FOKUS : Auswirkungen und Schäden von Windkraft-Projekten in der Landenge von Tehuantepec
04/09/2013SIPAZ AKTIVITÄTEN (Von Mitte Mai bis Mitte August 2013)
04/09/2013Wir sind die Indigenen, die wir sind, wir sind Völker, wir sind Indigene.
Wir wollen weiterhin die Indigenen bleiben, die wir sind;
Wir wollen weiterhin die Völker bleiben, die wir sind;
Wir wollen weiterhin die Sprache sprechen, die unsere ist;
Wir wollen weiterhin das Wort denken, das unser ist;
Wir wollen weiterhin die Träume träumen, die unsere sind;
Wir wollen weiterhin die Liebe lieben, wie wir uns geben;
Wir wollen endlich das sein, was wir sind, wir wollen endlich unseren Platz;
Wir wollen endlich unsere Geschichte, wir wollen endlich die Wahrheit”.
Inmitten einer der weltweit brisantesten Krisen kämpfen indigene Völker im täglichen Widerstand gegen die Ausbreitung von Drogenhandel, transnationalen Konzernen und Regierungsstrategien, die den öffentlichen Besitz privatisieren wollen. Die Ausübung ihrer Autonomie wird zur Verteidigung ihres Territoriums und ihrer Identität, über die sich die indigenen Völker definieren.
Am 17. und 18. August versammelten sich im Indigenen Zentrum zur integralen Ausbildung (CIDESI) in San Cristobal de Las Casas mehr als 200 Delegierte verschiedener indigener Gruppen aus 19 mexikanischen Staaten sowie tausend nationale und internationale Gäste, um an der „Cátedra El Caminante Tata Chair Juan Chavez Alonso“ teilzunehmen. Diese wurde vom Indigenen Nationalkongress (CNI) und der Zapatistischen Armee zur Nationalen Befreiung (EZLN) einberufen. Es kamen VertreterInnen der indigenen Gruppierungen der Yaqui, Rarámuri, Wixárika, Purépecha, Triqui, Mehpa, Nu Saavi, Ikoot, Tzeltal, Tzotzil, Zoque und anderen. Außerdem waren Mitglieder der Befehlshaber sowie zahlreiche UnterstützerInnen der EZLN anwesend.
Die „Cátedra Caminante“ wurde als Gelegenheit wahrgenommen, die verschiedenen indigenen Gruppen erneut im CNI zusammenzubringen. Somit konnte das Wort „mit einem einzigen Herzen“ an die indigenen Völker von Amerika sowie ihre Kämpfe und Widerstände gerichtet werden. Es wurde beschlossen, diese Begegnung in weiteren Sitzungen fortzuführen, welche in verschiedenen Teilen Amerikas stattfinden werden. „Je nach Land und Terminkalender werden die OrganisatorInnen alle Interessierten einberufen“. Somit wird das Erste Treffen der Indigenen Völker Amerikas, welches im Oktober 2007 in Vicam, Sonora stattfand, fortgesetzt.
Ein Ziel dieses Treffens war die Durchführung einer Hommage an Tata Juan Chavez Alonso, „der uns lehrt, uns leitet und dessen Erinnerung ein Jahr nach seiner Abwesenheit sich in Hoffnung und Kraft verwandelt“ (Angehöriger der Purépecha, sozialer Aktivist und „Caminante“ seines Volkes). Außerdem sollte angeprangert werden, dass „[d]iese Völker unsichtbar sind. Zum Schweigen Gebrachte. Sie werden unter dem Radar getötet“ (Hermann Bellighausen). Während des zweitägigen Treffens wurden die Aussagen des Kampfes ausgetauscht, das bedeutet: „Ein wortreiches Verzeichnis der Erfahrungen der Menschen am untersten Ende (die Letzten, die Kleinsten und Vergessensten) innerhalb der Katastrophe, in welche die von oben das Land Mexiko manövriert haben“, betont der Journalist Bellighausen.
In der Schlusskundgebung der Cátedra prangerten die „Kinder der Mutter Erde“ hauptsächlich vier Bedrohungen gegen ihre Gemeinden und Völker an: organisierte Kriminalität, transnationale Konzerne, Bergbaukonzessionen und politische Gruppen. „Wir haben auf unserem Weg des Kampfes gelernt, dass die Mächtigen keinen Respekt vor dem Wort haben, sie verraten und verletzen es immer wieder“ sagten sie in dem Dokument. Deshalb verfassten sie 29 Forderungen. Zunächst fordern sie „die sofortige Freilassung der politischen Gefangenen in unserem Land, vor allem die unseres Bruders, des indigenen Tzotzil Alberto Patishtán“. Sie erklärten auch, dass „die schlechten Regierungen und die transnationalen Konzerne“ zu „paramilitärischen Gruppen“ greifen, um „Bergbaumegaprojekte durchzusetzen“. Sie forderten ebenfalls ein Ende der Unterdrückung von AktivistInnen und VerteidigerInnen der indigenen Rechte und Ländereien, die Beendigung von Plünderung und Verwüstung, die in den Ejidos und kommunalen Gebieten durchgeführt werden. Außerdem fordern sie den Respekt gegenüber der Gemeindewirtschaft, „dass diese autonom und unabhängig vom auferlegten Kapitalismus des freien Marktes funktioniere“. Die CNI stellte fest, dass es momentan „einen beispiellosen Angriff auf die von den einheimischen Völkern anerkannten und aufrechterhaltenen heiligen Säulen der Welt gebe und dass sie diese mit Sicherheit im Namen des Lebens im Universum verteidigen“.
Es nahmen auch Internationale VertreterInnen der Völker aus Guatemala, Peru und Kolumbien an dem Treffen teil, die ihre Arbeits- und Autonomieerfahrungen weitergeben konnten. Eine Delegation der Generalkommandanz der EZLN, angeführt vom Subcomandante Moisés und dem Comandante Tacho, führte die Abschlusszeremonie durch. Die Comandanta Miriam sagte im Namen der EZLN, dass die zapatistische Organisation die Verteidigung der indigenen Territorien, welche durch die Regierung und die transnationalen Unternehmen bedroht sind „ungeachtet der Konsequenzen“ übernimmt „denn von unserer Mutter Erde leben wir, mit ihr atmen wir“. Sie fügte hinzu: „[D]en schlechten Regierungen sollte klar sein, dass wir das nicht mit uns machen lassen“, weil „die schlechte Regierung und die Konzerne die Kontrolle über das, was unser ist haben wollen und wenn wir uns verteidigen, verfolgen sie uns und sperren uns ein. […] Um alle Projekte des Todes, welche uns die Neoliberalen auferlegen, ablehnen zu können, ist es notwendig, sich zu organisieren, unsere Kräfte, unseren Schmerz und unsere Rebellion zu vereinen und für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen.“
Der Indigene Nationalkongress entstand im Jahr 1996 im Rahmen des Indigenen Nationalen Forums. Er sollte ein Treffpunkt sowie eine breite Front der indigenen Völker sein. Raúl Zibechi beschreibt es so: „Die revolutionären Prozesse stecken sich an“. Diese letzte Zusammenkunft, diese „Cátedra Caminante“ stellte einen inspirierenden Raum dar, der den Kampf der indigenen Brüdervölker gegen dieselben „Feinde“ sichtbar machte. Die „Caminantes“ verließen CIDECI mit gestärktem Herzen und vielleicht hat dieser neue Weg des CNI noch kreativere und deutlichere Prozesse im Kampf der Völker im Widerstand und auf der Suche nach Autonomie in Gang gebracht.