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Informationen über Guerrero
Natürliche Ressourcen :
Der Bundesstaat Guerrero ist reich an natürlichen Ressourcen. In seiner 63.596 km2 großen Ausdehnung gibt es ausgedehnte Strände, mit einer ca. 500 km langen Küstenlinie, Wälder, Grasland, Dschungel und Trockensavanne.
Obwohl Guerrero einer der Staaten mit der größten Biodiversität ist (an vierter Stelle auf nationaler Ebene), sind die Entwicklungen negativ, was sich im Verlust der wilden Flora und Fauna, der Abholzung, der Bodenerosion, der Senkung des Grundwasserspiegels und dem Verschwinden von Flüssen während der Trockenzeit manifestiert. Weitere Faktoren der ständigen Zerstörung der Ökosysteme sind die Landnutzungsänderungen, Waldbrände, Wilderrei an der wilden Flora und Fauna, wenig oder keine Abfallentsorgung und die Ausweitung der Zersiedelung, um nur einige zu nennen.
(SEMARNAT, INEGI 2015)
Wasser/Hydro-Elektrizität :
Der Bundesstaat Guerrero verfügt über einige der wichtigsten Flüsse des Landes, wie z.B. die Flüsse Balsas, Costa Chica und Costa Grande. Dies hat den Bau einer großen Anzahl von Bewässerungs- und Staudämmen ermöglicht. Der Infiernillo-Staudamm liefert Strom für ein Viertel von Mexiko-Stadt.
(CFE, 2019)
Mineralien :
Der Bundesstaat Guerrero spielte seit den Zeiten der Eroberung eine wichtige Rolle in der Produktion von metallischen Mineralien. In Taxco wurde auch die erste Mine betrieben. Es existieren mineralische Lagerstätten praktisch auf dem gesamten Gebiet; insbesondere von Kalkstein, Dolomit, Marmor, Gips, Sand, Kies, Tone und Steinbruch. Das Interesse am Bergbau in Guerrero ist nach wie vor groß, da ein großer Teil des Territoriums noch nicht erkundet wurde.
Der Wert der staatlichen Bergbauproduktion im Zeitraum Januar-Dezember 2017 belief sich auf 18.700.367.153 Millionen Pesos, was 6,93% der gesamten nationalen Bergbauwertschöpfung ausmacht.
Im Jahr 2017 produzierte Guerrero 11,94% des Goldes des gesamten mexikanischen Abbaus ausmacht und 7,1% des Steinabbaus Mexikos
Im Jahr 2018 gab es 908 Konzessionen im Staat, die 21,09 % der Fläche des Staates ausmachen.
- Im Zeitraum von 2005 bis 2010 vergab die Bundesregierung Bergbaukonzessionen für jeweils 50 Jahre auf fast 200.000 Hektar indigenen Territoriums in den Regionen Montaña und Costa Chica an multinationale Unternehmen, um im Tagebau Mineralien zu erkunden und abzubauen – ohne die territorialen Rechte und das Recht auf Konsultation der indigenen Völker zu berücksichtigen. In diesen Gebieten gibt es 42 Bergbauvorkommen, hauptsächlich Gold und Silber.
Quelle: Bericht XVI Kampf um den Aufbau der Morgenröte der Gerechtigkeit, Tlachinollan Mountain Center for Human Rights, 2011.
(SGM – Servicio Geológico Mexicano, 2018)
Landwirtschaft
59,1 % der Staatsfläche ist der Land- und Forstwirtschaft gewidmet. Des Weiteren werden in Guerrero Zukerror, gelber und weißer Mais, Weizen, Orangen, Bananen, Mango, Jitomate, Gurken, Chilisorten, Äpfel, Erdbeeren, Himbeeren und Bohnen angebaut. Auch die Forstwirtschaft ist vielfältig: Produziert wird Holz aus Kiefer, Eiche, Zeder und Mahagoni.
(INEGI, 2015, 2017)
Flora und Fauna
2 599 377 Hektar oder 40,9 % der Fläche Guerreros sind von natürlicher Vegetation bedeckt, die weder durch menschliche Aktivitäten noch durch Naturereignisse verändert wurde und sich wie folgt verteilt;
Der Staat besitzt alle Vegetationstypen der gemäßigten, trocken-tropischen und küstennahen Zonen. Man schätzt, dass es in Guerrero mehr als 6.000 Pflanzenarten gibt (in ganz Mexiko gibt es 30.000, also ein Fünftel). In den hoch gelegenen Zonen der Sierra Madre del Sur überwiegen Nadel- und Eichenwälder. Es gibt Dschungel in der Balsasenke und am Pazifikhang. Grasland, Mangroven, Küstendünen und verschiedene Arten von Wasservegetation existieren verteilt entlang des Küstenstreifens und des Binnenhangs. In den feuchtesten Gebieten sind mittelgroße Dschungel und Bergwälder vorzufinden. Landwirtschaftliche Flächen bedecken 21 % der Staatsfläche.
Die Fauna des Staates ist vielfältig und eine der artenreichsten auf nationaler Ebene. Es sind 1.332 Wirbeltierarten gemeldet, von denen 326 vom Aussterben bedroht sind, 114 davon sind endemisch in Mexiko.
SEMARNAT, INEGI 2015
Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) sind rund 90 % Mexikos abgeholzt; 2011 lag Guerrero landesweit an erster Stelle bei der Abholzung.
(Tlachinollan Menschenrechtszentrum Tlachinollan 2011)
Natürliche Schutzgebiete
Natürliche Schutzgebiete sind Land- oder Wassergebiete, die repräsentativ für verschiedene Ökosysteme sind, in denen die ursprüngliche Umwelt nicht wesentlich verändert wurde. In den Schutzgebieten existiert ein ökologischer Nutzen, der zunehmend anerkannt und geschätzt wird. Schutzgebiete werden durch einen Präsidialerlass geschaffen und die Aktivitäten, die in ihnen durchgeführt werden können, werden in Übereinstimmung mit dem Allgemeinen Gesetz über das ökologische Gleichgewicht und den Umweltschutz festgelegt. In Guerrero gibt es sechs Naturschutzgebiete, darunter drei Nationalparks und zwei Heiligtümer.
(CIBIOGEM, ANP 2019)
Drei Nationalparks
Dabei handelt es sich um Gebiete mit einem oder mehreren Ökosystemen, die sich durch ihre landschaftliche Schönheit, ihren wissenschaftlichen, pädagogischen, erholsamen oder historischen Wert, durch das Vorhandensein von Flora und Fauna, durch ihre Eignung für die touristische Entwicklung oder aus anderen Gründen von allgemeinem Interesse sind:
- El Veladero (Stadtbezirk von Acapulco)
- General Juan N. Álvarez (Gemeinde Chilapa)
- Höhlen von Cacahuamilpa (Pilcaya und Taxco de Alarcón)
Zwei Heiligtümer
Es handelt sich um Gebiete, die in Zonen eingerichtet wurden, die sich durch einen beträchtlichen Reichtum an Flora oder Fauna oder durch das Vorhandensein von Arten bzw. Unterarten oder begrenzten Lebensräumen auszeichnen. Dazu gehören Canyons, Wiesen, Relikte, Höhlen, Cenoten, Buchten oder andere topografische oder geografische Einheiten, die erhalten oder geschützt werden müssen:
- Tierra Colorada Strand
- Strand Piedra de Tlacoyunque
Migration :
Migration ist ein stark ausgeprägtes Phänomen im Bundesstat: Guerrero nimmt den ersten Platz in Bezug auf die interne Migration und den fünften Platz in Bezug auf die internationale Migration ein, wobei es sich in der Mehrzahl der Fälle um Männer handelt.
Fünfundneunzig Prozent der Einwohner wurden im Bundesstaat geboren, vier Prozent in einem anderen Bundesstaat und ein Prozent in den Vereinigten Staaten.
Es gibt eine tägliche Migrationsrate: 1,3 % der Bevölkerung des Staates ziehen in einen anderen Bundesstaat oder ein anderes Land, um dort zu arbeiten.
Es gibt zwei Arten der Migration: Tagelöhner in der Landwirtschaft in der Trockenzeit und die langfristige Migration in die Vereinigten Staaten.
Landwirtschaftliche Tagelöhner wandern in der Regel nach Sinaloa, Sonora, Baja California, Morelos und Chihuahua ein.
In Guerrero verzeichnete die Region Montaña die höchsten Migrationsraten, was auf die niedrigen Preise für Saatgut und Grundgetreide zurückzuführen ist, die in der Region angebaut werden. Auch die Tätigkeiten, mit denen sie früher ihr Familieneinkommen aufbesserten, wie Viehzucht, Forstwirtschaft und Handwerk, haben sich verschlechtert. Der Mangel an Gesundheits-, Bildungs-, Transport- und Kommunikationsdiensten war ein entscheidender Faktor für die Bewohner Bergregionen, sich für die Abwanderung in andere Orte innerhalb oder außerhalb des Staates zu entscheiden, wo sie die Tätigkeiten ausüben können, die sie an ihrem Herkunftsort tagtäglich ausübten, wie z. B. die Landwirtschaft. Trotz der schlechten Bedingungen, die in dem Ursprungsort herrschen, neigen viele Menschen dazu, nach einer gewissen Zeit zurückzukehren.
CDI. 2017
In den Vereinigten Staaten gibt es mehr als eine 1,5 Millionen Immigranten aus Guerrero, die hauptsächlich in fünf Städten wohnen: Chicago, wo mehr als 350 Tausend wohnen, gefolgt von Los Angeles in Kalifornien, Santa Ana in Texas, und Atlanta in Georgia.
Regierung des Bundesstaates Guerrero, 2017
Gewalt :
Im Jahr 2019 war Guerrero der zweitgewalttätigste mexikanische Bundesstaat nach Baja California. Im Jahr 2018 lag die Mordrate pro hunderttausend Einwohner bei 65,2, einer der höchsten Werte im Land, während die Zahlen für die ersten Monate des Jahres 2019 einen Anstieg auf 7 Tötungsdelikte pro Tag zeigten, um in den ersten Monaten des Jahres 2020 auf 4 Tötungsdelikte pro Tag zu fallen.
Der Bundesstaat rangierte im Jahr 2020 landesweit auf Platz 20 bei den Straftaten. Im Jahr 2017 lag er auf dem zweiten Platz.
Von den landesweit 100 Gemeinden mit den meisten Femiziden befinden sich zwei der Gemeinden, Platz 2 und 3, in Guerrero.
84,7 % der Bevölkerung über 18 Jahren fühlen sich unsicher in Guerrero (2019), eine Zahl, die in den letzten 10 Jahren generell gestiegen ist.
Darüber hinaus hat der Staat eine besondere Geschichte des Gewaltsamen Verschwindenlassens, die bis in den Schmutzigen Krieg zurückreicht, ein Phänomen, das sich in den letzten Jahren durch das organisierte Verbrechen wieder manifestiert hat.
(SESNSP, 2020 SEMAR, 2020. INEGI 2018)
Gewalt gegen Frauen :
Bei den vorsätzlichen Tötungsdelikten an Frauen belegt der Bundesstaat landesweit den sechsten Platz. Im Jahr 2019 wurden 190 Morde an Frauen registriert, von denen 174 als vorsätzliche Tötungsdelikte und 16 als Femizide eingestuft wurden, mit einem Durchschnitt von 16 Morden an Frauen pro Monat.
Im Jahr 2017 wurde in acht Gemeinden ein Alarm wegen extrem hoher geschlechtsspezifischer Gewalt ausgerufen: Acapulco de Juárez, Ayutla de los Libres, Chilpancingo de los Bravo, Coyuca de Catalán, Iguala de la Independencia, José Azueta, Ometepec und Tlapa de Comonfort.
SEGOB, 2020, SESNSP, 2020
Organisiertes Verbrechen :
Die Präsenz des organisierten Verbrechens ist in Guerrero stark, was zu Toten, Vertriebenen und Gewaltsam Verschwundenen geführt hat. Es gibt sehr gefährliche Zonen ausgelöst durch die Macht dieser Gruppen, zum Beispiel Tierra Caliente; Acapulco, Chilpancingo, Costa Grande, Costa Chica und Zona Norte.
Der Bericht Tlachinollan 2019 beschreibt die mangelnden Maßnahmen der drei Regierungsebenen bei der Arbeit gegen die kriminellen Gruppen und die Unfähigkeit, die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. In manchen Gegenden gibt es keine andere Möglichkeit, als mit dem Verbrechen zu paktieren, um zu überleben, da es keine Institutionen gibt, die für Sicherheit sorgen.
Bericht XXV, Tlachinollan, 2019
Drogenhandel und Gewalt :
Im Bundesstaat Guerrero gibt es große Landflächen mit Schlafmohn- und Marihuana-Monokulturen. Im März 2020 berichtete das Sekretariat der Marine von Mexiko in Abstimmung mit den Ministerien für Nationale Verteidigung, Auswärtige Angelegenheiten, der Generalstaatsanwaltschaft und dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, dass sich die Hauptanbaugebiete für Schlafmohn in den Bundesstaaten Guerrero, Nayarit und dem Goldenen Dreieck (Sinaloa, Chihuahua und Durango) befinden.
Im Jahr 2018 befanden sich 79 % der zerstörten Mohnkulturen in Guerrero, hauptsächlich in der Gemeinde Heliodoro Castillo (Tlacotepec) im Hochland der Region Central und in Acatepec in der indigenen Region La Montaña.
Der Ehrgeiz der verschiedenen Drogenkartelle, die Plantagen sowie den Vertrieb von Mohnprodukten und Marihuana zu kontrollieren, hat zu Gewalt geführt, die viele Familien, ja sogar Dörfer, vertrieben hat. Aus einem Bericht des Menschenrechtszentrums „José María Morelos y Pavón“ geht hervor, dass etwa 6.500 Menschen aufgrund der Gewalt im Bundesstaat ihre Häuser zwangsweise verlassen haben.
SEDENA 2018, 2020
Militarisierung :
In Guerrero war die Präsenz der Streit- und Sicherheitskräfte im öffentlichen Leben eine Konstante während des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 2006 begann der „Krieg gegen den Drogenhandel“ und im Jahr 2011 kündigten die Bundesregierung und die Regierung von Guerrero den Start der koordinierten Operation „Sicheres Guerrero“ an, bei der Tausende von Militärangehörigen, darunter auch Spezialkräfte, in den Bundesstaat geschickt wurden, um auf die ernste Sicherheitskrise zu reagieren, die im Bundesstaat aufgrund der Präsenz von Kartellen und organisiertem Verbrechen herrschte.
Trotzdem bleibt Guerrero einer der tödlichsten Bundesstaaten für das Militär, mit 59 Todesopfern in der laufenden Kampagne gegen den Drogenhandel. Es wurden mehrere gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen dem organisierten Verbrechen und der Armee gemeldet, bei denen auch Zivilisten ums Leben kamen.
"Es ist unvorstellbar, dass in einem militarisierten Staat das Hauptproblem der Bevölkerung die Unsicherheit ist, und dass weder diese Sicherheitskräfte noch die Streitkräfte Vertrauen in sie erzeugen"
Bericht XXV, Tlachinollan 2019
Informe XVI y XXV Tlachinollan, 2011 2019, SEDENA, 2020