TRANSNATIONALE UNTERNEHMEN IN OAXACA
31/03/2012AKTUELLES : Mexiko – Wahlen und die Angst davor, dass Geschichte sich wiederholen könnte
28/08/201215 Jahre des Vertrauens auf den Dialog und gemeinsame Arbeit für den Aufbau einer Welt, in der die Unterschiede respektiert werden
Anfang Mai feierte das Institut für Interkulturelle Forschung und Studien (INESIN) sein 15-jähriges Jubiläum. Drei Tage lang versammelten sich gut hundert Menschen, um die vergangenen 15 Jahre des Projektes und des Traums vieler Frauen und Männer verschiedener Glaubensrichtungen von Respekt gegenüber der Andersartigkeit, der Toleranz und der Brüderlichkeit zwischen den verschiedenen Religionsgruppen zu reflektieren, gemeinsam zurückzublicken und zu feiern.Im Vorfeld des Projekts, in den 80er Jahren, kamen ca. 40 000 guatemaltekische Flüchtlinge nach Chiapas, um hier vor dem Krieg in ihrem Land Schutz zu suchen. Mehrere Nichtregierungsorganisationen und Kirchen verschiedener Länder taten sich zusammen, um Hilfe zu leisten, die aufgrund dieser Konstellation einen ökumenischen Charakter hatte. Allerdings spiegelte sich diese Annäherung in den Gemeinden des Bundesstaates nicht wider. Im Gegenteil, Ende der 90er Jahre, nach dem zapatistischen Aufstand von 1994 war die Situation in Chiapas sehr angespannt. Paula Biddle von der United Christ Church (USA) beschrieb die Situation mit folgenden Worten: Es herrschte „eine Situation eines Kriegs niederer Intensität und eine der wichtigsten Angelegenheiten in diesem Krieg war der Versuch der mexikanischen Regierung, die indigenen Gemeinden zu spalten. Sie versuchten die Gemeinden nach politischen, ökonomischen und auch religiösen Kriterien aufzuteilen. Sie förderten sehr stark die religiöse Spaltung und wir dachten, dass es wichtig sei, dem etwas entgegen zu setzen, einen Raum zu schaffen, um gegen das Handeln der Regierung anzugehen“.
Mehrere Personen und Organisationen fingen an, sich zusammen zu setzen und Formen zu suchen, wie der Glaube, statt Anlass für Konflikte und deren Zuspitzung zu sein, sich zu einem Grund der Annäherung werden könnte. Als Ergebnis dieser Treffen wurde im September 1997 die Bibelschule der umfassenden Ausbildung (EBFI) gründete. Der damalige Bischof des Bistums von San Cristóbal, Samuel Ruiz García (1926-2011), regte anstelle einer theologischen Reflexion ein praxisorientiertes Handeln an, welches an das tägliche Zusammenleben anknüpfte und in welchem die alltäglichen Bedürfnisse geteilt werden konnten.
In dieser ersten Etappe waren das Mennonitische Zentralkomitee, die United Christ Church, das Bistum von San Cristóbal de las Casas, der Evangelische Rat der Indigenen und Bauern von Mexiko, die Nationale Kirche der Presbyterianer sowie SIPAZ beteiligt. SIPAZ schätzte es als besonders strategisch ein, die Friedensarbeit aus der ökumenischen Perspektive heraus zu unterstützen, um die Einheit und Wiederherstellung des sozialen Netzwerkes zu erreichen, welches kurz davor stand zerstört zu werden.
Im Jahr 2002 wurde die oben erwähnte „Bibelschule“ offiziell zum Institut für Interkulturelle Forschung und Studien (INESIN AC). Bis heute versucht das Projekt, die Gemeindeprozesse durch praktische Arbeitsgruppen (Gemüseanbau, Ernährung, Umweltschutz und rechtliche Beratung) und Räume zur biblischen und spirituellen Reflexion zu stärken.
Die Veranstaltung zum 15-jährigen Jubiläum zeigte die Vielfalt als Schlüssel des Projektes auf: Es waren Katholiken, Presbyterianer, Baptisten, Mennoniten und andere anwesend und man hörte eine Vielfalt an Sprachen mit Arbeitsgruppen in Tsotsil, Tseltal, Spanisch, Französisch und Englisch.
Während der Festlichkeiten und Reflexion wurde zur Beschreibung der Geschichte des INESIN die Metapher der Frucht mit ihren Dornen und den Samen für die erneute Aussaat gewählt. Eine der genannten Früchte „ist das ökumenische Vorhaben, gemeinsam die Probleme bei den Wurzeln zu packen. Die Mehrheit der Kirchen und der christlichen Konfessionen hat sich entschieden, dies mit Hilfe der Bibel zu tun, sowie mit den alten Mayabräuchen. Dieses war stets die beste Lösung und das wirksamste Heilmittel. Die Verbindung von Bibel und alten Bräuchen ist die beste Vermittlung in Konflikten, da sie wahrhaft ökumenisch, einschließend und im Dialog geschieht“.
Als Schwierigkeit wurde angemerkt, dass die Ökumene immer noch keine übergreifende Haltung in den verschiedenen Kirchen und Konfessionen ist. Mehrere Stimmen ließen verlauten, dass die kirchlichen Strukturen sich nicht so schnell ändern würden und dass viel mehr Menschen sich mehr persönlich als institutionell engagieren müssten. Unter den Samen für die weitere Aussaat befindet sich die Erkenntnis, dass die Vielfalt kein Problem, sondern eine Bereicherung ist. Als Symbol der Verpflichtung, weiter am Frieden und für bessere Verhältnissen in einer Region zu arbeiten, in der Gewalt und Ungleichheit immer noch präsent sind, pflanzte das aktuelle Team des INESIN einen Baum.
„Unser Jubiläum war ein Lied der Hoffnung, ein Lied, das uns daran erinnert, dass wir nicht allein sind und dass wir auch nach 15 Jahren gemeinsam mit dem chiapanekischen Volk weitergehen, begleitet von Schwestern und Brüdern aus der ganzen Welt“, betonte Kelly Miller (US-amerikanische Mitarbeiterin des aktuellen Teams). Am Ende des Festaktes wurde an jeden Beteiligten symbolisch ein kleines Säckchen mit Samen und ein größeres mit Dünger verschenkt, um daran zu erinnern, dass wir alle den Frieden säen können.