone des Isthmus von Tehuantepec „die Kontrolle über das Wegerecht“ ihrer Gebiete haben werden, was es ihnen ermöglicht, „die Mobilität der Menschen entsprechend ihrer Interessen einzuschränken“. Laut Geocomunes bedeutet dies, dass „diese Region der Ausgangspunkt der neuen Südgrenze sein wird“.
Hinterfragte indigene Befragungen
Bei der Ankündigung des Projekts versicherte Rafael Marín Mollinedo, dass eines der grundlegenden Kriterien der Respekt vor der Meinung der Gemeinden und indigenen Völker des Isthmus sein werde. Er versprach, „nichts ohne Befragung zu tun“, sagte aber auch, dass er sicher sei, „dass die Menschen dieses Projekt unterstützen werden“.
Im November 2018 hatte bereits eine erste allgemeine Bürgerbefragung stattgefunden, an der sich landesweit rund 946 tausend MexikanerInnen beteiligten, die über 10 Projekte der Morena-Regierung (AMLOs Partei) entschieden. Der Zug durch den Isthmus von Tehuantepec wurde von 90% der Wähler unterstützt.
Am 30. und 31. März 2019 fand die Befragung der indigenen Bevölkerung des Isthmus statt. Ende April sagte AMLO, dass „die Konsultation bereits stattgefunden hat und die Menschen das Transisthmische Projekt befürworten, denn die Menschen wollen, dass es Arbeit und Wohlstand gibt“. Er gab an, dass 3397 Personen teilgenommen hatten. In der Region des Isthmus leben mehr als eine Million Indigene. AktivistInnen kritisierten, dass nur einzelne Gemeindevertreter eingeladen worden waren und dass die meisten der Anwesenden unter dem Druck befragt wurden, dass ihre Bauprojekte und andere Anfragen nicht genehmigt werden könnten, wenn sie nicht zuerst dem Eisenbahnprojekt zustimmten.
“Kein Megaprojekt kann genehmigt werden, ohne dass darüber in der Versammlung diskutiert wird, ohne zu wissen, welche positiven und negativen Auswirkungen es haben wird“, prangerte Carlos Beas, Berater der Union Indigener Gemeinden der Nördlichen Zone des Isthmus (UCIZONI), an. Er fügte hinzu, dass „es keine konkreten Informationen über das Isthmus-Megaprojekt gibt“ und verurteilte stark, dass „die befragten Bewohner 80km von dem Projekt entfernt waren, während die Menschen, die direkt an der Bahnstrecke wohnen, nicht befragt wurden“.
Zwischen dem 19. und 30. August des vergangenen Jahres hat die mexikanische Regierung unter der Verantwortung der Agrarstaatsanwaltschaft und Rafael Marín Mollinedo in den 31 Ejidos, durch die ein Teil der Transisthmischen Zugstrecke führt, Sitzungen abgehalten. Bei diesen Treffen wurden die Besitzer der Ejidos in lediglich 15 Minuten über das Megaprojekt und seine Auswirkungen aufgeklärt. Die Leiterin der UCIZONI, Juana Ramírez Villegas, prangerte an, dass die Informationen, die den Betroffenen des Projekts mitgeteilt wurden, „vage und allgemein“ gewesen seien.
Der Isthmus von Tehuantepec ist ein Gebiet starker gemeinschaftlicher Organisation zur Verteidigung von Land und Territorium, da es neben dem Transisthmischen Korridor etwa 47 tausend Hektar an Land, das von Bergbauunternehmen konzessioniert ist, sowie 28 Windparks in der Region gibt. UCIZONI, die nur eine von vielen Organisationen ist, die gegen das Megaprojekt Widerstand leisten, versammelt derzeit 84 Gemeinden der 9 Gemeindebezirke des Bundesstaates Oaxaca in der Region des Isthmus von Tehuantepec.
Der Nationale Indigene Kongress (CNI) und die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) lehnten die indigene Konsultation bereits am Tag nach ihrer Durchführung ab, da sie sie als „eine Simulation für die Durchsetzung des Megaprojekts des Todes“ ansahen. Mit der Kampagne „Der Isthmus ist unser“ bringen die indigenen Völker des Isthmus seit April 2019 ihre „eindeutige Ablehnung“ des Megaprojekts zum Ausdruck.
Insgesamt werden 80 Gemeinden des Isthmus von dem Projekt betroffen sein, 49 im Bundesstaat Oaxaca und 31 in Veracruz, wobei diese hauptsächlich von den indigenen Völkern der Chontales, Huave, Mixe, Zapoteken, Zoque, Nahua und Popoluca bewohnt sind. Erwähnenswert ist auch, dass der Isthmus von Tehuantepec eine der wenigen Regionen in Mexiko und der ganzen Welt ist, die noch immer zwischen 30% und 40% der gesamten Biodiversität des Planeten beherbergen. Sie ist die Quelle von 40% der nationalen Wasserversorgung und verbindet die drei Tropenwälder des Landes – Laub-, humide und subhumide Wälder. Angesichts des großen Reichtums der Region ist es wichtig, Studien über die durch den Transisthmischen Korridor verursachten Umweltauswirkungen durchzuführen und vorzulegen.
Nach der Konsultation der Indigenen beschuldigte AMLO seine Gegner, dass „sie weiterhin stehlen wollen, das ist es, was ihnen am Herzen liegt, und deshalb wollen sie, dass es uns schlecht geht“. Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten beklagten, dass dies ihre Arbeit disqualifiziere, weil sie dadurch als „Konservative“ dargestellt werden, die „gegen den Fortschritt“ sind, was sie in größere Gefahr bringen könnte. „Sie sehen sich systematischen Angriffen wie Kriminalisierung, Verleumdung, Belästigung, willkürlichen Verhaftungen und Mord ausgesetzt“, warnte das Konsortium für Parlamentarischen Dialog und Gleichheit, eine feministische Zivilorganisation mit Sitz in Oaxaca.
Horizonte
Die UCIZONI-Mitglieder betonten, dass die im März und August 2019 abgehaltenen Befragungen nicht den in dem Abkommen 169 der Internationalen Arbeitsorganisation festgelegten Standards entsprachen, wonach indigene Konsultationen vorher, frei, informiert und kulturell angemessen sein müssen. Im Januar 2020 reichte UCIZONI deshalb bei der Nationalen Menschenrechtskommission (CNDH) eine Beschwerde wegen Verletzung der Rechte der indigenen Völker ein. Dagoberto Toribio, Präsident der UCIZONI, sagte hinsichtlich der Konsultation, dass „die Informationen unzureichend und voreingenommen waren. Es wurde nicht frei und vorherig informiert, weil die Akzeptanz des Megaprojekts des Transisthmischen Korridors im Austausch für den Erhalt von Sozialprogrammen herbeigeführt wurde“.
Sie verlangten, dass das Ministerium für Umwelt und Naturressourcen (Semarnat) eine weitere öffentliche Konsultation über die ökologischen Auswirkungen der Modernisierung der Eisenbahn durchführt. In dem Forum „Natur, Indigene Rechte und Nationale Souveränität im Isthmus von Tehuantepec“ am 11. Februar dieses Jahres betonte der Leiter des Semarnat, Víctor Manuel Toledo, dass die Regierung zwar „den Respekt vor dem biokulturellen Reichtum“ für wichtig halte, aber „die Züge trotzdem fahren“.
Quellen (auf Spanisch):
- El Tren Maya. Un nuevo proyecto de articulación territorial en la Península de Yucatán
- Tren Maya como nueva infraestructura de articulación de los capitales agroindustriales y turísticos inmobiliarios en la península
- DECRETO por el que se crea el Corredor Interoceánico del Istmo de Tehuantepec.
- PLAN Nacional de Desarrollo 2019-2024.
- Palabras del Lic. Rafael Marín Mollinedo, en la Presentación del Programa para el Desarrollo del Istmo de Tehuantepec
- Programa para el Desarrollo del Istmo de Tehuantepec (PDIT)
- Animal Político: AMLO anuncia inversión de 8 mil mdp para el proyecto del Istmo de Tehuantepec; obras iniciarán en 2019
- Istmopress: El Corredor Transístmico, la historia inconclusa
- Sinembargo: Somos los dueños de la tierra y del Corredor Transístmico ni nos informan, dicen en Juchitán
- Razon.com: Historia del Corredor Transístmico
- Poresto.net: Zedillo privatizó sistema ferroviario de México
- La Jornada: El Istmo es nuestro
- La Jornada: Corredor transístmico
- Newsweek México: Corredor Transístmico: a recuperar el auge económico
- Plumasatomicas: A pregunta de la consulta de Corredor Transístmico, AMLO responde: ‘la verdad es de Cristo’
- Somoselmedio: Consulta del proyecto Corredor Transístmico, una simulación: EZLN
- Desinformemonos: Consultas para aprobar Corredor Transístmico han sido “amañadas”: UCIZONI
- Informador: Corredor Transístmico, sometido a consulta: López Obrador
- Animal Político: “Se les fue”: AMLO dice que ya consultó a indígenas sobre corredor transístmico; dará resultados mañana
- La Jornada: Rechazan ONG consultas sobre corredor transístmico y megaproyecto eólico
- La Coperacha: Planean en el Istmo 6 parques industriales y zona libre; hay respaldo de comunidades, según Gobierno Federal
- Amauri Vierira Orozco: Corredor Transístmico de Tehuantepec como alternativa al Canal de Panamá
- La Jornada Veracruz: Zonas Económicas Especiales
- Expansión: Esta es la carta completa que envió López Obrador a Trump
- Teresa de Jesús Portador García: Claroscuros en el futuro energético de América Latina: el corredor eólico en el Istmo oaxaqueño
- El Economista: AMLO pone fin a Zonas Económicas Especiales
- La Jornada Maya: El Corredor Transístmico viola derechos de indígenas, acusa Ucizoni
- El Universal: Pueblos indígenas de Oaxaca denuncia “consultas de 15 minutos” sobre Tren Transístmico
- El Universal: Pueblos presentan queja ante CNDH por consulta sobre Proyecto Transístmico