AKTUELLES: Besorgnis über die zunehmende Militarisierung in Mexiko
11/07/2023ARTIKEL: Das Verschwinden – unauslöschliche Spuren der Abwesenheit, unermüdliche Suche. Saat des Kampfes, der Geschwisterlichkeit und der Erinnerung
11/07/2023„Der Süden widersetzt sich, er besteht weil er sich widersetzt“
„Der Isthmus steht nicht zum Verkauf, er wird geliebt und verteidigt.“
„Bei den Megaprojekten des Maya-Zuges, des Transisthmischen Korridors und des Morelos-Integral-Projekts, die als separate Projekte behandelt werden, wissen wir jetzt offen, dass sie mit einem noch größeren Projekt verbunden sind, das mehrere ausländische Länder umfasst, nicht nur Mexiko, Um die genannten Projekte durchzusetzen, haben sie die stärksten und gewalttätigsten Streitkräften zur Verfügung gestellt, in diesem Fall die Marine, die Armee, die Nationalgarde, die Paramilitärs, die lokale und staatliche Polizei und das organisierten Verbrechen, und als ob das noch nicht genug wäre, haben sie die Enteignung der Gebiete mit den Streitkräften legalisiert, mit der Begründung, dass sie der nationalen Sicherheit und dem öffentlichen Nutzen dienen“.
E l Sur Resiste ist eine Bewegung, die verschiedene Organisationen und Menschen aus den südlichen und südöstlichen Bundesstaaten Mexikos (hauptsächlich aus dem Nationalen Indigenen Kongress – CNI) vereint, die gegen Megaprojekte kämpfen. Zwischen dem 25. April und dem 4. Mai 2023 reiste eine von dieser Bewegung organisierte Karawane durch die Bundesstaaten Oaxaca, Veracruz, Tabasco, Campeche, Yucatán, Quintana Roo und Chiapas, um die Auswirkungen von Megaprojekten wie dem Transisthmischen Korridor und dem Maya-Zug auf die Gebiete zu dokumentieren und endete mit einem internationalen Treffen in San Cristóbal de Las Casas, Chiapas.
Oaxaca: Widerstände im Isthmus von Tehuantepec
In der Nacht vom 25. April kam die Karawane in Puente Madera an, ein Ort der für seinen Kampf gegen einen Industriepark bekannt ist, welcher Teil des Projekts des Transisthmischen Korridors ist. Aus demselben Grund gab es dort bereits mehrere Sitzstreiks und Blockaden. Um sich Gehör zu verschaffen, begrüßten die Bewohner*innen der Gemeinde die Karawane mit Fackeln und Applaus. „Der Isthmus ist nicht zu verkaufen, er wird geliebt und verteidigt„, riefen sie.
Pitayal
An diesem Ort haben sich die Gemeinden gegen die Errichtung eines der 7 Parks gewehrt, die die Bundesregierung in der gleichen Logik zu errichten beabsichtigt. Es sind mehr als 350 Hektar die sie für den Bau des Parks verwenden wollen. Über das Nationale Institut für indigene Bevölkerung hat die Regierung der sogenannten 4. Transformation Konsultationsverfahren durchgeführt, die nach Ansicht der Gemeinschaften nicht „echt“ sind, da sie auf die Fälschung von Unterschriften und direkte Drohungen gegen die Gegner*innen des Projekts zurückgegriffen haben.
„Auf diesem Berg gibt es eine Artenvielfalt von Flora und Fauna, für sie ist dieser Raum ein Land, das nichts hergibt, aber für uns bedeutet dieser viel, denn er hat uns als indigene Gemeinschaften viele Jahre lang ernährt, zum Beispiel ist der Mezquite ein Baum, der uns das Brennholz für die Zubereitung der Produkte liefert, die wir essen und verkaufen, wie die berühmten Totopos von Puente Madera und San Blas Atempa. Hier leben Hirsche, Wildpferde, Leguane und Kojoten“, sagte einer der Gemeindevorsteher während einer Dankeszeremonie in Pitayal. Für die Gemeinschaften in diesem Gebiet geht das Territorium über den physischen Raum hinaus; es umfasst das Soziale, das Gemeinschaftliche, die Geschichte, die sie durchlebt haben, und gilt als heilig für die Zapoteken, die es bewohnen. Durch die Zerstörung von Orten wie „El Pitayal“ wird der Gemeinschaft ein irreparabler Schaden zugefügt, der ihre Lebensweise und ihr Zusammenleben mit der Natur beeinträchtigt. Dies ist ein Aspekt, der von der mexikanischen Regierung ignoriert wird, wie die Bewohner*innen des Gebietes anprangern.
El Pitayal hat sich auch gegen die Windparks gewehrt, die in Oaxaca schon früher gebaut wurden. Nichtsdestotrotz und wie sie auch mehr als nur ein mal gezeigt haben, sind die Antworten der Regierung auf die Aktionen der Gemeinden, Verfolgung und Kriminalisierung der Menschenrechtsverteidiger*innen. Als Ergebnis dessen, existieren aktuell 17 Anklagen zu verordneten Festnahmen gegen Mitglieder der Gemeindeversammlung des Isthmus für die Verteidigung von Land und Territorium (APIIDTT). Am 17. Januar im Jahr 2023, David Hernández Salazar, einer der Anführer von Puente Madera, wurde durch die Behörden für 8 Stunden festgenommen. Er wurde schließlich auf Druck verschiedener Gemeinschaften und Menschenrechtsorganisationen innerhalb und außerhalb des Landes freigelassen.“Es ist eine Lüge, dass sie Fortschritte für die indigenen Gemeinschaften wollen, sie suchen nur nach wirtschaftlichen Vorteilen, aber wir werden weiterhin für unser Land und unser Leben kämpfen“, sagten Mitglieder von APIIDTT.
Mogoñe Viejo: Sitzstreik – Land und Freiheit
Zum Zeitpunkt des Eintreffens der Karawane blockierte die Sitzblockade bereits seit 60 Tagen die Renovierung der Transisthmischen Eisenbahn. 32 organisierte Gemeinden, die in der Union der indigenen Gemeinden der nördlichen Zone des Isthmus (UCIZONI) zusammengeschlossen sind, hatten beschlossen, ihre Ablehnung dieses Megaprojekts zum Ausdruck zu bringen. Sie berichteten, dass sie täglich von Mitarbeitern der Marine und der Nationalgarde beobachtet werden, die wiederholt mit der Räumung des Lagers gedroht haben.
„Wir wissen, dass die Regierung von Oaxaca gesagt hat, dass wenn wir nicht gehen, werden sie uns vertreiben. Wie können sie es wagen, dies zu sagen? Sie sind die Fremden und wir sind die Besitzer*innen dieses Landes. Unsere Vorfahr*innen begründeten dieses Land, deshalb existiert es, wie werden sie uns aus unseren Land vertreiben?“, sagten sie.
Die UCIZONI ihrerseits prangerte an, dass dieses Projekt auf den Bau von Straßen, Gas- und Ölleitungen, Raffinerien, Maquilas, Minen und 10 Industrieparks abzielt, was die Enteignung und Vertreibung vieler Gemeinden in der Region bedeutet. „Von Juni 2019 bis März 2023 haben wir rund 69 Mobilisierungen von Menschen gezählt, um die Arbeiten und Schäden dieser Projekte zu verhindern. Am 3. Februar 2023 haben drei Gemeinden gemeinsam mobilisiert: Palomares, Mogoñe Viejo und Sarabia. Die mexikanische Marine war bei allen drei Mobilisierungen anwesend und versuchte, sie einzuschüchtern. Das ist die Antwort der 4T auf unsere Forderungen“.
Am Tag, nachdem die Karawane diesen Punkt passiert hatte, wurde das Lager von Teilen der Marine und der Polizei geräumt, die sechs Mixe-Indigene festnahmen, die später wieder freigelassen wurden. Die Karawane, die sich zum Zeitpunkt der Ereignisse in Veracruz aufhielt, blockierte mehr als eine Stunde lang die Bundesstraße, die zur Gemeinde Oteapan gehört, um die Räumung abzulehnen.
Veracruz
Oteapan, Acayucan
Diese Gemeinde beklagt, dass die Regierung seit 2022 versucht hat, 7 Stadtviertel zu beseitigen: La Dina, Tierra Colorada, Tapalan, Porvenir, Rancho Alegre, Predio Viveros und El Naranjal; diese Gebiete befinden sich dort, wo die Gleise der Transisthmischen Eisenbahn, die nach Oaxaca führt, verlegt werden sollen.
Seit 2013 ist in der Gemeinde Jaltipan, in der Nähe von Oteapan, eine offene Koksdeponie eingerichtet worden, die Abfälle aus der Ölraffinerie des Pemex-Werks General Lazaro Cardenas in Minatitlan, Veracruz, aufnimmt. Die Gemeinden haben die Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit angeprangert, aber bisher hat keine staatliche Stelle darauf reagiert. Sie haben Sitzstreiks veranstaltet, um die Bundesregierung aufzufordern, ihnen zu erlauben, in ihren Gebieten frei zu leben und das soziale Gefüge ihrer Gemeinden nicht weiter zu zerstören.
Tabasco
Colonia el Bosque, Verschwindet aufgrund von globaler Erderwärmung
In dieser Gemeinde kann man beobachten, wie das Meer aufgrund des Klimawandels nach und nach Häuser, den Kindergarten und die ehemalige Anlegestelle zerstört. Die Bewohner*innen fürchten um ihr Leben und die Zukunft ihrer Familien, die seit jeher vom Fischfang leben. In Mexiko ist dies einer der ersten bekannten Fälle von Vertreibung aus diesem Grund. Mit der Zerstörung dieser Gemeinde werden auch Jahre der Geschichte, des sozialen Gefüges und der gemeinschaftlichen Praktiken ausgelöscht, die es ihnen ermöglicht haben, über die Zeit zu überleben. Mit Wehmut blicken die Dorfbewohner*innen auf die Ruinen und erinnern sich an ihre Nachbarn, die vertrieben wurden, um zu überleben. Sie fordern die Bundesregierung auf, ihnen bei der Umsiedlung zu helfen, denn sie glauben nicht, dass sie noch lange hier bleiben können. Seit Februar 2023 steht die SEMARNAT in Kontakt mit der Gemeinde, um den Umsiedlungsprozess einzuleiten, obwohl noch nicht bekannt ist, wie lange der Prozess dauern wird und wohin die Menschen umgesiedelt werden sollen.
Der Fall El Bosque ist ein Weckruf auf nationaler Ebene für die öffentliche Politik, die die Staaten angesichts der Realität des Klimawandels betreiben. Es ist ein weltweites Problem, dass die Regierungen diesem Phänomen, das täglich zunimmt, nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken.
Candelaria, Campeche
In jenem Bereich ist eine Haltestelle des Maya-Zugs geplant. Die Entwürfe der neuen Gleise sind bereits schon weit fortgeschritten. Die Karawane hörte verschiedene Zeug*innen an, welche verschiedene Auswirkungen schilderten: bereits mehr als 300 Häuser wurden zwangsgeräumt und jene die dagegen ankämpfen ihr Landgut zu verkaufen wurden bedroht und dazu gezwungen das angebotene Geld zu akzeptieren. Ebenso bestätigten sie, dass die Anzahl der Magen-Darminfektionen und Atembeschwerden, aufgrund des ständigen Ausgesetztseins gegenüber den beim Bau verwendeten Materialien und der Verunreinigung des Wassers, zugenommen haben. Weitere Gemeinden prangern an, dass das Projekt sie gespalten habe: auf der einen Seite jene, welche der Umsetzung des Zugs beihelfen, wegen der angeblichen wirtschaftlichen Vorteile, die sie bringen wird; und auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die den Zug wegen der irreparablen ökologischen und sozialen Schäden ablehnen, die dieser verursacht.
Der Fluss Candelaria, der den Gemeinden, durch die er fließt, Leben eingehaucht hat, verschwindet durch die Aufschüttung des Baus der Bahnlinie. Die Karawane, konnte beobachten, wie eine Seite des Flusses riesig aussieht und von Bäumen umgeben ist, während die andere Seite größtenteils zugeschüttet wurde und derzeit nur noch 10 Meter für den Wasserfluss übrig sind. Die Gemeinden beklagen, dass sie zu den Arbeiten am Fluss nicht konsultiert wurden, was einen Verstoß gegen mexikanisches Recht darstellt, einschließlich des Selbstbestimmungsrechts der indigenen Bevölkerung.
Xpujil, Campeche
Der Wald in diesem Bundesstaat wird auf illegalerweise durch den Maya-Zug verwüstet. Das haben die Gemeinden dieses Gebiets angeprangert, die rechtliche Schritte eingeleitet haben, um den Bau der Strecke in ihrem Gebiet zu stoppen. Rechtlich gesehen dürfen nur Untersuchungsarbeiten durchgeführt werden, da 2019 die vorläufige Aussetzung der Arbeiten erreicht wurde, eine Entscheidung, die später vom Obersten Gerichtshof ratifiziert wurde, der die endgültige Aussetzung gewährte. Trotzdem hat die mexikanische Armee mit dem Bau eines Hotels im Zentrum des Dschungels und der Gleise für den Zug begonnen. „Die Gleichgültigkeit der verschiedenen Regierungsebenen gegenüber den Forderungen der Gemeinden ist offensichtlich„, sagte ein Gemeindeleiter.
Valladolid, Yucatan
Wald ja, Zug nein! Wasser ja, Zug nein! Die Cenoten sind nicht käuflich, sie werden geliebt und verteidigt! Dieser Zug ist nicht von den Mayas, dieser Zug ist vom Militär!, riefen die Teilnehmenden der Karawane während ihrer Durchfahrt durch Valladolid. Ein Vertreter des Rates von Xpujil Calakmul teilte mit, dass es derzeit eine einstweilige Verfügung gibt, die die Bauarbeiten in diesem Sektor gestoppt hat, fügte aber hinzu, dass die Nationalgarde und die Armee ein Hotel bauen, das einen der geschützten Urwälder des amerikanischen Kontinents zu zerstören droht. Andererseits prangerten sie an, dass zwischen Mérida und Xpujil mehr als 9 Millionen Bäume für den Bau verschiedener Touristenattraktionen gefällt worden seien.
Quintana Roo
Ejidatarios aus dem Dorf Nicolás Bravo, das zur Gemeinde Othon P. Blanco gehört, prangerten die Tatsache an, dass der Abschnitt 7 des Maya-Zug durch ihr Gebiet führt und dass sie zum Bau dieses Projekts nicht konsultiert wurden. Sie teilten mit, welche rechtlichen Schritte sie unternommen haben, erklärten jedoch, dass sie von den drei Regierungsebenen keine Antwort erhalten haben. Ein Aspekt, der sie sehr beunruhigt, ist der Bau eines Ökotourismus-Hotels, der den Maya-Dschungel beeinträchtigt und ein für die indigenen Einwohner*innen heiliges Gebiet zu zerstören droht.
In Cancun und Playa del Carmen hat das von der Regierung geförderte Tourismusmodell die Gewaltrate stark ansteigen lassen, Probleme wie Drogenhandel und -konsum, gewaltsames Verschwindenlassen und Femizide haben zugenommen. Die berühmte Entwicklung, von der die Rede ist, zerstört das soziale Gefüge in den Gemeinden, und der Kampf um den Platz der Kartelle gefährdet auch das Leben der Bewohner*innen dieses Gebiets, so das Kommunikationsteam von elsurresiste.org in seinem Bericht.
„Bei diesem Modell ging es darum, den Menschen den Zugang zum Strand zu nehmen, das Gebiet wurde vom großen Tourismuskapital übernommen, und was FONATUR will, ist, dieses Schema der großen Unternehmensinvestitionen zu verwirklichen, und die Regierung ist diejenige, die den Weg für diese Geschäftsleute öffnet. Die Umwelt, die Organisation zur Verteidigung des Territoriums und die Menschenrechte stehen diesem Vorhaben im Wege“, erklärte ein Mitglied der Gemeinde.
Chiapas
In der Komune el Progreso, Pijijiapan, wehren sich die Bewohner*innen seit mehr als 30 Jahren gegen die hohen Energiepreise. Die Bewohner*innen versichern, dass es in Chiapas zwar Unternehmen gibt, die Energie erzeugen, dass es aber für viele von ihnen ein Privileg ist, diese Dienstleistung zu nutzen. „Warum müssen wir uns entscheiden, ob wir essen, Kleidung kaufen oder eine Rechnung von 1500 bis 3000 Pesos bezahlen wollen? Wir sind Bauern, Arbeiter und Fischer und können uns diese Gebühren nicht leisten“, sagte ein Gemeindevorsteher. Die Gemeinden fordern, dass die derzeitige Regierung ihre Wahlversprechen einhält. Sie sagen, dass sie sich ausgenutzt fühlen, da sie von der Regierung keine Antwort auf ihre Forderungen erhalten haben.
In Tonalá lehnten Mitglieder der Oaxaca-Gemeinschaften, der Otomi-Gemeinschaft von Mexiko-Stadt und andere Menschen aus Veracruz die Megaprojekte ab, die eine Vorstellung von Fortschritt bieten, die der Regierung und den Unternehmen passt, aber in vielerlei Hinsicht das Leben der Menschen zerstört, die in den Gebieten leben, in denen sie zu bauen planen. Sie fordern einen Stopp des Umweltmassakers, das im Süden und Südosten Mexikos stattfindet. Die Rechte der indigenen Einwohner*innen werden verletzt, und diejenigen, die ihre Stimme zur Verteidigung des Lebens erheben, werden eingeschüchtert und getötet, bekräftigten sie.
Die Militarisierung und die Migration waren ebenfalls sehr wichtige Themen, während der Karawane. In Chiapas gibt es derzeit 147 Militärstützpunkte was auf eine Strategie der territorialen Kontrolle hindeutet, und die Gemeinden erleben dies als direkte Bedrohung ihres Lebens. Während der Reise zwischen Tonalá und Puente Madera wurde die Karawane mindestens sieben Mal von Angehörigen der mexikanischen Armee, der Nationalgarde, der Staatspolizei und des Nationalen Migrationsinstituts (INM) angehalten. Es war auch möglich, Gruppen von Migrant*innen zu beobachten, die beim Anblick eines Kontrollpunktes beschlossen, in Büsche zu rennen, um einer Festnahme zu entgehen.
In Palenque, wo nach offiziellen Angaben die Arbeiten am Abschnitt 1 des Maya-Zuges, die nach Escárcega in Campeche führen wird, bereits zu 80 % fortgeschritten sind, erklärten die Gemeinden, dass sie beim Bau dieses Projekts nicht konsultiert wurden. Sie forderten, dass die Regierung in das Gesundheits- und Bildungswesen investiert, und erklärten, dass die wahren Nutznießer*innen dieses Projekts die großen internationalen Wirtschaftsmächte sein werden, während die lokale Bevölkerung Elend, Enteignung und die Zerstörung des Gebiets, das sie seit jeher bewohnt, erleiden wird.
INTERNATIONALES TREFFEN „EL SUR RESISTE 2023“:
Mehr als 900 Personen aus etwa 30 Ländern und 33 indigenen Bevölkerungsgruppen Mexikos trafen sich im Indigenen Zentrum für Integrale Bildung (CIDECI) in San Cristóbal de las Casas, um alles zu analysieren, was sie während der Reise der Karawane angetroffen hatten, um Erfahrungen aus anderen Ländern mit ähnlichen Kämpfen zu hören und um nach Artikulationsstrategien zu suchen, die die Gemeinschaftsprozesse stärken, die weiterhin kämpfen und sich für das Leben einsetzen. Während der Veranstaltung wurden Briefe aus verschiedenen Teilen der Welt verlesen, in denen die Unterstützung für den Widerstand und die indigenen Bevölkerungsgruppen bekundet wurde. Bei dem Treffen wurden einige gemeinsame Probleme festgestellt, wie die Präsenz des organisierten Verbrechens in verschiedenen Gebieten, die Kooptation von Jugendlichen und Kindern durch das organisierte Verbrechen, die Spaltung der Gemeinden durch wirtschaftliche Angebote oder Hilfsprogramme, die Verschlechterung des Bodens durch Monokulturen, Pestizide, Wasserverschmutzung und die Tatsache, dass das Wasser für große Unternehmen und nicht für die Gemeinden bestimmt ist.
Widerstand der indigenen Bevölkerung zur Verteidigung des Lebens und des Territoriums
Als Zeichen der Erinnerung und der Hoffnung erinnerten die Gemeinschaften an einige historische Siege, die sie dank der Organisation der Völker errungen haben. Sie erwähnten, dass sie verschiedene Versammlungen abgehalten haben,um den emotionalen Zustand zu heben, sich für die Kämpfe zu stärken, Land zurückzugewinnen und Projekte mit Hilfe von rechtlichen Schutzmechanismen in verschiedenen Bundesstaaten des Landes zu stoppen. Sie betonten den Kampf der Frauen in allen Gebieten und die Stärkung der Autonomien durch Unterstützungsnetzwerke zwischen den zapatistischen Gemeinden und Organisationen, die die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) unterstützen.
„Wir müssen zwei Lichter der Hoffnung anerkennen; den Kampf der Frauen in all seinen Formen, auch wenn wir Männer besorgt sind, dass sie Fensterscheiben einschlagen und Denkmäler zerkratzen, unbedeutende Dinge angesichts der Gewalt, die sie erleben. Ein anderer Hoffnungsschimmer ist jener, der indigenen Dörfer, welche um die Verteidigung ihres Territoriums kämpfen, man muss jene zwei Hoffnungsträger nähren, wachsen lassen und zusammen bringen,“ wurde verkündet.
Raúl Zibechi, uruguayischer Schriftsteller und Aktivist, der als Gastredner eingeladen war, erinnerte in seinem Beitrag daran, wie wichtig es ist, den Drogenhandel als perfektes Symbol des Kapitals zu betrachten, das für Enteignung durch Gewalt steht. Er erklärte, dass es sehr schwierig sei, die Grenze zwischen Drogenhandel und Macht zu ziehen, da kriminelle Gruppen, Regierungen und Großunternehmen miteinander verbündet seien. Er erkannte auch das Wachstum und die Vervielfältigung der Autonomien in Lateinamerika an, was ein Sieg voller Vielfalt, Farben und Strategien ist, die jedes indigene Volk aufgrund seines angestammten Wissens durchdringt.
Die mexikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Ana Esther Ceceña hat eine geopolitische Analyse der Geschehnisse im Südosten Mexikos seit dem Machtkampf zwischen den Vereinigten Staaten und China durchgeführt, bei dem das mexikanische Territorium aufgrund seiner geografischen und wirtschaftlichen Produktionsmerkmale im Mittelpunkt steht. Dies ging einher mit der Zerstörung von Ökosystemen, der Vertreibung von Gemeinschaften und der Aneignung von Kultur zu wirtschaftlichen Zwecken. Die Aufforderung lautete jedoch, sich nicht zu überwältigen zu lassen, sondern nach Strategien zu suchen, um die Gebiete und kulturellen Praktiken, die erhalten bleiben müssen, zu verteidigen. „Es gibt auch eine Strategie, alles Symbolische, Geistige und Kulturelle zu zerstören. Ein Beispiel dafür ist die Zerstörung von archäologischen Schätzen auf der Strecke dieser Züge, die Ausgräber machen sie kaputt, zerstören sie, und die, die es nicht sind, nehmen sie weg, stehlen sie. Alles, was gefunden wird, ist Geschichte, und die wird zerstört, um eines Fortschritts Willen, der nicht so ist„, fasste sie zusammen.
Am Ende des Treffens wurde eine Erklärung verlesen: „Die Karawane ermöglichte uns eine Begegnung mit dem Wald, der Widerstand leistet. Wo Bäume abgeholzt werden, entsteht neues Leben. Wir haben den Vögeln und ihren Botschaften zugehört, wir haben das kristallklare Wasser aus den Bächen getrunken und die saubere Luft der Natur eingeatmet. Wir trafen Völker und Gemeinschaften, die sich organisieren, Widerstand leisten und nicht zulassen, dass sie enteignet werden oder gar Unternehmen in ihr Gebiet eindringen. Sie unternehmen auch Schritte zur Wiederherstellung von Lebensformen, die Autonomie schaffen und der Menschheit Hoffnung geben. Auf der anderen Seite finden wir rebellische Städte, die inmitten der urbanen Monster Kollektivität und Autonomie aufbauen, wo die Liebe zum Land und zum Territorium wieder aufblüht. Wir bekräftigen laut und deutlich und aus unserem kämpferischen und organisierten Herzen heraus, dass wir uns weiterhin mit anderen Kämpfen in der ganzen Welt treffen und artikulieren werden. Weder die Nationalgarde, noch die Marine, noch die Armee werden uns aufhalten! Während ihr zerstört, bauen wir auf.“