FOKUS: Megaprojekte, ein Risikofaktor für jene die ihr Territorium verteidigen
03/05/2023Aktivitäten von SIPAZ (Mitte November 2022 bis Mitte Februar 2023)
03/05/2023Heute prägen der Geist des Lebens und des Todes unseren Zyklus, heute feiern wir die Geburt und im selben Zuge den Tod. Es scheint, dass der Tod das große Ende von allem ist, aber es stellt sich heraus, dass er der Beginn des Sieges der Erinnerung ist, und wie einer der großen Meister sagte: Tut dies zu meinem Gedenken. So gedenken wir unserer Geburt und unseres Todes als der Ewigkeit des Gedenkens und der Erinnerung, einer Erinnerung, die unsere eigene Geschichte und unser eigener Weg ist
W ährend des 21. Und 22. Dezember in 2022, fanden verschiedene Aktivitäten zur Gedenkfeier des 25. Jahrestages des Massakers von Acteal statt. Bei jenem verloren 45 Menschen ihr Leben, wobei die Mehrheit davon Frauen und Kinder waren. Ebenso wurde das 30-jährige Bestehen der Organisation „Las Abejas“ gefeiert, welcher auch die Opfer angehörten. Inmitten von Konflikten und Spannungen, hat sich die Organisation darum bemüht, das Gefüge der Gemeinschaft wiederherzustellen und die Überreste anzuheben, um Harmonie und Versöhnung in den Gemeinschaften zu stärken. Aus diesem Grund soll eine Pilgerung an die ermordeten Familienmitglieder erinnern. „Unsere Pilgerung dient dazu, dass die 45, in unseren Herzen weiterleben“, sagte ein Mitglied des Vorstands der Tzotzil-Organisation, bevor die Prozession von Majomut aus, zum Zeremonienzentrum von Acteal begann.
Vor 25 Jahren, am 22. Dezember 1997 schoss eine Gruppe von etwa 60 schwarz gekleideten Paramilitärs mit Waffen, die ausschließlich von der Armee verwendet werden, auf eine Gruppe von Männern, Frauen und Kindern aus der Zivilgesellschaftt von „Las Abejas“. Das Ergebnis waren 45 Tote, alle davon waren indigene Tzotzile, unter ihnen befanden sich 18 Frauen, von denen vier Schwanger waren, 20 Kinder und 17 Männer. Weitere 26 Personen wurden schwer verletzt. Von den Opfern starben 12 an Schlägen oder Stichwunden. Diejenigen, die an Schussverletzungen starben, waren in den Rücken geschossen worden.
Die Opfer hatten in den Wochen vor dem Massaker in der Gemeinde Acteal Zuflucht gesucht, weil sie ständig von bewaffneten Gruppen bedrängt wurden, die ihre Häuser und Ernten niederbrannten, ihr Hab und Gut stahlen und sie unter Druck setzten, Waffen zu kaufen oder sich ihnen anzuschließen. Völlig unbewaffnet hielten sie einen Fasten- und Gebetstag in der Kapelle von Acteal ab, um für den Frieden in der Region zu beten. Zeugenaussagen zufolge wurde der Anschlag von etwa 60 Personen verübt, und die Tatsache, dass sich 200 Meter entfernt ein gemischter Einsatzposten (Militär, Justiz und öffentliche Sicherheitskräfte) befand, hat zu Meinungen geführt, die auf eine direkte Verantwortung des mexikanischen Staates hindeuten.
Das Massaker betraf und betrifft weiterhin nicht nur die angehörigen Familien, sondern auch ganz Mexiko. In einem Land in dem sich so gut wie täglich Massaker ereignen und sich die Straflosigkeit der Täter fortsetzt. Dies ist das Ergebnis, wenn die Verantwortung des Staates nicht anerkannt und das Recht der Opfer auf Wahrheit und Gerechtigkeit verweigert wird. Umso wichtiger ist es für die Mitglieder der Organisation, friedlichen Widerstand zu leisten und ihre Würde einzufordern. Die Angehörigen argumentierten bei der Feier im vergangenen Dezember, dass „25 Jahre seit dem Massaker vergangen sind und dieses Staatsverbrechen bis heute ungesühnt geblieben ist, wie wir es seit einem Vierteljahrhundert Monat für Monat anprangern und obwohl die Regierungen, ob PRI, PAN oder Moreno, anstatt Gerechtigkeit walten zu lassen, Strategien und Politiken der Zermürbung entwickelt haben„; und dass „wir immer noch nicht nur sagen können, dass das mexikanische Justizsystem verdorben ist, sondern dass es immer schlimmer wird.“ Die Abejas von Acteal erklärten, dass die Bevölkerung von Chenalhó seit dem Massaker von 1997 durch den Aufstandsbekämpfungskrieg des Kampagnenplans Chiapas 94 als Reaktion auf den bewaffneten Aufstand der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) am 1. Januar 1994 gespalten ist.
Die indigenen Tzotzilen wiesen darauf hin, dass die Stadtverwaltung von Chenalhó, „die früher als Autorität über das Leben wachte und die Verantwortung trug, die Achtung und das Gleichgewicht aller Einwohner*innen zu wahren, jetzt zu bloßen Dienern der schlechten Regierungen geworden ist und ihre Bürger*innen in die Hände des Todes liefert„.
Ihrer Meinung nach hat die Straffreiheit im Fall des Massakers dazu geführt, dass sich die Menschenrechtsverletzungen in der Region wiederholen. Ein Beispiel dafür ist die Ermordung von Simón Pedro Pérez López am 5. Juli 2021, Mitglied von Las Abejas de Acteal in der Gemeinde Simojovel. Der Mord ereignete sich kurz nachdem er das Versäumnis des mexikanischen Staates angeprangert hatte, gegen die ungesühnten Aktionen der organisierten Kriminalität in der Gemeinde Pantelhó (Nachbargemeinde von Chenalhó) vorzugehen. Auch in diesem Fall dauern die Ermittlungen noch an und sind noch nicht abgeschlossen.
Somit geht der Kampf für die Gerechtigkeit weiter. Angesichts der Schwierigkeit, Gerechtigkeit in Mexiko zu finden (Freilassung der XXX Täter im August XXX und das Fehlen von Maßnahmen gegen die geistigen Urheber der Ereignisse), hat sich die Zivilgesellschaft Las Abejas an die Interamerikanische Justizkommission (IACHR) gewandt, damit der mexikanische Staat anerkennt, dass es sich um ein staatliches Verbrechen handelt, und man hofft, dass der Bericht in der Sache bald vorgelegt wird.
Anlässlich der Veranstaltungen im Dezember betonte das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas (Frayba), welches Las Abejas seit 1997 bei ihrer Suche nach Gerechtigkeit begleitet, dass „die derzeitige Bundesregierung die Beteiligung der mexikanischen Behörden an der Aufstandsbekämpfung in den 1990er Jahren in Chiapas verschwiegen und vor der IACHR offen geleugnet hat und diesen Zeitraum bewusst aus dem Untersuchungsprozess der Wahrheitskommission für den Schmutzigen Krieg in Mexiko ausgeschlossen hat“ (die im Oktober 2021 eingesetzt wurde). Ich bekräftige daher, dass „die Unwahrheit und die Pakte der Straflosigkeit eine Aggression darstellen, die die offene Wunde des Massakers vom 22. Dezember 1997 aufrechterhält, die Opfer erneut viktimisiert und den kollektiven Schmerz vertieft. Sie sind eine absolute Simulation“.
Trotz zahlreicher Hindernisse versucht die Organisation, den Menschen in den Gemeinden von Chiapas einen Zufluchtsort zu bieten, und setzt sich weiterhin für das Ziel des Friedens durch gewaltfreie Strategien ein. In diesem Sinne hob das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de Las Casas (Frayba) den „inspirierenden“ Charakter der zivilgesellschaftlichen Organisation von Las Abejas hervor, der es trotz allem gelungen ist, „eine Insel des Friedens und der Hoffnung aufzubauen, eine Zuflucht vor dem Sturm, der die Region des Hochlands von Chiapas erfasst hat“.[1]
Quellen:
- https://avispa.org/abejas-de-acteal-a-25-anos-de-la-masacre-continua-violencia-contra-tzotziles/ ( Avispas,17. November 2022)
- https://www.animalpolitico.com/2022/12/matanza-acteal-chiapas-25-anos-conmemoracion/ (Animalpolitico, 23. Dezember 2023)
- https://radiozapatista.org/?p=43817 ( Las Abejas, 22. Dezember 2022)
- https://www.jornada.com.mx/notas/2022/12/22/politica/la-matanza-de-acteal-chiapas-cumple-hoy-un-cuarto-de-siglo/ (La Jornada, 22. Dezember 2022)
- https://frayba.org.mx/las-abejas-de-acteal-cuidadoras-de-la-memoria-y-constructoras-de-paz (Frayba, 22. Dezember 2022)
- https://sipaz.wordpress.com/2022/12/23/chiapas-nuevo-llamado-a-que-se-haga-justicia-a-25-anos-de-la-masacre-de-acteal/ ( SIPAZ, 28. Dezember 2022)
- https://politica.expansion.mx/estados/2022/12/22/a-25-anos-de-acteal-el-crimen-de-estado-sigue-impune (Expansion política, 22. Dezember 2022)