AKTUELLES: „Armes Mexiko, so weit weg von Gott, doch so nah an den Vereinigten Staaten“
19/12/2024ARTIKEL: Die Keime des Widerstands. Vermächtnisse der Hoffnung und Gerechtigkeit
19/12/2024Wenn wir für jeden Mord und jeden Feminizid an Kindern und Jugendlichen in Chiapas in den letzten sechs Jahren eine Schweigeminute einlegen würden, müssten wir zwei Stunden und neunundzwanzig Minuten lang schweigen
Ein Kontext zunehmender Gewalt
In den letzten Jahren ist Chiapas aufgrund seiner geografischen Lage, die den Norden mit dem Süden des amerikanischen Kontinents verbindet, zu einem von verschiedenen kriminellen Gruppen umkämpften Territorien geworden. Dies hat zu einer alarmierenden Zunahme der Gewalt im Bundesstaat geführt. Einer der am stärksten betroffenen Sektoren sind die Kinder und Jugendlichen. In einer Pressekonferenz im Juni 2024 warnte das Netzwerk für die Rechte der Kinder und Jugendliche in Chiapas (REDIAS): “Es gibt keine vergleichbare Situation in Bezug auf das Ausmaß und die Brutalität der Gewalt, die gegen diesen Sektor in Chiapas verübt wird. Alle Lebensbereiche der Kinder und Jugendlichen sind bedroht: das tägliche Leben wird von Gewalt heimgesucht.”
Bis zum 1. November haben REDIAS und Melel Xojobal die Ermordung von 149 Kindern und Jugendlichen in Chiapas zwischen 2018 und 2024 dokumentiert. Allein im Jahr 2024 wurden 28 Morde an Kindern und Jugendlichen registriert, dazu kommen 8 Feminizide an heranwachsenden Mädchen und Frauen.
Andererseits gab es nach offiziellen Angaben des Nationalen Registers für Verschwundene des Innenministeriums zwischen Januar und dem 31. Oktober 2024 in Chiapas 663 Anzeigen wegen des Verschwindenlassens von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Davon sind 208 noch nicht abgeschlossen (unauffindbar) und 11 von ihnen wurden bereits tot aufgefunden.
Obwohl die Zahl der Beschwerden im Vergleich zum Jahr 2023 leicht zurückgegangen ist (im selben Zeitraum des vorherigen Jahres wurden 674 Beschwerden registriert), ist die Zahl der ungelösten Fälle um 90% gestiegen. Bei den Regionen mit den meisten Beschwerden liegt die Hauptstadt Tuxtla Gutiérrez mit 130 Fällen an erster Stelle. Es folgt Tapachula, an der südlichen Grenze, mit 74 Fällen, bei 39 davon handelt es sich um vermisste junge Frauen, welches 52% entspricht. An dritter Stelle steht San Cristóbal de Las Casas mit 51 Fällen, von denen etwas mehr als die Hälfte ebenfalls junge Frauen sind. Von der Gesamtzahl der Vermissten sind 52% zwischen 20 und 29 Jahre alt, 30% zwischen 14 und 19 Jahre alt und 19% zwischen 0 und 13 Jahre alt.
Eine weitere Situation, die die Menschenrechte von Kindern und Jugendlichen besonders verletzt, ist die Zunahme der Zwangsvertreibung aufgrund krimineller Unsicherheit. In einer Mitteilung, die im November 2024 im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jahrestag der Internationalen Kinderrechtskonvention veröffentlicht wurde, erklärte REDIAS, dass seit Anfang des Jahres “mindestens fünf Fälle von Massenvertreibung als Folge krimineller Gewalt im Hochland, im Norden in der Region Frailesca und in der Zone des Gebirges Mariscal verzeichnet wurden. Rechnet man die Zahlen der Vorfälle im Januar zusammen, als 3.780 Menschen aus Chicomuselo und Amatenango de la Frontera vertrieben wurden, 6.685 Menschen aus Tila im Juni, 105 Menschen aus Chenalhó und 600 Menschen aus Amatenango de la Frontera im Juli, so wurden allein in der ersten Hälfte des Jahres schätzungsweise 11.170 Menschen vertrieben“. Nach diesen Angaben wurden in diesem Zeitraum etwa 4.300 Kinder und Jugendliche durch Gewalt vertrieben.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) hat dokumentiert, dass die erzwungene Binnenvertreibung spezifische und differenzierte Auswirkungen hat, insbesondere auf ihre Sicherheit, ihre Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten und ihren Zugang zu (körperlicher und geistiger) Gesundheit sowie auf den Aufbau von ihrer Identität und einem Zugehörigkeitsgefühl.
Zwangsrekrutierung: Ein weiteres zunehmendes Phänomen
Seit mehr als einem Jahrzehnt wächst auf nationaler Ebene die Besorgnis über die Kultur, die den Drogenhandel normalisiert und idealisiert und die durch Serien, Filme, Videospiele, Musik, Kleidung und andere Elemente, die Kinder und Jugendliche täglich konsumieren, verbreitet wird. Diese so genannte Narcokultur hat an Boden gewonnen und erzeugt Vorstellungen und Erwartungen von Macht, Erfolg und leicht verdientem Geld, die durch den Drogenhandel erreicht werden können.
Im Zusammenhang mit der Ausdehnung der kriminellen Wirtschaft im Lande ist die Anwerbung von Kindern und Jugendlichen durch die organisierte Kriminalität zu einem wachsenden Problem geworden. Einige Kinder und Jugendliche kommen freiwillig, beeinflusst durch die oben genannten Erwartungen oder durch die Beteiligung von Familienmitgliedern an kriminellen Gruppen. Andere werden durch verschiedene Rekrutierungsmechanismen angeworben. Einer dieser Mechanismen ist die Verschuldung, sei es, “dass es sich um Jugendliche handelt, die versuchen, die Mittel zu beschaffen, um Schlepper zu bezahlen, der sie in die Vereinigten Staaten bringen soll, oder um junge Menschen in prekären Verhältnissen, denen ein Vorschuss, wöchentliche Zahlungen und wirtschaftliche Versprechungen für die Zukunft angeboten werden” (“Kinder, die krimineller Gewalt ausgesetzt sind in San Cristóbal de Las Casas, Chiapas”, Melel Xojobal, Febraur 2024). Eine weitere gängige Methode ist die Aufforderung, sich unter Druck einer Gruppe anzuschließen, in der sie zum Konsum von Alkohol und Drogen verleitet werden. “In diesem Zusammenhang haben Abhängigkeiten in der jugendlichen Bevölkerung von Chiapas deutlich zugenommen, wobei Alkohol, Marihuana und Kokain die am häufigsten konsumierten Substanzen sind, während Methamphetamine und Crystal Meth in geringerem Maße vorkommen”, erläutert Melel Xojobal.
Derselben Studie zufolge besteht das größte Risiko, rekrutiert zu werden, bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 14 Jahren, einige Indikatoren deuten jedoch darauf hin, dass die Rekrutierung bereits im Alter von 7 bis 9 Jahren beginnen kann. Das Risiko erhöht sich für diejenigen, die in von kriminellen Gruppen kontrollierten Gebieten leben, Gewalt in der Familie erleben, nicht zur Schule gehen, unsichere Arbeitsplätze haben oder arbeitslos sind und/oder einen problematischen Drogen- oder Alkoholkonsum aufweisen.
In kriminellen Gruppen übernehmen die Jugendlichen eine Vielzahl von Aufgaben: Botengänge, Verkauf und Transport von Drogen, Anwerbung anderer Jugendlicher, Überwachung oder Schlepperdienste. Frauen bzw. Mädchen sind häufig an Reinigungsarbeiten beteiligt, arbeiten als Kellnerinnen in Bars oder Kantinen oder werden Opfer von sexueller Ausbeutung. Außerdem werden sie gezwungen, an Konfrontationen mit rivalisierenden Gruppen teilzunehmen, Bandenkriminalität zu verrichten oder sogar als Auftragsmörder*innen zu funktionieren. Kinder und Jugendliche, die diesen Gruppen angehören, werden häufig für risikoreiche Aktivitäten eingesetzt, die ihr Leben und ihre Unversehrtheit gefährden oder sie einer Inhaftierung aussetzen. “Dies entspricht der Logik, dass sie als ersetzbare Teile betrachtet werden, die leicht ausgetauscht werden können”, erklärt Melel Xojobal in ihrer Studie.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Aufzeichnungen der Staatsanwaltschaft für die Beobachtung und Untersuchung von Straftaten, die von Jugendlichen in Chiapas begangen werden, einen Anstieg der Zahl der Jugendlichen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten, verzeichnen. Zu den häufigsten Straftaten, die von Jugendlichen begangen werden, gehören Vergewaltigung, Raubüberfälle auf Passant*innen, vorsätzliche Körperverletzungen, sexueller Missbrauch, Einbruch und Drogenhandel. Die Verfolgung dieser Fälle stellt eine weitere Reihe von Risiken für die Rechte von Kindern und Jugendlichen dar.
Schließlich wird in der gewalttätigsten Region des Bundesstaates (Sierra Frontera) immer häufiger von Zwangsrekrutierung von Jugendlichen über 18 Jahren gesprochen, welchen mit Vertreibung, Schlägen, Tod und/oder Verschwinden gedroht wird, wenn sie sich weigern, mitzumachen. Sie werden gezwungen, Blockaden durchzuführen, an Aufmärschen teilzunehmen, sich mit kriminellen Gruppen oder sogar mit der Armee oder der Nationalgarde anzulegen.
Das Netzwerk für Kinderrechte in Mexiko (REDIM) ist zu dem Schluss gekommen, dass Tötungsdelikte heute eine der häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren in Mexiko sind.
Kulturelle und strukturelle Gewalt als Nährboden für neue Gewaltprobleme
Das heutige Ausmaß der Gewalt gegen Kinder und Jugendliche wäre vielleicht nicht dasselbe ohne den Hintergrund einer Reihe historischer Entwicklungen, die ihren Zugang zu grundlegenden Menschenrechten beeinträchtigt haben.
Das fängt schon bei der Geburt an, denn “auch im Jahr 2024 werden Kinder und Jugendliche nicht rechtzeitig registriert. Dies stellt ein ernstes Problem dar, da das Recht auf Identität ein Schlüsselrecht darstellt, das die Tür zu anderen Rechten öffnet”, prangerte REDIAS in seiner Mitteilung vom November 2024 an, das im Rahmen der Feierlichkeiten zum Jahrestag der Internationalen Konvention über die Rechte des Kindes veröffentlicht wurde.
In demselben Mitteilung wird auf eine Reihe von Herausforderungen in den Bereichen Zugang zur Gesundheit und Bildung hingewiesen, die noch nicht bewältigt wurden. Im Bereich der Gesundheit wird daran erinnert, dass im Jahr 2020 40% der Bevölkerung unter 18 Jahren keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten hatte. Ebenso stehe Chiapas bei den Todesfällen von Kindern unter 5 Jahren aufgrund von Durchfallerkrankungen landesweit weiterhin an erster Stelle. Nach Angaben von CONEVAL lebten im Jahr 2020 1,6 Millionen Kinder und Jugendliche in Chiapas in Armut. Allein in der Gemeinde La Libertad lebten ca. 50% der Bevölkerung unter 18 Jahren in Armut. Diese Situation steht im Zusammenhang mit Problemen wie Unterernährung und mangelndem Zugang zu einer gesunden und ausreichenden Ernährung.
Was die Bildung betrifft, so liegt die durchschnittliche Schulbildung nach offiziellen Angaben bei 7,9 Jahren und die Analphabetenquote bei 12,9%. Von 100 Personen im Alter von 15 Jahren und älter haben 13 überhaupt keine Schulbildung und nur 55 haben eine Grundschulbildung abgeschlossen. Baufällige Schulen, überfüllte Klassenzimmer, fehlendes Mobiliar und fehlende Grundversorgung wie Trinkwasser und Strom sind für Tausende Kinder und Jugendliche in Chiapas Realität. Der Drogenhandel und die damit verbundene Gewalt schaffen ein Klima der Unsicherheit, das den Zugang zur Bildung noch weiter erschwert und die Unversehrtheit der Schüler*innen und Lehrkräfte gefährdet. Gegenwärtig gibt es sogar Gebiete, in denen es unmöglich ist, weiter zu studieren, da die Orte von kriminellen Gruppen übernommen wurden, die den Bewohner*innen dieser Regionen keine Bewegungsfreiheit lassen.
“Es ist auch notwendig, darauf hinzuweisen, dass die Zahlen weiterhin eine hohe Armutsquote und eine klare strukturelle Diskriminierung der indigenen Bevölkerung zeigen, insbesondere beim Zugang zu ihren Grundrechten. Von den Kindern und Jugendlichen, die in indigenen Gemeinden geboren wurden, d.h. indigen sind, leben bis zu 60% von ihnen in Armut oder extremer Armut, verglichen mit 30%, die nicht indigen sind. Die Armut ist sehr deutlich auf indigene Kinder und Jugendliche verteilt und wir müssen diesen Zusammenhang bekämpfen”, erklärte REDIM angesichts eines weiteren Trends, der die Probleme in Verbindung mit Diskriminierung verstärkt.
Migration: Eine Alternative oder eine weitere Quelle von Menschenrechtsverletzungen für Kinder und Heranwachsende?
“Das System der Benachteiligung, des Chancenmangels und der extremen Gewalt hat die Kinder und Jugendlichen dazu bewegt, in andere Regionen und ins Ausland zu migrieren. Bis zum Jahr 2024 wird Chiapas den ersten Platz bei der Zahl der aus den Vereinigten Staaten abgeschobenen Kinder und Jugendliche einnehmen”, erklärte REDIAS in deren Mitteilung von November. Anhand dieser Daten lässt sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen messen, die jährlich aus ihren Gemeinden in das Nachbarland abwandern, auch wenn viele andere dies innerhalb Mexikos tun. “In der Komplexität dieses Netzes von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen sind die Aussichten nicht sehr optimistisch: Migration und kriminelle Verstrickung bestimmen den Lebenshorizont von Tausenden Kindern und Jugendlichen im Bundesstaat Chiapas”, so Melel Xojobal in ihrem Bericht “Kinder, die krimineller Gewalt ausgesetzt sind in San Cristóbal de Las Casas, Chiapas”.
Irreguläre Migrationsrouten sind mit unzähligen physischen Risiken verbunden, vor allem für Kinder, egal ob sie begleitet werden oder allein unterwegs sind. Neben der Überquerung von gefährlichem Terrain wie Dschungel, Flüssen, Eisenbahnen und Autobahnen sind Kinder auch der Möglichkeit von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch während ihrer Reise und am Zielort ausgesetzt.
Chiapas gilt als Ursprungs-, Transit- und Zielort für Migrant*innen. Von 2018 bis 2022 wurden in Chiapas 90.259 Kinder und Jugendliche aus anderen Ländern inhaftiert. Mit dieser Zahl liegt der Bundesstaat landesweit an erster Stelle, welches die Zahl der Inhaftierungen betrifft (SEGOB, 2023). Jede vierte Person, die in Lateinamerika und der Karibik inhaftiert ist, ist ein Kind oder eine jugendliche Person- der höchste Anteil weltweit.
Hoffnungen auf Veränderungen und die wachsende Bedeutung von Kindern und Jugendlichen
Mehrere Organisationen und Netzwerke, die in diesem Artikel erwähnt werden, haben an der Erarbeitung und Positionierung von Diagnosen sowie an Vorschlägen für kollektive Aktionen gearbeitet, “um mit und für mehr als zwei Millionen Kinder und Jugendlichen, die in Chiapas leben oder durchreisen, Alternativen für das Leben und den Frieden zu schaffen”. “Es ist wichtig, weiterhin gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen Begegnungsräume für die politische und ethische Bildung zu kreieren, in denen Prozesse der kritischen Bewusstseinsbildung möglich sind, um zu verstehen, warum und wie die Realität geschieht”, äußert Melel Xojobal.
In dem Wunsch, die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen als Akteure der notwendigen Veränderung zu fördern, haben die Organisationen und Netzwerke zu Märschen und Kundgebungen beigetragen, wie dem Marsch gegen Gewalt und Ungleichheit gegenüber Mädchen und Frauen in San Cristóbal de Las Casas im Oktober oder dem Marsch “La Muerte impune” (dt. Der unbestrafte Tod), der in derselben Stadt im Rahmen des Tages der Toten zum Gedenken an die Kinder und Jugendlichen stattfand, die “nicht hätten sterben dürfen”.
Auf dem Marsch im Oktober prangerten die Mädchen und Jugendlichen “Gewalt in der Schule, die Verletzung ihrer Rechte, Ungleichheit, häusliche Gewalt, die Zwangsverheiratung in jungen Jahren, die Nichterfüllung ihrer Träume, sexuelle Ausbeutung, emotionale und körperliche Misshandlung durch ihre Familien, fehlende Mitsprache, weil sie nicht die gleichen Arbeitsbedingungen haben, Diskriminierung und Ausgrenzung, Kinderpornografie, die Unmöglichkeit, zu studieren. Der Machismo ist auch etwas, was ihnen Sorgen macht, weil sie die Mädchen nicht frei lassen, weil sie sie schikanieren, weil sie sie keine Entscheidungen treffen lassen, weil sie sie als minderwertig betrachten und sie herumkommandieren können. Die Veränderungen, die die Mädchen und Jugendlichen brauchen, sind: Dass die Regierung ihnen zuhört und ihr Wort berücksichtigt, dass sie ein würdiges Leben frei von Gewalt haben. Sie fordern die Anerkennung des Ernstes der Lage und sofortige Aufmerksamkeit. Sie fordern mehr Sicherheit auf den Straßen, in den Schulen, in ihren Häusern, dass man ihnen unabhängig von ihrem Alter zuhört, dass man ihre Sprache und Hautfarbe respektiert”.
Der Wechsel der Behörden auf kommunaler, bundesstaatlicher und föderaler Ebene könnte eine Gelegenheit sein, auf die Probleme der Kinder und Jugendlichen in Chiapas mit einem auf den Rechten basierenden Ansatz, einer geschlechtsspezifischen Perspektive und einem interkulturellen Ansatz zu reagieren. Es ist zu hoffen, dass sie ihre Rolle als Vertreter*innen der Rechte von Kindern und Jugendlichen wahrnehmen und ihre öffentliche Politik an den Interessen der Kinder ausrichten.
“Es ist besorgniserregend, dass die 100 Punkte der Kampagne und die 100 Aktionspunkte und Prioritäten für Kinder und Jugendliche zwar in Betracht gezogen werden, aber nicht nach den Standards und mit der Besonderheit, die sie unserer Meinung nach verdienen. Es reicht nicht aus, nur Stipendien oder Unterstützung zu gewähren, die zwar sehr wichtig für die Überwindung von Ernährungsmängeln oder Unterernährung sind, aber diese enorme Ungleichheit nicht strukturell lösen”, sagte REDIM im Oktober 2024.
Diese Aufgabe liegt nicht ausschließlich in der Verantwortung der Behörden, sondern der Gesellschaft. Es liegt an uns allen dazu beizutragen, “Räume für ein kollektives Leben auf der Grundlage von Fürsorglichkeit zu schaffen, in denen Kinder und Jugendliche sicher und in Würde aufwachsen können… Es ist dringend notwendig, die in Chiapas bestehenden Gewaltsituationen zu entnormaliesieren und zu vermeiden, in Diskurse zu verfallen, die die Bevölkerung kriminalisieren” (Melel Xojobal, Juni 2024).