AKTIVITÄTEN VON SIPAZ (Mitte Mai bis Mitte August 2010)
30/07/20102010
03/01/2011Wenige Tage vor der 16. Konferenz der Vertragsstaaten (COP-16) über Klimawandel, die Ende November in Cancún stattfinden wird, möchte der Internationale Friedensdienst SIPAZ die folgenden Überlegungen über das Problem des Hungers in Mexiko und einige der strukturellen Ursachen hinter dieser zugespitzten Problematik mitteilen, eine davon die Klimaveränderung und ihr Einfluss auf die mexikanische Landwirtschaft.
Hunger in Mexiko: ein trostloses Panorama
Laut Ergebnissen des Nationalen Rates der Evaluation der Entwicklungspolitik (CONEVAL) litten 2008 (im Moment der Untersuchung), nahezu 49 Millionen Mexikaner und Mexikanerinnen (dies entspricht mehr als 46% der Bevölkerung des Landes) auf die eine oder andere Weise an Ernährungsunsicherheit.
Von diesen 49 Millionen litten 25,8 unter der sogenannten „leichten Ernährungsunsicherheit“, 13,7 Millionen unter „mittlerer“ Ernährungsunsicherheit und 9,3 Millionen litten unter „schwerer“ Ernährungsunsicherheit. Von diesen 49 Millionen Personen konsumieren 11,2 Millionen weniger als das, was CONEVAL als extreme materielle Armut charakterisiert, und 2 Millionen Kinder sind chronisch unterernährt. Die Statistiken der Weltbank zeigen, dass 15,5% der mexikanischen Kinder unter 5 Jahren wegen Unterernährung unter Atrophie leiden (zum Zweck der Vergleichbarkeit können wir sagen, dass dieser Prozentsatz der Situation in Libanon oder Thailand entspricht).
Laut Zahlen des CONEVAL konzentriert sich die Bevölkerungen, die an mittlerer und schwerer Ernährungsunsicherheit leiden, vor allem im Zentrum und Südosten Mexikos. Daraus geht hervor, dass entsprechend dieser Klassifizierung in Chiapas 26,3% der Bevölkerung (zum Zeitpunkt der Untersuchung), 28,8% in Oaxaca und 33,8% in Guerrero davon betroffen sind. Der Hunger ist besonders zugespitzt in indigenen Gemeinden: 2008 litten 33,2% der indigenen Kinder unter 5 Jahren unter Atrophie und Unterernährung.
In Anbetracht dessen, dass sich die Weltwirtschaftskrise seit dem Moment der Untersuchung (2008) verschlimmerte, ist die Situation Ende 2010 vermutlich noch schlimmer. Seit dem Beginn der aktuellen Wirtschaftskrise haben der Rückgang der Überweisungen der MexikanerInnen aus dem Ausland an ihre Familien daheim, zusammen mit der Inflation (besonders bei den Produkten, die als „Grundnahrungsmittel“ angesehen werden) und in Kombination mit der Anhebung von Steuern, zum Anstieg der Ernährungsunsicherheit im Land beigetragen, ebenso die Zunahme der Arbeitslosenrate, ausgelöst durch ebendiese Krise. So geht z.B. aus einem im Oktober vom Strategischen Projekt für Ernährungssicherheit veröffentlichten Bericht hervor, dass jeder 4. von 10 Menschen in Oaxaca unter Ernährungsarmut leidet, was eine deutliche Zunahme gegenüber den 28,8% der Studie 2008 bedeutet.
Klimawandel, eine der strukturellen Ursachen des Hungers in Mexiko
Der Klimawandel ist ein struktureller Faktor der jetzt schon zur Existenz des Phänomens Hunger in Mexiko und anderen Teilen der Welt beiträgt. Dies ist ein Fakt, der in Zukunft sicherlich an Relevanz zunimmt, wenn dieser Punkt nicht radikal anders behandelt wird. Der Klimawandel (bzw. die Erderwärmung) besteht aus den Auswirkungen, die menschliche Aktivitäten seit Beginn der industriellen Revolution auf das Klimasystem der Erde hatten und haben. Es ist wissenschaftlich mehr als erwiesen, dass die massive Verbrennung fossiler Energien seit dem 18. Jahrhundert (Erdöl, Gas und Kohle) dazu geführt hat, dass mehr Wärme in der Erdatmosphäre gehalten wurde als dies sonst der Fall gewesen wäre. Aufgrund dieser Prozesse ist die globale Temperatur der Erde um 0,8°C seit der vorindustriellen Zeit gestiegen. 17 Länder haben in diesem Jahr schon Rekordtemperaturen gemeldet.
Die Erwärmung der Erdatmosphäre, provoziert durch den Klimawandel, droht möglicherweise katastrophale Auswirkungen auf die Menschheit zu haben: Wenn diese nicht angegangen wird, wird sie Schmelzung von Gletschern verursachen, in deren Folge der Meeresspiegel dramatisch steigen würde. Das Trinkwasser auf dem ganzen Planeten wird zurückgehen und ein Bruch in der traditionellen Abfolge der Regenfälle eintreten, der zu häufigeren und zerstörerischen Waldbrände führen wird. Die Ozeane der Welt werden an Säure zunehmen. Ihre ersten und deutlichsten Auswirkungen werden ein sichtbarer Anstieg der Statistiken in Bezug auf die Ernährungsunsicherheit sein, wie Jacques Diouf, Generaldirektor der Organisation der Vereinten Nationen für Landwirtschaft und Ernährung, auf dem Gipfel über Klimawandel in Dänemark im Dezember 2009 erinnerte.
Ende Juli 2010 erklärte Álvaro Salgado, Vertreter des mexikanischen Netzwerkes zur Verteidigung des Mais, auf einer Konferenz von Vía Campesina in Mexiko-Stadt, dass ca. 14.000 mexikanische Gemeinden aufgrund des Klimawandels mittlerweile außer Stande sind, Mais und Bohnen anzubauen. In einer Beobachtungsmission im August 2010, an der SIPAZ teilnahm („Das Wasser ist Leben, verteidigen wir seine Existenz“), erklärten die Bauern aus den Zentraltälern Oaxacas, sie hätten in den letzten Jahren beobachtet, dass sich die normalerweise erwarteten Niederschläge drastisch reduziert haben. Es wird geschätzt, das etwa 42 Millionen MexikanerInnen in Regionen leben, die stark von Trockenheit betroffen sind.
Andererseits haben die Bundesstaaten des mexikanischen Südostens in den letzten Jahren unter Regenfällen gelitten die es so noch nicht gegeben hatte, was paradoxerweise auch durch den Klimawandel ausgelöst wird, da eine heißere Atmosphäre mehr Wasser anzieht, und damit intensivere Niederschläge hervorruft. So kalkuliert Alexandra López Musalem, Repräsentantin in Oaxaca von Heifer Internacional, einer internationalen Nichtregierungsorganisation, die weltweit gegen Armut und Hunger kämpft, dass die Bundesstaaten Oaxaca, Guerrero und Chiapas wegen der starken Regenfälle und Überschwemmungen in Kürze eine Steigerung der Preise für Grundnahrungsmittel um 20% erwarten.
Diesen „Naturkatastrophen“ zu begegnen hat hohe Kosten: Laut dem Innenministerium wird die mexikanische Regierung in diesem Jahr ca. 24 Millionen Pesos ausgeben, um Katastrophen zu begegnen, die durch die Regenfälle im Süden der Republik ausgelöst wurden. Stephen Lysaght, erster Sekretär für Klimawandel in der britischen Botschaft in Mexiko informierte ausführlicher im vergangenen Oktober, dass die Kosten zur Behandlung der Folgen des Klimawandels in Mexiko etwa 20% des Bruttosozialproduktes (PIB) des Landes entsprechen, falls sie den angelaufenen Prozess überhaupt stoppen können.
Diese Art Probleme werden sich noch verschlimmern, wenn der Klimawandel so weiter geht und sogar beschleunigen, und damit zu einem signifikanten Abschwung der Landwirtschaft in den Gesellschaften führen, die sich in tropischen Breitengraden befinden.
Einige Schätzungen behaupten sogar das die landwirtschaftliche Produktion in vielen Teilen Mittelamerikas einfach unmöglich wird, wenn die globale Klimaerwärmung nur um 2° C (3.6° F) steigt, eine tatsächliche Möglichkeit in dieser Lage.
In Anbetracht dieser Überlegungen besteht kein Zweifel daran, dass, um den aktuellen und zukünftigen Hunger in Mexiko und anderen Teilen der Welt zu mindern, Strategien einbezogen werden müssen, die darauf zielen, diesen angekündigten Szenarien im Kontext des Klimawandels vorzubeugen.
Nutzung und Verteilung der Ländereien: ein in Betracht zu ziehender Faktor
Ein weiterer Faktor, der möglicherweise das Bestreben einer Verbesserung zur Sicherung der Ernährung in Mexiko erschwert, ist das den Agrotreibstoffen zugeschriebene Gewicht im Rahmen der weltweiten Agrarproduktion. Die Agrotreibstoffe – Ethanol und andere – sind Agrarprodukte, die man deswegen anbaut, um sie als Treibstoffe für die Personenbeförderung zu nutzen (Autos, Lastkraftwagen, Schiffe und Flugzeuge). In vielen Kreisen wurden sie als umsetzbare Alternative für die Kohlenwasserstoffe gepriesen, welche traditionsgemäß die Industrie und die Massenverkehrsmittel versorgten. Sicherlich hat man die politischen Folgen der Erdölabhängigkeit, sowie die Ungewissheit über die begrenzten existierenden Vorkommen dieses Brennstoffes, in Frage gestellt. Nichtsdestotrotz ist das größte Problem bei der Planung, Kohlenwasserstoffe durch Agrotreibstoffe zu ersetzen, dass ihr Anbau (der Agrotreibstoffe) eine Limitierung des Nahrungsmittelanbaus mit sich zieht. Außerdem benötigen sie weitaus mehr Wasser als andere Anpflanzungen, weswegen ihre Massenproduktion ebenfalls eine enorm wichtige Menge an Wasser für die Produktion von Nahrungsmitteln in Anspruch nimmt. Letztendlich hat sich in verschiedenen Ländern gezeigt, dass die Umsetzung des Anbaus von nur einer Pflanzenart (Monokultur), den Verlust der Biodiversität zur Folge hat und dass den Menschen die Möglichkeit genommen wird, sich selbst zu ernähren, da die fruchtbarsten Ländereien immer mehr für den Anbau zum Export genutzt werden. Laut des Sonderreferenten des Rechts auf Ernährung der UNO in den Jahren 2000 bis 2008, Jean Ziegler, ist die Produktion von Landwirtschaftstreibstoffen einfach nur ein „Verbrechen gegen die Menschheit.“
Ungeachtet dieser Einschätzung hat die mexikanische Regierung beschlossen, 200.000 Hektar fruchtbare Erde der Produktion von Landwirtschaftstreibstoffen für das Jahr 2013 bereit zu stellen.
Man schätzt, dass heute im Bundesland Chiapas schon 50.000 Hektar für den Anbau von Ölpalmen und weitere 10 Hektar für die Jatrophaproduktion genutzt werden. Vergangenen Juli hat die Regierung von Chiapas ihr Engagement bestätigt, dazu beizutragen, dass die Landwirtschaftstreibstoffe im Jahr 2015 ein Prozent des nationalen Bedarfs decken werden und im Jahre 2020 rund 15% erreichen sollen.
Eine andere relevante Überlegung ist der Punkt der Verteilung der Anbaufläche in Mexiko. Es ist bekannt, dass der Druck von Emiliano Zapata und seinen Anhängern auf die Neuverteilung der Ländereien während der Mexikanischen Revolution nur geringe Veränderungen in den südöstlichen Bundesländern Mexikos zur Folge hatte. Die Agrarreform, welche im Norden und in der Mitte des Landes zustande kam, führte man in dieser Region in stark limitierter Form aus und außerdem vollzog sich diese nach der Ära der Revolution. Insbesondere die Politiker des Bundeslandes Chiapas, viele von ihnen Nachfahren oder Abkömmlinge der seit jeher bestehenden Elite, aus der die Großgrundbesitzer des Bundeslandes stammten, befürworteten die Kolonisierung des unberührten Regenwaldes, um zu verhindern, dass sie die von ihnen bereits erschlossenen Gebiete umverteilen mussten. Sicherlich ist dieses Phänomen drastisch gestoppt worden durch die Entdeckung in neuester Zeit, dass eben diese Ländereien voller Bodenschätze wie Wasser, Erdöl und von enormer Biodiversität sind. In der Zwischenzeit hat diese „Kolonisations“politik unter anderem eine massive Entwaldung in besagter Zone zur Folge, sowie einem Anstieg der Erosion der dortigen Erde und des Kohlenwasserstoffausstosses. Außerdem hat seit dem vergangenen Jahrhundert der Bau von Erdölförderungsanlagen und Wasserkraftwerken ebenfalls das Schicksal vieler ehemals zur Nutzung zum Anbau von Nahrungsmitteln geeigneter und genutzter Ländereien besiegelt. All dies hat eine große Auswirkung auf die indigene und ländliche Bevölkerung dieser Zone.
Es bleibt noch zu erwähnen, dass auch die implementierten mexikanischen Ernährungsvorlieben und die Wirtschaftsmodelle des „Fortschrittes“ die aktuelle Hungersnot, unter welcher ein großer Teil der Bevölkerung leidet, zur Konsequenz hatten und immer noch haben.
Daten aus dem Jahr 2002 geben an, dass jeder Mexikaner pro Jahr rund 59 kg Fleisch konsumiert. Dies ist weit unter dem Index, welche Länder wie die USA (124) oder Spanien (118) aufweisen, aber es ist wiederum im Durchschnitt betrachtet bedeutend höher als in Marrokko (20), Indien (5) oder Bangladesh (3). Man schätzt, dass es rund 15 kg Getreide bedarf, um ein Kilo Fleisch zu produzieren. Im vergangenen Juni haben die Vereinten Nationen zu einer Veränderung zu einer Ernährungsweise ohne Fleisch und Milchprodukte aufgerufen angesichts dessen, dass die Auswirkungen der momentanen Ernährungsform genauso viel mit dem Hunger in der Welt zu tun hat, wie auch mit dem globalen Klimawandel. Im Falle von Chiapas hatte die Umsetzung einer fortschrittlichen, expandierenden Viehzucht in den Wäldern in den 80er Jahren sowohl eine negative Auswirkung auf die lokale Ernährungssicherung, so wie auch die Abholzung und die Erosion der Erde, welche daraus resultierte.
Mexikanische Politik und internationale Interessen
Gewiss ist – in einem Atemzug zu erwähnen – dass ein weiterer Faktor, welcher keineswegs unbedeutender als die aktuelle Hungerssituation ist, mit der allgemeinen Finanz – und Wirtschaftspolitik, die nach den 80er Jahren in Mexiko vollzogen wurde, zu tun hat. Seit 1988 zieht die Entscheidung der Regierung Salinas de Gotari, zu konkurrieren und sich dem internationalen Markt zu öffnen, große Veränderungen im Agrarbereich mit sich: Die Subventionen sind weniger geworden und man vernachlässigte insbesondere den Getreidesektor, welcher die Basis der Nahrungsmittel der Mehrheit der Bevölkerung repräsentiert. Die Produktion und die Arbeitsplätze verringerten sich in den ländlichen Gebieten enorm. Indigene und bäuerliche Gemeinden, welche zuvor zumindest genug zum Eigenbedarf produzieren konnten, verloren kontinuierlich diese Kapazität. Aus diesem Umfeld ist es vielen Landwirten stets unmöglich gewesen, mit den Ökonomien der Vereinigten Staaten oder Kanada zu konkurrieren.
Gewiss ist, dass nach 1994 die Einführung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA, mit den USA und Kanada) im gesamten Land ernsthafte Probleme bei der Agrarproduktion hervorgerufen hat, einen Verlust der Nahrungsmittelsouveränität in Kauf nahm und zu dem Phänomen der massiven Abwanderung aus den ländlichen Gebieten beitrug; auf internem Niveau (in die großen mexikanischen Städte), sowie in das Ausland ( überwiegend in die Vereinigten Staaten ).
Vielleicht sollte man in allgemeinster Weise sagen, dass die Existenz einer derartig schweren Hungersnot im heutigen Mexiko, so wie in vielen anderen Teilen der Erde, ihren Ursprung in dem momentan prädominanten Wirtschaftssystem hat: dem Kapitalismus. Der Kapitalismus ist ein Wirtschaftssystem, welches auf Privatbesitz und der Anhäufung von Reichtümern basiert. Das unglückliche Ergebnis dieses Modells ist, wie es der berühmte nordamerikanische Philosoph Noam Chomsky kurz zusammenfasst, dass das Interesse am finanziellen Gewinn sich über das des Wohlbefindens der Mitmenschen stellt, welches dadurch die breite Masse der Bevölkerung in das Abseits drängt Es besteht kein Zweifel daran, dass „Gewinn erwirtschaftet wird„, aber damit löst man nicht das allgegenwärtige Merkmal des Kapitalismus: das der Unausgeglichenheit und der einseitigen Verteilung besagter Reichtümer. Laut der schon erwähnten Untersuchung von CONEVAL, repräsentieren und erwirtschaften 10% der reichsten Bevölkerung fast 39% der gesamten nationalen Einnahmen, während die Einnahmen der ärmsten 10% nicht einmal 2% ausmachten; ein Zustand, der sich seit den ersten Untersuchungen in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht geändert hat.
Zukunftsperspektiven
Wie schon der deutsche sozialkritische Theodor W. Adorno schrieb: „Es bleibt einem keine andere Hoffnung aus der Vergangenheit, als zu wissen, dass aus Selbiger etwas anderes entstehen wird.“ Dennoch muss man sich fragen, ob dies wahrscheinlich, geschweige überhaupt möglich ist, dass in der Zukunft etwas „anderes“ als der heutige in Mexiko erschütternde Hunger entstehen kann. Die Mehrheit der möglichen Szenarien betrachtend, erscheint eine Verschlechterung der Situation weitaus plausibler als eine Verbesserung.
Die jüngsten Schätzungen der Weltbank lassen darauf schließen, dass die weltweite Finanzkrise in den kommenden Jahren ohne Besserung weiterhin bestehen wird und einen signifikanten Anstieg der Zahl der Menschen, die über den ganzen Planeten verteilt in extremer Armut leben und an Hunger leiden, mit sich ziehen wird. Letztendlich kamen kürzlich die Vereinten Nationen zu dem Schluss, dass die Lebensmittelpreise im kommenden Jahrzehnt wohl um 40% teurer werden. Jüngste Vorschläge um das Recht auf Ernährung als Grundgesetz in Mexiko einzuführen, selbst wenn dies einem guten Willen entspringt, könnten nicht im Geringsten die Situation verändern, solange die aktuellen sozialwirtschaftlichen Strukturen und die gegenwärtigen Machtmonopole nicht verändert werden. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass viele dieser Änderungen nicht ausschließlich in Mexiko durchführbar sind, sondern dass es vielmehr notwendigerweise weltweit zu einem radikalen Umdenken und Wechsel kommen muss. Auch wenn sich das Bewusstsein der Menschen diesbezüglich geöffnet hat, ist das Bedürfnis nach globalen Antworten im Bezug auf die Klimaerwärmung, nur ein Beispiel für die Herausforderungen, die noch vor uns liegen.
Trotz dieser ernsten Fakten, ist es nicht unmöglich, diese Myriade an Realitäten, die sich gegen das Leben an sich richtet, wieder ins Lot zu rücken um eine Welt zu schaffen, in der mit den Worten Adornos „niemand hungern muss“. Die von der Gruppe „Global Scenario Group“ präsentierte Vision, welche sie die „große Wende“ nennen, sieht eine Welt vor, die sich durch Freiheit, Gleichheit und einem harmonischen Verhältnis zur Natur auszeichnet und sicherlich noch möglich ist. In einem Großteil des Planeten bietet uns die Beziehung der indigenen Bevölkerung zur „Mutter Erde“ und ihre Gemeinschaftsform im Bezug auf das Denken und Zusammenleben ein Beispiel, wie man wieder ein neues Gleichgewicht herstellen kann. Hoffen wir, dass es noch möglich ist, die gegenwärtige Situation rückgängig zu machen, in der jeder einzelne von uns eine Verantwortung trägt.